Schnee, Wind, UV: So schützt du deine Augen auf der Piste

Augen & Schnee

Wer den Gipfel im Blick hat, denkt meist an feste Schuhe, warme Kleidung und die richtige Ausrüstung. Doch was viele vergessen: Nicht nur Haut und Muskeln müssen den extremen Bedingungen am Berg standhalten – auch unsere Augen sind dort oben im Hochleistungseinsatz. Denn wo der Himmel klarer, der Schnee heller und die Sonne näher ist, lauert eine unsichtbare Gefahr: ultraviolette Strahlung.

Höhe & UV-Strahlung

In der klaren Winterluft, zwischen glitzernden Schneefeldern und blendend weißen Hängen, ist die Belastung für die Augen enorm. „Mit zunehmender Höhe steigt die Intensität der Sonnenstrahlung“, weiß Fachoptiker Andreas Stastny aus Innsbruck.

Laut dem Global Solar UV-Index nimmt die UV-Strahlung pro 1.000 Meter um 10 bis 12 Prozent zu. Und das ist erst die halbe Wahrheit – denn der Schnee verdoppelt durch seine Reflexion die Gesamtbelastung noch einmal. 

Das bedeutet: Wer auf 2.000 oder 3.000 Metern unterwegs ist, bekommt eine UV-Dosis ab, die der in der Sahara nahekommt – nur eben mit Minusgraden und Wind. Eine unsichtbare, aber gefährliche Kombination, die Hornhaut und Netzhaut stark beansprucht.

Wenn der Schnee zur Lichtfalle wird

Dass Schnee und Eis gefährlich blenden können, weiß jeder, der schon einmal ohne Sonnenbrille auf der Skipiste stand. Doch das Brennen in den Augen und das diffuse Sehen danach sind nicht nur unangenehm – sie sind Warnsignale. Zu viel UV-Licht kann die empfindlichen Zellen der Hornhaut schädigen und zu einer sogenannten „Schneeblindheit“ führen – einer Art Sonnenbrand auf der Augenoberfläche.

Die Symptome: stechende Schmerzen, tränende Augen, starke Lichtempfindlichkeit und das Gefühl, Sand in den Augen zu haben. Glücklicherweise ist die Erkrankung meist reversibel – unangenehm bleibt sie trotzdem.

Doch langfristig kann ungeschütztes Sehen in großer Höhe ernste Folgen haben: UV-Strahlung beschleunigt die Alterung der Linse, begünstigt den Grauen Star und kann auch Schäden an der Netzhaut verursachen.

„Der UV-Schutz einer Sonnen- oder Skibrille sollte mindestens 400 nm betragen,“ rät Stastny. Damit werden sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen zuverlässig abgefangen. Was viele nicht wissen: „Der UV-Schutzfilter ist unsichtbar. Das bedeutet, jedes Brillenglas kann damit versehen werden.“

Nicht jede Brille ist gleich

Viele Sportlerinnen und Sportler greifen auf ihre Lieblingssonnenbrille zurück, wenn es auf den Berg geht – oft ein Fehler. Denn was im Tal gut aussieht, bietet am Berg nicht automatisch ausreichenden Schutz.

Wichtig ist nicht nur der UV-Filter, sondern auch die Passform und die Verarbeitung der Brillengläser. Auf der Piste oder beim Tourengehen braucht es Modelle, die Wind, Schnee und Streulicht abhalten und die Augen davor schützen. Selbst kleinste Lücken zwischen Glas und Gesicht können durch reflektiertes Licht gefährlich werden.

Ob eine Wanderung durch alpine Landschaften, ein Tag auf der Skipiste oder eine Tour im unberührten Tiefschnee – der Bergsport vereint Bewegung, Erlebnis und Natur in ihrer reinsten Form. Gleichzeitig sind die Bedingungen am Berg besonders anspruchsvoll: starke Sonneneinstrahlung, Schneereflektion, Wind und Kälte können die Augen enorm strapazieren.

Was Brillenträger:innen beachten sollten

Wer im Alltag auf eine Sehkorrektur angewiesen ist, steht oft vor einem Dilemma: Normale Brille oder Skibrille – beides zusammen passt selten optimal. Die gute Nachricht: Die Technik hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht.

„Sogenannte Over-The-Glasses-Modelle (OTG) können bequem über der eigenen Alltagsbrille getragen werden,“ erklärt Stastny. Diese Modelle sind so konstruiert, dass sie trotz doppelter Gläser nicht beschlagen und ausreichend Platz bieten. „Alternativ ermöglichen spezielle Ski- oder Sportbrillen mit Clip-in Systemen die Integration individueller Korrekturgläser.“

Damit sitzt die Korrektur fest und sicher, ohne dass man auf klare Sicht verzichten muss.

Skibrille ist nicht gleich Sonnenbrille

Ein häufiger Irrtum: Eine hochwertige Sonnenbrille reicht doch bestimmt auch beim Skifahren? Leider nein.

„Beim Wintersport sollte am besten durchgehend eine Skibrille getragen werden,“ rät der Innsbrucker Fachoptiker. „Denn ihr Material unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Sonnenbrillen. Sie sind aus thermoplastischen Mischungen hergestellt. Das macht diese Sportbrillen besonders strapazierfähig und robust.“

Tatsächlich sind Skibrillen auf extreme Bedingungen ausgelegt: Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Stöße, Feuchtigkeit und Winddruck. Das flexible Material verzieht sich nicht und bleibt bruchfest, selbst wenn man einmal stürzt.

Ein weiterer Vorteil ist die geschlossene Form. Sie bietet den Augen einen vollständigen Schutz vor Schnee, Wind, Kälte und Nässe. „Damit dieser Schutz optimal wirkt, sollte die Skibrille ideal an die individuelle Gesichtsform angepasst werden.“

Ein zu lockerer Sitz führt dazu, dass kalte Luft eindringt oder die Gläser beschlagen. Ein zu enger Sitz kann Druckstellen verursachen. Fachgeschäfte bieten daher eine persönliche Anpassung an – ein Service, den man sich gerade bei teureren Modellen gönnen sollte.

Kontaktlinsen – Freiheit für die Augen

Für viele Wintersportler:innen ist die Vorstellung, unter der Skibrille noch eine Korrekturbrille zu tragen, wenig verlockend. Hier bieten Kontaktlinsen eine praktische Lösung.

Sie beschlagen nicht, rutschen nicht, und man vergisst fast, dass man sie trägt. Außerdem erlauben sie eine größere Bewegungsfreiheit – perfekt für alle, die sich auf der Piste oder beim Klettern voll konzentrieren wollen.

Moderne Linsen bestehen aus Materialien, die Sauerstoff gut durchlassen und damit auch bei längeren Tagen im Freien angenehm zu tragen sind. In Kombination mit einer hochwertigen Skibrille mit UV-Schutz entsteht ein doppelter Schutz: die Linse sorgt für klare Sicht, die Brille für den UV-Filter und den Schutz vor Wind und Schnee.

Was beim Bergbrillenkauf wichtig ist

Beim Kauf einer Berg- oder Skibrille lohnt es sich, auf einige technische Details zu achten.

  • UV-Schutz: Immer auf die Kennzeichnung „UV400“ oder „100 % UV-Schutz“ achten.
  • Tönung: Helle bis mittlere Tönungen (Kategorie 2–3) für Wintertage, sehr dunkle (Kategorie 4) für Gletscher und Hochgebirge.
  • Polarisationsfilter: Reduzieren Blendungen durch reflektiertes Licht.
  • Anti-Fog-Beschichtung: Verhindert das Beschlagen der Gläser bei Temperaturschwankungen.
  • Passform: Die Brille sollte eng anliegen, aber nicht drücken – idealerweise mit Schaumstoffpolsterung.

Viele Sportbrillenhersteller bieten zudem Wechselgläser für unterschiedliche Lichtverhältnisse – so kann man vom sonnigen Gipfel bis zur verschneiten Talabfahrt flexibel reagieren.

@onbelee Do you have a go to goggle lens? #snowboarding #girlswhosnowboard #snowboardgirl #snowboardlife #goggles #lens ♬ Run, Rudolph Run – Chuck Berry

Sicher sehen – aber auch sicher hören

Nicht nur die Augen, auch die Ohren verdienen Schutz und Aufmerksamkeit. Denn wer Wind und Kälte ausgesetzt ist, riskiert nicht nur Erfrierungen, sondern auch Entzündungen oder Reizungen des empfindlichen Gehörgangs.

Gerade auf Skipisten ist gutes Hören zudem ein Sicherheitsfaktor: Ob herannahende andere Wintersportler:innen oder Warnsignale – wer klar hört, reagiert schneller. Viele moderne Helme und Brillen kombinieren heute Schutz, Komfort und Kommunikationsfunktionen.

Unter www.scharfsinn2.at findest du zahlreiche Tipps rund um das Thema gutes Sehen und Hören, ergänzt durch eine österreichweite Expertensuche.

Bildquellen

  • Sehen am Berg: iStockphoto.com / fundamental rights

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