Medikamente bestellen wie Schuhe oder Bücher? Für viele Menschen in Österreich ist das längst Alltag. Und doch sorgt das Thema Online-Apotheke weiterhin für Diskussionen. Ist das sicher? Was passiert mit der Apotheke ums Eck? Und warum darf man in Österreich eigentlich noch immer keine rezeptpflichtigen Medikamente online bestellen? Für Martina Egger, Director Country Management Österreich von Redcare Pharmacy / shop-apotheke.at, ist klar: Die Online-Apotheke ist keine Bedrohung, sondern eine notwendige Ergänzung in einem Gesundheitssystem, das sich längst digitalisiert.
Eine Apotheke – nur digital zugänglich
„Shop Apotheke ist eine echte Apotheke, die ihre Leistungen digital zugänglich macht“, stellt Egger gleich zu Beginn klar. Dieser Satz ist ihr wichtig, denn er räumt mit einem hartnäckigen Missverständnis auf: Online-Apotheken sind keine anonymen Versandhändler, sondern regulierte Apotheken mit denselben Pflichten wie stationäre Betriebe.
„Wir erfüllen dieselben pharmazeutischen Anforderungen wie jede Vor-Ort-Apotheke und vertreiben selbstverständlich ausschließlich in Österreich zugelassene Produkte“, sagt Egger. Der Unterschied liege nicht in der Qualität, sondern im Zugang. Kund:innen bestellen online und bekommen ihre Medikamente zuverlässig nach Hause geliefert.
„Für viele Menschen bedeutet das eine erhebliche Erleichterung – sei es aus Zeitgründen, aus gesundheitlichen Gründen oder weil die Wege weit sind“, erklärt die Expertin. Was banal klingt, ist in der Realität oft entscheidend: Wer eingeschränkt mobil ist, chronisch krank oder beruflich stark eingebunden, erlebt die klassische Apotheke nicht immer als niedrigschwelliges Angebot.
Gleiche Sicherheit, andere Rahmenbedingungen
Ein oft gehörter Vorwurf lautet: Online könne Beratung nicht so gut funktionieren wie im persönlichen Gespräch. Egger widerspricht entschieden. „Wir arbeiten mit denselben Qualitäts- und Sicherheitsstandards wie stationäre Apotheken, inklusive der Prüfung auf Wechselwirkungen“, sagt sie. Jede Bestellung werde pharmazeutisch kontrolliert.
Der entscheidende Unterschied sei in Österreich nicht fachlicher, sondern rechtlicher Natur. „In Österreich dürfen wir derzeit nur rezeptfreie Medikamente versenden“, erklärt Egger. Währenddessen ist man in anderen Ländern deutlich weiter. „In anderen europäischen Ländern – wie Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz – wird schon lange erfolgreich auch der digitale Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten angeboten.“
Dass Österreich hier eine Sonderrolle einnimmt, sei historisch gewachsen, aber zunehmend schwer erklärbar. Denn die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen: Die Vor-Ort-Apotheke verschwindet nicht, nur weil es eine digitale Alternative gibt. „Die Apotheke vor Ort bleibt für viele Situationen wichtig, aber digitale Modelle schließen Versorgungslücken, die heute real existieren“, sagt Egger.
Preis, Komfort und Diskretion
Ein Thema, das viele Kund:innen unmittelbar spüren, ist der Preis. „Für Konsument:innen liegt der große Vorteil einer Online-Apotheke darin, bis zu 40 % beim Kauf von Medikamenten sparen zu können, ohne auf irgendetwas zu verzichten“, sagt Egger offen. Gerade bei regelmäßig benötigten Produkten summieren sich diese Unterschiede schnell.
Doch Geld ist nicht der einzige Faktor. Die Bestellung selbst ist denkbar einfach. „Man wählt ein Produkt aus, bestellt es, und die Lieferung kommt sicher nach Hause“, beschreibt Egger den Prozess. Unterstützt wird das durch digitale Funktionen wie eine Bestellhistorie, die hilft, den Überblick über frühere Therapien zu behalten.
„Besonders Produkte, die Menschen lieber diskret bestellen möchten, werden online sehr stark nachgefragt – etwa Allergiemittel oder schambehaftete Produkte“, so Egger. Die Hemmschwelle, sensible Themen anzusprechen, sei online oft niedriger.
Warum Menschen bleiben
Wer einmal online bestellt hat, kommt häufig wieder. „Bei Shop Apotheke kommen 9 von 10 Kund:innen wieder“, sagt Egger. Das liege an der Erfahrung: schnell, verlässlich und bequem.
Vor allem Menschen mit regelmäßigem Bedarf schätzen das Angebot – „etwa bei saisonalen Beschwerden, wiederkehrenden Symptomen oder bei chronischen Erkrankungen.“
Hinzu kommt ein breites Sortiment, das über klassische Medikamente hinausgeht. „Es ermöglicht eine Rundumversorgung für Gesundheit und Wohlbefinden“, erklärt Egger. Beauty, Pflege, Sanitätshaus, Baby und Familie oder Tiergesundheit – all das gehört inzwischen zum Angebot.
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Ergänzung statt Konkurrenz
Die Sorge, Online-Apotheken könnten die klassische Apotheke verdrängen, hält Egger für unbegründet. „Ich sehe darin ein Zusammenspiel“, sagt sie. Akute Fälle, persönliche Beratung oder Notdienste bleiben klare Domänen der Vor-Ort-Apotheke.
Digitale Modelle greifen dort, wo das System sonst an Grenzen stößt. „Sie ergänzen genau dort, wo es sinnvoll ist – etwa wenn Menschen nicht mobil sind oder wenn die Wege weit sind.“ Gerade der Blick ins Ausland zeige, dass Integration möglich ist. „Die Erfahrung lehrt, dass ein digitaler Zugang nicht zu Konflikten führen muss, sondern die Versorgung insgesamt stärkt.“
Besonders wichtig für chronisch Kranke
Für chronisch kranke Menschen oder Bewohner:innen unterversorgter Regionen ist der Versandhandel oft mehr als nur Komfort. „Gerade dort ist unser Angebot oft der Unterschied zwischen ‚gut versorgt‘ und ‚schwer erreichbar‘“, sagt Egger.
„Chronisch kranke Menschen brauchen Regelmäßigkeit und Planbarkeit – das können wir sehr gut abbilden.“ Auch ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen profitieren besonders. Für sie „kann der Versandhandel überhaupt erst ermöglichen, dass sie ihre Therapie konsequent fortführen.“ Nicht zu unterschätzen sei auch die Entlastung für Angehörige und Pflegekräfte.
Beratung bleibt zentral
Trotz aller Digitalisierung bleibt eines unverzichtbar: pharmazeutische Kompetenz. „Wir arbeiten als vollwertige Apotheke“, betont Egger. „Unser 150-köpfiges Team aus pharmazeutischen Fachpersonal steht telefonisch bereit, um Fragen zu beantworten.“ Die Qualität der Beratung habe denselben Stellenwert wie in einer stationären Apotheke.
Österreich im europäischen Vergleich
Interessant ist: Die Nutzung von Online-Apotheken hängt weniger vom Wohnort als von den Bedürfnissen ab. Wer sparen wolle, wenig Zeit habe oder regelmäßig Medikamente benötige, bestelle eher online.
Redcare Pharmacy ist inzwischen in sieben europäischen Ländern aktiv. „In vielen davon – etwa Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz – sind digitale Rezepte längst etabliert und Teil des Alltags“, erklärt Egger. Österreich sei innerhalb der Gruppe „einer unserer dynamischsten Märkte“.
Das Rx-Problem
Warum also ist der Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten in Österreich noch immer verboten? „Das liegt ausschließlich an der österreichischen Gesetzeslage“, sagt die Expertin nüchtern. Andere Länder hätten den Rx-Versand längst reguliert und sicher umgesetzt.
Redcare Pharmacy wäre technisch bereit. „Die technische Umsetzung wäre schnell machbar – wir könnten eine sichere Lösung innerhalb weniger Monate anbieten, auch über die ID Austria“, sagt Egger. Entscheidend sei der politische Wille und der Dialog mit allen Beteiligten.
„Früher oder später wird dieser Schritt notwendig sein“, ist Egger überzeugt. Telemedizin, mobile Pflege und digitale Services bräuchten eine moderne Medikamentenversorgung, die mitzieht. Das Ziel bleibt klar: „Uns geht es darum, Versorgung im Bereich Gesundheit so einfach und zugänglich wie möglich zu machen – für alle Menschen, egal wo sie wohnen oder wie mobil sie sind.“
Bildquellen
- Online-Apotheke: iStocphoto.com/ SrdjanPav

