Die unscheinbaren Täter: Allergene Pflanzen, die kaum jemand kennt

Welche allergene Pflanzen werden unterschätzt?

Jeder kennt die üblichen Verdächtigen, wenn es um Heuschnupfen geht: Birke, Hasel, Gräser oder Ragweed. Doch es gibt eine ganze Reihe allergener Pflanzen, die kaum jemand auf dem Schirm hat – obwohl sie für empfindliche Menschen erhebliche Beschwerden verursachen können. Manche dieser Pflanzen sind unscheinbar, andere wahre Invasoren, und einige sogar unterschätzte Exoten. Höchste Zeit also, diesen heimlichen Allergieauslösern die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken.

Die unterschätzte Esche – ein Baum mit Pollen-Power

Während Birken als einer der Hauptverursacher von Pollenallergien bekannt sind, führt die Esche (Fraxinus) ein Schattendasein – zu Unrecht. Ihr Pollen ist stark allergen, doch da ihre Blüte mit der vieler anderer Bäume zusammenfällt, wird sie oft übersehen.

Gerade in Städten mit vielen Eschen kann die Pollenbelastung im Frühjahr erheblich sein. Besonders problematisch ist, dass Eschenpollen sich stark mit anderen Pollenarten überlagern – und so eine verlängerte Allergiezeit verursachen können.

Der Götterbaum – Ein invasiver Allergiebringer

Der ursprünglich aus China stammende Götterbaum (Ailanthus altissima) hat sich in Europa aggressiv ausgebreitet und ist vor allem in Städten zu finden. Neben seinem rasanten Wachstum und seiner hohen Widerstandskraft gegen Umweltbelastungen ist er für Allergiker:innen ein echtes Problem.

Sein Pollen kann nicht nur klassische Heuschnupfensymptome hervorrufen, sondern auch Hautreaktionen auslösen. Besonders brisant: Der Götterbaum könnte in Zukunft noch problematischer werden, denn durch den Klimawandel findet er immer mehr geeignete Lebensräume.

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Beifuß – Die späte Gefahr im Herbst

Wer denkt, dass die Pollensaison mit dem Sommer endet, hat den Beifuß (Artemisia) nicht auf dem Zettel. Er blüht bis in den Spätsommer und sogar bis in den Herbst hinein, wenn viele Menschen eigentlich aufatmen wollen. Sein Pollenflug ist besonders stark, wenn es trocken und windig ist.

Ein weiteres Problem: Der Beifuß ist eng mit der hochallergenen Ambrosia verwandt, die in den letzten Jahren in Europa stark auf dem Vormarsch ist.

Mehr dazu: Längere Pollensaison: Klimawandel bringt Allergien bis in den Herbst

Wiesen-Lieschgras und Glatthafer – Die unterschätzten Gräser

Gräserallergien sind weit verbreitet, doch die meisten denken dabei nur an typische Vertreter wie das Deutsche Weidelgras. Weniger bekannt, aber ebenso problematisch sind Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense) und Glatthafer (Arrhenatherum elatius).

Gerade auf Wiesen, Weiden oder an Wegrändern kommen diese Pflanzen häufig vor und sorgen für eine anhaltende Pollenbelastung von Frühling bis Sommer. Besonders tückisch: Ihre Pollen können sich kilometerweit verbreiten und auch Allergiker:innen treffen, die gar nicht in der Nähe einer Wiese wohnen.

Das Lieschgras ist nach dem Knäuelgras das zweitstärkste Allergen unter den Gräsern

Blumenesche – Die exotische Gefahr

Die Blumenesche (Fraxinus ornus) ist ein Baum, den man nicht unbedingt mit Allergien in Verbindung bringt. Doch ihr Pollen kann starke Reaktionen hervorrufen – besonders bei Menschen, die bereits gegen Olivenbaum-Pollen allergisch sind.

In südlichen Ländern ist sie daher gefürchtet, aber auch in Mitteleuropa wird sie als Stadtbaum immer beliebter. Wer also im Frühsommer unter Allergiesymptomen leidet, sollte auch diese Pflanze als möglichen Übeltäter in Betracht ziehen.

Die “Naturkalender”-App erweitert ihr Angebot

Eine gute Nachricht für Allergiker: Der Pollenservice Wien der MedUni Wien gemeinsam mit Geosphere Austria erweitert die beliebte “Naturkalender”-App um weitere allergene Pflanzen. Neben den bereits bekannten Arten wie Birke, Ragweed und Eiche sind nun auch Erle, Baumhasel, Blumenesche, Götterbaum, Glatthafer, Wiesen-Lieschgras und Beifuß in der App dokumentiert.

Nutzer:innen können jetzt nicht nur die Blühzeiten dieser Pflanzen in Echtzeit nachverfolgen, sondern auch selbst Beobachtungen hinzufügen und so aktiv zur Forschung beitragen. Diese Erweiterung macht die App zu einem noch wertvolleren Werkzeug für Menschen mit Pollenallergien und ermöglicht eine genauere Überwachung der Pollenbelastung in verschiedenen Regionen.

Wie kannst du dich schützen?

  • Pollenvorhersagen checken: Auch wenn nicht alle Pflanzen gelistet sind, geben Pollenflugkarten einen guten Überblick über die Belastung.
  • Pollenfilter nutzen: Ob in der Wohnung oder im Auto – spezielle Filter helfen, die Belastung zu reduzieren.
  • Abends duschen: So vermeidest du, dass Pollen mit ins Bett genommen werden.
  • Testen lassen: Wenn du regelmäßig unter Allergiesymptomen leidest, solltest du dich testen lassen, um herauszufinden, auf welche Pollen du genau reagierst. Das hilft dir, gezielt Maßnahmen zu ergreifen und deine Symptome besser zu managen. Außerdem kannst du den Pollenflug der relevanten Pflanzen verfolgen und dich besser auf die belastenden Zeiten vorbereiten.

Die Natur hält viele Überraschungen bereit – nicht alle davon sind erfreulich. Doch mit dem richtigen Wissen und gezielten Tests kannst du dich besser auf allergene Pflanzen vorbereiten und ihnen mit Gelassenheit begegnen.

Hier findest du weitere Tipps, die dir dabei helfen, die Pollenzeit besser zu bewältigen.

Warum wir die unbekannten Allergene ernster nehmen sollten

Viele dieser Pflanzen werden in Allergie-Vorhersagen kaum oder gar nicht berücksichtigt, weil sie als weniger problematisch gelten. Doch für die Betroffenen kann das Fehlen entsprechender Warnungen frustrierend sein. Die Erweiterung von Apps wie dem “Naturkalender” der Geosphere Austria um diese weniger bekannten Allergene ist daher ein wichtiger Schritt, um mehr Bewusstsein zu schaffen.

Wenn du also trotz negativer Allergietests immer wieder unter Beschwerden leidest, lohnt es sich, einen Blick über die üblichen Verdächtigen hinauszuwerfen. Vielleicht ist dein heimlicher Pollenpeiniger ein bislang unterschätzter Kandidat!

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