Müde, schlapp und Schnupfen: Ab wann man zu Schmerzmittel greifen sollte und wann nicht

Es beginnt meist ganz harmlos: Ein leichtes Kratzen im Hals, eine träge Stimmung, vielleicht ein leises Niesen. Am nächsten Tag kommt die Müdigkeit dazu, der Kopf wird schwer, die Glieder ziehen. Und ehe man sich versieht, liegt man mit einer Tasse Tee und einer Packung Taschentücher auf dem Sofa. Schnupfen, Müdigkeit und Schlappheit sind typische Vorboten einer Erkältung – oder manchmal sogar mehr.

In solchen Momenten greifen viele Menschen fast schon automatisch zu Schmerzmitteln. Schließlich will man funktionieren – im Job, im Alltag, in der Familie. Doch ist das wirklich sinnvoll? Wann helfen Schmerzmittel tatsächlich?

Der Körper in Alarmbereitschaft: Was Schlappheit wirklich bedeutet

Wenn der Körper müde und schlapp wird, hat das einen guten Grund: Er fährt das Energielevel herunter, um Ressourcen für die Abwehr von Viren und Bakterien freizumachen. Die berühmte „Schnupfennase“ ist kein Zufallsprodukt, sondern das Resultat einer Immunreaktion, bei der sich die Schleimhäute mit Flüssigkeit füllen, um Eindringlinge auszuschwemmen.

Diese Symptome sind also keine Störung, sondern eine Schutzmaßnahme. Müdigkeit etwa ist ein Signal des Körpers, sich Ruhe zu gönnen. Wer in diesem Zustand Schmerzmittel einnimmt, kann die Warnsignale überdecken – mit dem Risiko, sich zu überfordern und die Erkrankung zu verschleppen. Das ist ungefähr so, als würde man bei einem Rauchmelder die Batterie rausnehmen, weil einem das Piepen auf die Nerven geht.

Schmerzmittel: Wirkungsvoll, aber nicht immer harmlos

Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder ASS gehören weltweit zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten. Sie können bei Kopf- oder Gliederschmerzen während einer Erkältung tatsächlich Erleichterung bringen. Doch sie wirken nicht heilend – sie bekämpfen Symptome, nicht die Ursache.

Zudem sind sie keine Lutschbonbons: Eine regelmäßige oder übermäßige Einnahme kann Nebenwirkungen mit sich bringen. Paracetamol etwa belastet die Leber, Ibuprofen den Magen-Darm-Trakt und kann in höheren Dosen sogar das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, genau abzuwägen: Brauche ich das Medikament wirklich – oder kann ich meinem Körper auch anders helfen?

Wieso wacht man mit Kopfweh auf?
Bei starken Kopfschmerzen kann besonders Acetylsalicylsäure (ASS) wirksam helfen. Die blutverdünnende Wirkung von ASS kann zur Linderung der Kopfschmerzen beitragen, birgt jedoch das Risiko, Magenbeschwerden zu begünstigen. ©iStockphoto.com/ Vasil Dimitrov

Was sagt die Wissenschaft zu Schmerzmittel?

Eine Studie untersuchte die Wirkung von Paracetamol bei grippalen Infekten. Das überraschende Ergebnis: Paracetamol hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Viruslast oder die Genesungszeit – obwohl es subjektiv die Symptome linderte.

Eine andere Studie zeigte, dass die gleichzeitige Einnahme von fiebersenkenden Schmerzmitteln bei Virusinfekten wie der Grippe sogar zu einer verlängerten Krankheitsdauer führen kann. Der Grund: Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion, und dessen künstliche Senkung kann die Virusvermehrung begünstigen.

Diese Ergebnisse sprechen nicht grundsätzlich gegen Schmerzmittel – aber sie mahnen zur Zurückhaltung: Nicht jede Erkältung braucht gleich eine Tablette.

Wann Schmerzmittel sinnvoll sind – und wann nicht

Ein Griff zum Schmerzmittel kann durchaus gerechtfertigt sein – etwa wenn die Symptome so stark sind, dass an Schlaf nicht zu denken ist oder man aufgrund von Kopf- oder Gliederschmerzen gar nicht aus dem Bett kommt oder die Schmerzen sogar so stark sind, dass sie mit Übelkeit einhergehen. In solchen Fällen kann eine einmalige, gezielte Einnahme sinnvoll sein, um Erholung zu ermöglichen.

Weniger sinnvoll ist der Einsatz „zur Sicherheit“, um Symptome zu unterdrücken und „fit zu bleiben“. Denn das kann dazu führen, dass man sich übernimmt, zur Arbeit geht, obwohl der Körper Ruhe braucht – und am Ende länger krank ist als nötig.

Auch bei Fieber gilt: Nicht jede erhöhte Temperatur muss gesenkt werden. Erst ab etwa 39 °C kann eine medikamentöse Senkung angezeigt sein – vor allem bei Kindern, älteren Menschen oder Vorerkrankten. Bei leichtem Fieber ist Abwarten oft die bessere Medizin.

Die unterschätzte Kraft von Hausmitteln – und warum sie oft die bessere Wahl sind

Omas Hühnersuppe, Inhalieren mit Kamille oder ein heißes Fußbad: Hausmittel wirken nicht spektakulär, aber zuverlässig. Sie lindern Symptome, ohne Nebenwirkungen – und geben dem Körper die Chance, auf natürliche Weise gesund zu werden.

Frau nimmt ein bad in der badewanne
Manchmal kein ein warmes Bad mit Magnesium mehr bewirken, als ein Schmerzmittel. © iStockphoto.com/ stevecoleimages

Ein weiteres Plus: Wärme, Flüssigkeit und Ruhe unterstützen die körpereigenen Heilmechanismen. Grüner Tee mit Ingwer und Honig wirkt entzündungshemmend, Nasenspülungen befreien die Schleimhäute, und ein paar Stunden Schlaf mehr können Wunder wirken. Schmerzmittel hingegen dämpfen oft nur das Gefühl der Erkrankung – nicht die Erkrankung selbst.

Wann zum Arzt – und wann abwarten?

Nicht jede Erkältung muss ärztlich behandelt werden. In der Regel ist ein grippaler Infekt harmlos und heilt innerhalb von 7–10 Tagen von selbst aus. Zum Arzt sollte man gehen, wenn:

  • das Fieber über mehrere Tage über 39 °C bleibt,
  • die Symptome nach einer Woche nicht besser, sondern schlimmer werden,
  • Atemnot, Brustschmerzen oder starker Husten auftreten,
  • oder wenn man zu einer Risikogruppe gehört (z. B. mit chronischen Erkrankungen, geschwächtem Immunsystem).

Ein ärztlicher Rat kann auch hilfreich sein, wenn man unsicher ist, ob Medikamente wie Schmerzmittel in der jeweiligen Situation angebracht sind – etwa in Kombination mit anderen Medikamenten oder bei bestimmten Vorerkrankungen.

Auf den Körper hören – und nicht gleich zur Pille greifen

Schmerzmittel sind kein Feind – aber auch keine Allzweckwaffe. Wer müde, schlapp und verschnupft ist, muss nicht sofort zu Tabletten greifen. Oft hilft es mehr, sich auszuruhen, ausreichend zu trinken und auf sanfte Hausmittel zu setzen.

Die Entscheidung für oder gegen ein Schmerzmittel sollte immer bewusst getroffen werden – nicht aus Gewohnheit, sondern nach Abwägung.

Letztlich gilt: Der Körper sendet Signale, weil er Hilfe braucht – nicht, weil er gestört. Und manchmal ist das Beste, was wir tun können, einfach mal nichts zu tun. Außer vielleicht: einen Tee kochen, das Handy ausschalten und sich mit gutem Gewissen ins Bett kuscheln.

Bildquellen

  • Schnupfen im Sommer: iStockphoto.com/ dragana991

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