Du hast bestimmt schon diese typischen Gym-Fail-Videos gesehen: jemand wird fast von der Langhantel erdrückt, ein Zopf verfängt sich im Gerät oder jemand fliegt mit Schwung vom Laufband. Meist denkt man nur: „Hoffentlich passiert mir das nie.“ Doch Unfälle im Fitnessstudio passieren schneller, als man glaubt. Die gute Nachricht: Mit etwas Wissen, Achtsamkeit und der richtigen Einstellung kannst du dein Training nicht nur effektiv, sondern auch sicher gestalten.
1. Dein größter Gegner: das Ego
Die Szene ist jedem bekannt: Jemand im Studio wirft verstohlene Blicke zur Seite, sieht, dass der Nachbar oder die Nachbarin 100 Kilo auf die Stange legt – und schwupps, legt er selbst 110 auf, obwohl er eigentlich noch bei 80 ordentlich zu kämpfen hat. Dieses Spiel mit der Selbstdarstellung ist einer der größten Unfallfaktoren. Denn zu schweres Training führt fast immer zu fehlerhafter Technik, und die wiederum öffnet Tür und Tor für Zerrungen, Bandscheibenprobleme oder Schulterverletzungen.
Die Wahrheit ist simpel: Niemand im Gym ist wirklich beeindruckt, wenn du versuchst, mehr zu heben, als du kannst. Die meisten sind sowieso zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wer langfristig stark werden will, trainiert nicht für den Applaus anderer, sondern für die eigene Entwicklung. Sicherheit beginnt also damit, die eigene Eitelkeit zu zügeln.
2. Technik schlägt Gewicht
Die großen Grundübungen – Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken – gelten als Königsdisziplinen. Sie machen dich stark, sie lassen Muskeln wachsen, sie fordern dich körperlich und mental heraus. Aber genau deshalb sind sie auch die Übungen, bei denen die meisten Verletzungen passieren.
Oft liegt das Problem in der Ausführung. Ein rundgebeugter Rücken beim Deadlift, nach innen kippende Knie bei der Squat oder ein zu tiefes Hohlkreuz auf der Bank – und schon hat man eine Belastung gesetzt, die der Körper nicht aushalten kann.
Viele vernachlässigen den technischen Teil, weil es anfangs langweilig scheint, Bewegungen langsam, sauber und vielleicht sogar mit leeren Hanteln zu üben. Doch wer diesen Schritt überspringt, zahlt den Preis fast immer später in Form von Schmerzen oder Zwangspausen.
Ein gutes Training beginnt deshalb immer damit, die Bewegung selbst zu beherrschen. Erst wenn sie im Schlaf sitzt, darf mehr Gewicht auf die Stange. Es geht nicht darum, wie schwer es aussieht, sondern wie sauber du es bewegst.
3. Ohne Warm-up kein Training
„Ich hab keine Zeit fürs Aufwärmen, ich will gleich loslegen.“ Diesen Satz hört man oft – und er ist ein Klassiker, wenn es um dumme Verletzungen geht. Aufwärmen ist kein Nebenthema, sondern ein fester Bestandteil jedes sicheren Trainings.
Der Sinn ist einfach: Muskeln, Sehnen und Gelenke müssen vorbereitet werden. Kalte Strukturen sind weniger elastisch, weniger belastbar – und reißen schneller. Schon zehn Minuten lockeres Cardio, ein paar Mobilisationsübungen für Schultern und Hüfte und ein paar leichte Wiederholungen der eigentlichen Übung mit wenig Gewicht genügen, um den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.
Dieser kleine Zeitaufwand reduziert das Risiko von Verletzungen drastisch – und sorgt außerdem dafür, dass die eigentliche Trainingseinheit sich viel leichter anfühlt.
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4. Darauf solltest du bei freien Gewichten achten
Hanteln sind fantastisch, weil sie den ganzen Körper fordern. Aber sie sind auch gefährlich, wenn man sie unterschätzt. Wer beim Bankdrücken ohne Helfer unter einer zu schweren Stange hängen bleibt, erlebt eine der unangenehmsten Situationen im Studio – und nicht selten auch eine gefährliche. Darum gilt: Wenn du wirklich schwer trainierst, solltest du immer jemanden dabeihaben, der im Notfall eingreift.
Das Gleiche gilt für Kniebeugen im Rack. Die Sicherheitsablagen sind nicht nur Dekoration, sondern deine Lebensversicherung, falls du die Wiederholung nicht schaffst. Es dauert nur wenige Sekunden, sie auf die richtige Höhe einzustellen – Sekunden, die dir im Ernstfall monatelange Reha ersparen können.
Und selbstverständlich gehören Verschlüsse auf jede Hantelstange. Eine Scheibe, die abrutscht, macht die gesamte Stange instabil und kann im schlimmsten Fall auf den Boden oder auf jemanden fallen.
5. Darauf solltest du bei Maschinen achten
Viele Anfänger:innen fühlen sich an Maschinen wohler, weil sie eine geführte Bewegung erlauben. Das stimmt, doch Maschinen sind kein Freifahrtschein. Wer den Sitz zu tief oder die Griffe zu hoch einstellt, trainiert in einer Position, die Gelenke und Bänder unnatürlich belastet. Auch hier gilt: Nimm dir die Zeit, das Gerät richtig einzustellen, bevor du loslegst.
Und auch wenn das Gewicht geführt ist – Schwung und Hast sind fehl am Platz. Eine zu schnelle oder ruckartige Bewegung kann ebenso verletzen wie beim freien Training. Sicherheit bedeutet nicht nur, geführt zu werden, sondern vor allem, bewusst und kontrolliert zu arbeiten.
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6. Kein Platz für Experimente
Ein oft unterschätzter Faktor für Unfälle ist die falsche Nutzung von Geräten. Ob Laufband, Ruderergometer oder Hantelbank – jedes Gerät ist für eine bestimmte Bewegung konstruiert. Wer es zweckentfremdet, bringt sich in Gefahr.
Wir alle haben schon Videos gesehen von Menschen, die auf zu schnellen Laufbändern durch die Luft fliegen. Das wirkt im Internet lustig, im echten Leben endet es mit Prellungen, Zerrungen oder Schlimmerem. Dabei sind die Regeln meist direkt am Gerät angebracht: Hinweise zur Sitzhöhe, zur richtigen Belastung oder zur Körperhaltung stehen schwarz auf weiß daneben.
Wer jedoch unsicher ist, sollte keine Hemmungen haben, das Studiopersonal um Hilfe zu bitten. Es ist besser, einmal kurz zu fragen, als wochenlang verletzt auszufallen.
7. Ordnung ist keine Nebensache
Viele Unfälle passieren gar nicht während einer Übung, sondern auf dem Weg dorthin. Jemand stolpert über eine Kurzhantel, die mitten im Gang liegt, oder über eine Hantelscheibe, die an der falschen Stelle abgestellt wurde. Ordnung im Gym ist deshalb ein Sicherheitsfaktor.
Jede:r trägt Verantwortung dafür, dass Gewichte wieder an ihren Platz zurückgelegt werden, Bänke frei bleiben und Gänge nicht blockiert sind. Es ist eine Frage des Respekts – und es verhindert, dass jemand wegen einer achtlos liegengelassenen 10-Kilo-Scheibe eine Bänderdehnung kassiert.
8. Hygiene als Schutzmaßnahme
Auf den ersten Blick hat Hygiene wenig mit Sicherheit zu tun, doch das täuscht. Geräte, die vor Schweiß triefen, werden rutschig. Wer auf einer glitschigen Bank Bankdrücken versucht, riskiert den Halt zu verlieren. Hinzu kommt das Risiko von Hautinfektionen, die zwar nicht akut gefährlich, aber extrem unangenehm sein können.
Ein Handtuch unterzulegen und die Geräte nach dem Training zu reinigen, ist also nicht nur höflich, sondern auch eine Sicherheitsmaßnahme. Wer saubere Griffe und trockene Bänke hat, trainiert automatisch sicherer.
9. Ernährung, Flüssigkeit und Konzentration
Sicherheit im Gym beginnt nicht erst an der Tür, sondern schon davor. Wer mit leerem Magen, dehydriert oder völlig übermüdet trainiert, setzt sich einem erhöhten Risiko aus. Ein plötzlicher Schwindelanfall während schwerer Kniebeugen oder ein Konzentrationsloch bei der Military Press – und schon ist der Unfall da.
Eine kleine Mahlzeit ein bis zwei Stunden vor dem Training, ausreichend Wasser währenddessen und ein klarer Kopf sind einfache, aber wirksame Maßnahmen, die dein Training nicht nur effektiver, sondern auch sicherer machen.
10. Hör auf deinen Körper
Vielleicht der wichtigste Punkt: Dein Körper spricht ständig mit dir. Muskelbrennen ist normal, stechender Schmerz nicht. Doch viele verwechseln beides und glauben, man müsse „durch den Schmerz hindurch“. Ein gefährlicher Irrtum.
Wer auf Warnsignale achtet, kann Verletzungen früh verhindern. Schmerzen in Gelenken oder Sehnen bedeuten: Stopp. Lieber eine Einheit abbrechen, als Wochen oder Monate pausieren zu müssen.
Bildquellen
- Gym-Unfälle: iStockphoto.com/ petra012015

