Time Under Tension (TUT) – Ein Shortcut zu sichtbaren Muskeln?

TUT Training

Wenn du denkst, dass Muskelaufbau nur davon abhängt, wie schwer du die Hanteln stemmst oder wie viele Wiederholungen du in kürzester Zeit schaffst, dann hast du die Rechnung ohne Time Under Tension, kurz TUT, gemacht. Dieses clevere Trainingsprinzip ist bei Bodybuilder:innen und Fitness-Enthusiast:innen weltweit beliebt. Denn beim TUT-Training geht es nicht darum, wie viel Gewicht du bewegst, sondern wie lange deine Muskeln während einer Übung unter Spannung stehen. Und ja: Das bedeutet, dass langsamer manchmal besser ist.

Was ist Time Under Tension?

Time Under Tension beschreibt die Gesamtzeit, in der deine Muskeln während einer Wiederholung oder eines gesamten Satzes aktiv arbeiten. Anstatt die Wiederholungen einfach herunterzuspulen, verlangst du deinen Muskeln bei TUT volle Aufmerksamkeit ab: jede Phase einer Bewegung – das Senken des Gewichts (exzentrisch), das Halten (isometrisch) und das Heben (konzentrisch) – wird bewusst verlangsamt.

Hier ein Beispiel mit Bizeps-Curls: Anstatt zehn schnelle Wiederholungen in 15 Sekunden durchzuziehen, machst du sechs langsamere Wiederholungen über 45 Sekunden. Deine Muskeln brennen, du spürst jede Kontraktion – und genau das ist das Geheimnis von TUT. Es geht nicht um die Menge an Gewicht, sondern darum, die Muskeln länger unter Spannung zu halten.

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TUT pro Wiederholung und pro Satz

Wer neu in der TUT-Welt ist, fragt sich oft: „Messen wir die Zeit pro Wiederholung oder die Gesamtzeit pro Satz?“. Die Antwort ist einfach: beides ist wichtig, und wer den Unterschied versteht, kann gezielter trainieren. Die TUT pro Wiederholung bezieht sich auf die Zeit, die deine Muskeln während einer einzelnen Wiederholung unter Spannung stehen.

Eine Wiederholung besteht aus drei Phasen: dem Absenken, dem Halten und dem Heben. Wer zum Beispiel Kniebeugen im Tempo 3-1-2 (drei Sekunden absenken, eine Sekunde halten, zwei Sekunden hoch) ausführt, hält seine Muskeln sechs Sekunden lang aktiv – pro Wiederholung.

Die TUT pro Satz ergibt sich, wenn man diese Zeit mit der Anzahl der Wiederholungen multipliziert. Bei einem Satz mit zehn Wiederholungen wären das 60 Sekunden Zeit unter Spannung. Forschung und Praxis zeigen, dass für optimales Muskelwachstum meist 30 bis 70 Sekunden pro Satz ideal sind – egal, wie viele Wiederholungen du machst.

Warum Time Under Tension so effektiv ist

Time Under Tension ist kein Trend, sondern eine wissenschaftlich fundierte Methode. Sie bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, die klassische Trainingsformen oft nicht erreichen:

1. Mehr Muskelfasern aktivieren

Wenn du die Bewegung verlangsamst, müssen deine Muskeln länger arbeiten, um die Bewegung zu kontrollieren. Dadurch werden mehr Fasern aktiviert, insbesondere die langsam zuckenden Fasern, die für Hypertrophie und Ausdauer entscheidend sind. Mehr Aktivierung = schnellerer Muskelaufbau.

2. Metabolischer Stress

Längere Spannung erzeugt mehr metabolischen Stress. Dein Körper reagiert, indem er Wachstumshormone freisetzt und die Muskelfasern repariert – das führt zu größerer Muskelmasse, selbst bei leichteren Gewichten.

3. Exzentrischer Fokus

Die exzentrische Phase (Absenken) ist ein unterschätzter Muskelwachstums-Booster. Studien zeigen, dass langsames Absenken mehr Mikroverletzungen in den Muskeln verursacht, die dein Körper dann repariert und verstärkt – ein perfekter Mechanismus für Hypertrophie.

4. Die “Mind-Muscle-Connection”

Langsame Bewegungen geben deinem Gehirn Zeit, bewusst die Zielmuskeln anzusteuern. Die Kontrolle verbessert die Form, verstärkt die Kontraktion und sorgt dafür, dass jeder Satz wirklich zählt.

Die Wissenschaft hinter TUT

Die Forschung unterstützt die Effektivität von TUT. Eine Studie von Tanimoto und Ishii aus dem Jahr 2006 zeigte, dass langsames Training selbst mit leichteren Gewichten signifikante Muskelzuwächse erzeugt. Neuere Untersuchungen empfehlen ein Wiederholungstempo von zwei bis acht Sekunden, wobei sowohl die exzentrische als auch die konzentrische Phase kontrolliert durchgeführt werden sollten.

Die Botschaft ist klar: Du musst nicht schnell durch die Wiederholungen hetzen, um Fortschritte zu machen. Im Gegenteil, langsames, bewusstes Training kann oft effektiver sein, weil die Muskeln länger unter Spannung stehen und mehr Fasern aktiviert werden.

So kannst du TUT im Training einsetzen

Die gute Nachricht: TUT kann problemlos in dein bestehendes Training integriert werden, ohne dass du spezielle Geräte oder Stoppuhren benötigst. Ziel ist es, die Muskeln pro Satz zwischen 30 und 70 Sekunden unter Spannung zu halten. Dazu kann man die Wiederholungen einfach verlangsamen und bewusst Pausen am unteren Punkt einbauen.

Wer zum Beispiel Kniebeugen oder Liegestütze trainiert, kann die Absenkphase deutlich verlängern und am tiefsten Punkt kurz innehalten, bevor er die Bewegung kontrolliert nach oben führt. Auf diese Weise lässt sich die Intensität erhöhen, ohne dass du dein Trainingsgewicht verändern musst.

Die TUT-Methode eignet sich besonders für isolierte Übungen, bei denen man das Zielmuskel gezielt ansteuern kann. Bizeps-Curls, Trizeps-Extensions oder Schulter-Lateral Raises werden durch langsames, kontrolliertes Training deutlich effektiver, weil die Muskeln über die gesamte Bewegungsrange aktiviert werden.

Auch komplexe Bewegungen wie Kniebeugen, Kreuzheben oder Push-Ups profitieren von einem langsameren Tempo, da die Muskeln länger unter Last stehen und die Kontrolle verbessert wird.

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TUT vs. traditionelles Training

Traditionelles Training konzentriert sich oft auf Kraft, Volumen oder Explosivität. Die Wiederholungen werden in moderatem oder schnellem Tempo durchgeführt. TUT hingegen verlangsamt die Bewegung bewusst, erhöht die kontinuierliche Belastung und aktiviert tieferliegende Muskelfasern.

Studien zeigen, dass selbst bei gleichem Volumen und Gewicht langsames Training die mechanische Spannung erhöhen kann. Das ist ein entscheidender Faktor für Muskelwachstum. Mit TUT wird jede Wiederholung intensiviert, und selbst bei leichteren Gewichten kann ein starker Wachstumsreiz gesetzt werden.

Grenzen von TUT

Trotz aller Vorteile stößt auch TUT als Trainingsmethode an seine Grenzen. Für reine Kraftsteigerung ist es weniger geeignet, weil schwere Gewichte oft schneller bewegt werden müssen, um maximale Kraft zu entwickeln.

Außerdem erfordert das Training mit verlängerten Sätzen mentale Disziplin. Die Muskeln müssen über einen längeren Zeitraum unter Spannung stehen und die Konzentration muss hochgehalten werden. TUT funktioniert am besten, wenn es mit progressiver Überlastung, ausreichender Erholung und guter Ernährung kombiniert wird.

Wer sollte TUT ausprobieren?

TUT ist erstaunlich vielseitig. Anfänger:innen profitieren von der Technik, weil sie Kontrolle, Technik und die “Mind-Muscle-Connection” verbessern. Wer Zuhause mit begrenztem Equipment trainiert, kann durch verlangsamtes Training selbst leichte Gewichte sehr effektiv einsetzen.

Bodybuilder:innen nutzen TUT, um Zusatzübungen intensiver zu gestalten, Muskelfasern gezielter zu aktivieren und Plateaus zu überwinden. Auch Menschen, die ihre Gelenke schonen wollen, können durch langsame, kontrollierte Bewegungen ihre Muskeln beanspruchen, ohne die Gelenke übermäßig zu belasten. TUT ergänzt jedes Workout optimal, egal ob als Zusatzübung, Burnout-Set oder Hauptfokus.

Bildquellen

  • TUT Training: iStockphoto.com/ svetikd

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