Die Antibabypille – sie gibt Kontrolle über den eigenen Körper, ermöglicht Sexualität ohne ständige Angst vor Schwangerschaft und hat gesellschaftlich Türen geöffnet, die früher verschlossen schienen. Aber kann die Pille auch unser Herz und unsere Gefühle beeinflussen? Und zwar nicht nur auf romantische Weise, sondern auf eine Art, die uns vielleicht ein bisschen… eifersüchtig macht?
Kann die Pille Eifersucht auslösen?
Die Idee klingt auf den ersten Blick absurd. Doch eine Reihe von Studien deutet genau darauf hin: Hormone beeinflussen nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Psyche – einschließlich der Art, wie wir Beziehungen wahrnehmen und auf potenzielle Rivalinnen reagieren.
Eine aktuelle finnische Studie untersuchte 948 Frauen, die die Antibabypille nahmen. Die Forscher:innen stellten Fragen zu Vertrauen, Eifersucht und emotionaler Sicherheit in der Partnerschaft – und verglichen die Antworten mit der Marke der Pille, die jede Frau verwendete.
Die Rolle der Hormone
Um zu verstehen, wie die Pille Eifersucht beeinflussen könnte, müssen wir einen kurzen Blick auf die wichtigsten Hormone werfen: Östrogen und Progesteron. Die kombinierte Antibabypille enthält beide, während sogenannte „Minipillen“ nur Progesteron enthalten.
Östrogen ist für viele emotionale Prozesse im Gehirn entscheidend. Es beeinflusst Stimmung, Sozialverhalten und sogar die Art, wie wir emotionale Signale bei anderen Menschen wahrnehmen. Progesteron hingegen ist eher beruhigend – es wirkt angstlösend und stabilisiert teilweise die Stimmung.
Das Ergebnis der Studie war überraschend: Frauen, die Pillen mit höheren Östrogenspiegeln einnahmen, zeigten deutlich mehr eifersüchtige Tendenzen. Progesteron schien hingegen kaum eine Rolle zu spielen. Kurz gesagt: Je mehr Östrogen in der Pille, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen emotional sensibler auf potenzielle Bedrohungen in ihrer Beziehung reagieren.
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Warum Eifersucht?
Eifersucht ist ein evolutionäres Relikt. Sie dient dazu, potenzielle Rivalen zu erkennen, die Bindung an den Partner zu stärken und den Fortpflanzungserfolg zu sichern. Doch wenn Hormone durch äußere Einflüsse wie die Pille verändert werden, kann dieses alte System ein Eigenleben entwickeln.
Die Forscher:innen vermuten, dass ein hoher Östrogenspiegel das Gehirn empfindlicher für emotionale Reize macht. Konkret: Signale, die auf Untreue oder Rivalität hindeuten könnten – ein süßes Lächeln einer Kollegin, ein harmloser Flirt beim Abendessen – werden stärker wahrgenommen und als Bedrohung interpretiert.
Die Pille und die Partnerwahl
Die Eifersucht ist jedoch nur ein Aspekt. Frühere Studien zeigen, dass die Pille auch die Partnerwahl beeinflussen kann. Frauen, die die Pille nehmen, bevorzugen tendenziell weniger maskuline Männer und empfinden „jugendliche“ Gesichtszüge als attraktiver. In einer evolutionspsychologischen Perspektive ist das faszinierend: Die Pille verändert die hormonelle Ausgangslage und damit die Kriterien, nach denen wir Partner auswählen.
Einige Forscher:innen sehen darin eine mögliche Erklärung, warum viele Frauen nach dem Absetzen der Pille oft berichten, dass sie sich zu einem anderen Partner hingezogen fühlen oder alte Partner plötzlich anders wahrnehmen. Es ist, als würde die Pille nicht nur den Zyklus, sondern auch die romantische Wahrnehmung „programmieren“.
Wie stark ist der Effekt wirklich?
Bevor man in Panik gerät: Nicht jede Frau, die die Pille nimmt, wird automatisch eifersüchtig oder emotional überempfindlich. Die Auswirkungen hängen stark von der individuellen Hormonsensitivität, der Pillenmarke und weiteren psychologischen Faktoren ab.
Die Studie der Universität Stirling liefert jedoch statistisch relevante Hinweise: Frauen mit Pillen, die besonders hohe Östrogendosen enthalten, zeigten häufiger emotionale Unsicherheiten, Misstrauen und Eifersuchtsgefühle. Reine Progesteron-Pillen hingegen wirkten deutlich neutraler.
Kurz gesagt: Die Marke und Zusammensetzung der Pille kann einen subtilen, aber messbaren Einfluss auf die Beziehung haben.
Was bedeutet das für Paare?
Die gute Nachricht: Wer über mögliche Auswirkungen informiert ist, kann vorbeugen. Kommunikation ist der Schlüssel. Paare, die offen über Gefühle, Unsicherheiten und Veränderungen sprechen, können hormonell bedingte Spannungen deutlich reduzieren.
Ein bisschen Eifersucht ist normal, aber wenn sie plötzlich die Beziehung dominiert, lohnt sich ein Blick auf die Hormone.
Wenn du merkst, dass du emotional sensibler oder eifersüchtiger wirst, solltest du prüfen, welche Pillenmarke du nimmst, und gegebenenfalls Rücksprache mit deiner Gynäkologin halten. Manchmal kann ein Wechsel zu einer niedrigeren Östrogendosis oder zu einer Progesteron-Pille dein hormonelles Gleichgewicht wiederherstellen.
Bildquellen
- Pille und Eifersucht: iStockphoto.com/ fizkes

