Am 10. Oktober ist Welttag der psychischen Gesundheit – ein Tag, der uns daran erinnert, dass mentale Stärke genauso wichtig ist wie körperliche Fitness. Doch gerade unter jungen Menschen gerät diese Balance immer häufiger ins Wanken. Zwischen Zukunftsangst, Leistungsdruck und dem ständigen Vergleich mit anderen versuchen viele, in einer Welt voller Unsicherheit ihren Platz zu finden. Der Druck, immer mehr zu leisten, immer perfekt zu funktionieren, ist allgegenwärtig – online wie offline.
Warum fühlen sich so viele Jugendliche überfordert? Und wie können sie lernen, mit diesen Ängsten umzugehen?
Eine Generation im Dauerstress
Die heutige junge Generation wächst in einer Zeit auf, die sich durch Unsicherheit, Beschleunigung und ständige Veränderung auszeichnet. Digitalisierung, Klimakrise, Kriege, wirtschaftliche Instabilität und gesellschaftlicher Wandel bestimmen die Nachrichtenlage – und damit auch die Wahrnehmung junger Menschen von ihrer Zukunft.
Während frühere Generationen häufig ein relativ klares Lebensmodell vor Augen hatten – Ausbildung oder Studium, feste Arbeit, Familie, Hausbau –, erscheint die Zukunft heute als ein offenes, aber auch beängstigendes Feld. „Was wird aus mir?“, „Wie sicher ist mein Job?“, „Kann ich mir ein Leben leisten, das ich mir wünsche?“ – solche Fragen sind längst keine Ausnahme, sondern Alltag.
Eine Studie der WHO zeigt, dass Depressionen, Angststörungen und Burn-out-Symptome bei Jugendlichen weltweit stark zugenommen haben. Besonders stark betroffen sind junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. Viele fühlen sich erschöpft, überfordert oder haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Doch warum sind Zukunftsängste in dieser Generation so allgegenwärtig geworden?
Klimawandel und Umweltkrisen
Der Klimawandel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern Teil der Lebensrealität. Viele Jugendliche haben das Gefühl, in einer Welt zu leben, die auf eine ökologische Katastrophe zusteuert. Bewegungen wie „Fridays for Future“ sind Ausdruck dieses Bewusstseins – aber auch der Verzweiflung.
Die Angst, dass die eigene Zukunft durch Umweltzerstörung, Ressourcenknappheit und Naturkatastrophen gefährdet ist, ist real. Diese sogenannte Klimaangst („Climate Anxiety“) kann das Gefühl hervorrufen, dass individuelle Anstrengungen sinnlos sind.
Wirtschaftliche Unsicherheit und Arbeitswelt im Wandel
Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz schaffen neue Berufsbilder – und lassen andere verschwinden. Für junge Menschen bedeutet das: Unsicherheit. Viele fragen sich, ob sich ihre Ausbildung „lohnt“ oder ob ihr Beruf in einigen Jahren überhaupt noch gefragt sein wird. Zugleich steigen Mieten, Lebenshaltungskosten und die Hürden für Eigentum. Das erzeugt Druck – und das Gefühl, niemals wirklich „ankommen“ zu können.
Soziale Medien und der Vergleichsdruck
Nie zuvor war es so leicht, das eigene Leben mit anderen zu vergleichen. Auf Instagram, TikTok oder YouTube wird Erfolg zur Schau gestellt: perfekte Körper, beeindruckende Karrieren, Reisen, Luxus. Dabei entsteht ein verzerrtes Bild von Normalität. Wer jung ist, vergleicht sich oft automatisch – und fühlt sich schnell minderwertig.
Der permanente Vergleich mit anderen, die scheinbar alles im Griff haben, führt zu Selbstzweifeln und dem Gefühl, nicht genug zu leisten. Das kann Zukunftsängste verstärken: Wenn alle anderen erfolgreicher, schöner oder produktiver wirken, scheint die eigene Zukunft unweigerlich weniger wert.
Gesellschaftliche Unsicherheit und Weltgeschehen
Kriege, politische Spannungen, Flüchtlingskrisen, Pandemie-Erfahrungen – all das wirkt unterschwellig auf die Psyche junger Menschen. Viele erleben das Gefühl, dass die Welt jederzeit „kippen“ kann. Zukunftsängste sind somit nicht nur individuell, sondern auch Ausdruck einer kollektiven Unsicherheit.
@somethings_mentorship is it normal to feel rlly overwhelmed by the world rn?🤕 #teensurvivalguide #bigsister #anxious #highschool #fyp ♬ The Kite Luisa Marion – luisa_marion_music
Bildungssystem und Leistungsdruck
Leistungsdruck ist eine der zentralen Ursachen für psychische Belastungen junger Menschen. Er äußert sich nicht nur in Schule oder Beruf, sondern auch im sozialen und persönlichen Bereich: Man muss produktiv, attraktiv, sozial aktiv, gebildet, nachhaltig und glücklich sein – gleichzeitig.
Leistungsdruck entsteht aus einem Zusammenspiel von äußeren Erwartungen (Eltern, Lehrer, Arbeitgeber, Gesellschaft) und innerem Perfektionismus. Viele Jugendliche übernehmen früh die Überzeugung: Nur wenn ich etwas leiste, bin ich wertvoll. Das kann kurzfristig motivieren, langfristig aber zu Erschöpfung, Selbstzweifeln und Burn-out führen.
Ein weiteres Problem ist die ständige Verfügbarkeit: Durch Smartphones und soziale Medien verschwimmen Grenzen zwischen Arbeit, Lernen und Freizeit. Selbst in Erholungsphasen bleibt der Kopf aktiv – die Angst, etwas zu verpassen oder nicht genug zu tun, lässt kaum echte Ruhe zu.
Wie man mit Zukunftsängsten umgehen kann
Es ist wichtig zu betonen: Zukunftsängste sind nichts Ungewöhnliches. Sie sind eine natürliche Reaktion auf Unsicherheit – und können auch produktiv sein, wenn sie helfen, Ziele zu überdenken oder Motivation schaffen. Entscheidend ist, wie man mit ihnen umgeht.
1. Gefühle ernst nehmen
Der erste Schritt ist, die eigenen Ängste anzuerkennen. Viele junge Menschen versuchen, sie zu verdrängen oder kleinzureden – aus Angst, schwach zu wirken. Doch Gefühle verschwinden nicht, wenn man sie ignoriert. Sie brauchen Raum, um verstanden zu werden.
Gespräche mit Freundinnen, Familie oder professionellen Beraterinnen können helfen, Sorgen einzuordnen und das Gefühl der Isolation zu durchbrechen.
2. Realistische Ziele setzen
Zukunftsängste entstehen oft, wenn die Erwartungen zu hoch oder unrealistisch sind. Statt alles perfekt machen zu wollen, hilft es, Zwischenziele zu formulieren. Kleine, erreichbare Schritte vermitteln Kontrolle und Selbstwirksamkeit.
Es ist völlig in Ordnung, noch nicht zu wissen, „was man im Leben will“. Lebenswege sind heute vielfältiger und individueller denn je.
3. Den eigenen Wert neu definieren
Selbstwert darf nicht allein an Leistung gekoppelt sein. Jeder Mensch hat einen Wert – unabhängig von Noten, Karrierestufen oder Einkommen. Wer lernt, sich selbst als Mensch mit Stärken und Schwächen zu akzeptieren, kann sich vom gesellschaftlichen Perfektionsdruck lösen.
Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und das bewusste Feiern kleiner Erfolge helfen, diesen Perspektivwechsel zu festigen.
4. Grenzen setzen – digital und emotional
Digitale Pausen sind ein wichtiger Schritt, um sich von Vergleichsdruck zu befreien. Das bewusste „Offline-Sein“ reduziert Stress und schafft Raum für echte Begegnungen. Auch emotional ist es hilfreich, Grenzen zu setzen: Nicht jede Erwartung von außen muss erfüllt werden.
5. Sich engagieren statt resignieren
Viele Ängste entstehen aus dem Gefühl, machtlos zu sein. Aktiv zu werden – sei es durch ehrenamtliches Engagement, politische Beteiligung oder kreative Projekte – kann helfen, Ohnmachtsgefühle zu überwinden. Wer Teil einer Gemeinschaft ist, die etwas verändern möchte, erlebt, dass Zukunft gestaltbar ist.
6. Professionelle Hilfe annehmen
Wenn Ängste oder Druck so stark werden, dass sie den Alltag beeinträchtigen, ist professionelle Unterstützung wichtig. Psychotherapeutische Angebote, Schulpsycholog:innen oder Beratungsstellen können helfen, Wege aus der Belastung zu finden. Psychische Gesundheit ist kein Luxus – sie ist Voraussetzung für ein erfülltes Leben.
Ein Aufruf zum Umdenken
Der Welttag der psychischen Gesundheit erinnert uns daran, dass seelisches Wohlbefinden kein Privileg ist, sondern ein Menschenrecht. Zukunftsängste und Leistungsdruck sind kein Zeichen von Schwäche – sie sind Ausdruck einer Welt, die zu viel verlangt und zu wenig Halt bietet.
Immer mehr junge Menschen sprechen offen über mentale Gesundheit, suchen Hilfe und setzen sich für Veränderungen ein. Sie fordern eine Zukunft, in der Glück nicht an Leistung gemessen wird, sondern an Verbundenheit, Sinn und Selbstachtung.
@jayciesdiary here’s the thing… figuring out what you want to do with your life isn’t easy, but it’s nothing to be afraid of ❤️🩹 I still don’t know what I want to do with my life to be honest, I went to university just to pass more time, to give me three years to ‘figure it all out’ and I still didn’t know. and it could still change in 5 years 🥹 figuring out what you want to do in life is a journey. some people have their paths paved out since day one, while others are still left wondering. and that’s okay! 🫶 life doesn’t come with a manual. it doesn’t come with a set timeline. there’s no ‘right’ pathway. so, think of it this way. find the magic in your curiosity 🪄 not knowing what you want to do can actually be a wonderful opportunity for exploration and self-discovery. you can try a million and one things. the world is your oyster 🌎 and the magic part? if you don’t like what path you’re on, you can change direction! so don’t panic, take it day by day, and remember you’re not alone 🫂 #fyp #selflove ♬ original sound – jaycie
Bildquellen
- Zukunftsängste der jungen Menschen: iStockphoto.com/ Drazen Zigic

