Eisenmangel ist einer der häufigsten Nährstoffmängel – und bleibt gleichzeitig oft unbemerkt, bis die Symptome richtig unangenehm werden. Deine Eisenwerte entscheiden darüber, wie gut dein Körper mit Sauerstoff versorgt wird, wie leistungsfähig du bist und wie fit du dich fühlst. Aber was bedeuten diese mysteriösen Laborwerte eigentlich? Und wann solltest du aktiv werden?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Eisen transportiert Sauerstoff durch deinen gesamten Körper und ist damit unverzichtbar für deine Energie und Konzentrationsfähigkeit
- Ferritin zeigt deine Eisenreserven und sinkt oft schon lange bevor der eigentliche Eisenwert im Blut abfällt – ein wichtiger Frühwarnindikator
- In Österreich liegt der normale Eisenwert für Frauen zwischen 12 und 30 µmol/L, für Männer etwas höher bei 13 bis 34 µmol/L
- Typische Symptome wie chronische Müdigkeit, Blässe und brüchige Nägel treten auf, wenn deine Eisenspeicher zur Neige gehen
- Die Kombination von eisenreichen Lebensmitteln mit Vitamin C kann deine Eisenaufnahme um ein Vielfaches verbessern
Warum Eisen so wichtig für deinen Körper ist
Jede deiner Zellen braucht Sauerstoff, um zu funktionieren. Eisen ist der Lieferant, der dafür sorgt, dass dieser Sauerstoff auch ankommt. Es ist ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins, also des roten Blutfarbstoffs, der in deinen roten Blutkörperchen sitzt und Sauerstoff von der Lunge zu jedem Winkel deines Körpers transportiert.
Wenn dein Eisenspiegel niedrig ist, kann dein Blut einfach nicht genug Sauerstoff aufnehmen – das Ergebnis: Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und das Gefühl, einfach nicht auf Touren zu kommen.
Doch Eisen macht noch mehr: Es ist essenziell für den Zellstoffwechsel und unterstützt dein Immunsystem. In deinen Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, hilft Eisen dabei, Energie zu produzieren. Enzyme, die auf Eisen angewiesen sind, steuern wichtige biochemische Reaktionen.
Warum so viele Menschen von Eisenmangel betroffen sind
Umso erschreckender also, dass Eisenmangel zu den häufigsten Nährstoffdefiziten weltweit gehört Auch in Österreich kennen viele das Problem. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Ungenügende Zufuhr über die Nahrung, erhöhter Bedarf während Wachstumsphasen oder der Schwangerschaft, und Blutverlust etwa durch starke Regelblutungen zählen zu den Hauptursachen.
Besonders betroffen sind oft Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, da pflanzliches Eisen vom Körper schlechter aufgenommen wird als tierisches. Auch chronische Erkrankungen oder Probleme im Verdauungstrakt können die Eisenaufnahme behindern.
Deine Eisenwerte im Labor
Doch wie kann man Eisen nun im Labor messen? Anders als viele denken, gibt es nicht den einen Eisenwert. Um deinen Eisenstatus also richtig zu beurteilen, schauen Ärzt:innen auf mehrere Laborparameter. Jeder davon erzählt eine andere Geschichte über deine Eisenversorgung:
Der direkte Eisenwert
Der direkte Eisenwert im Blut ist dabei der wohl simpelste Wert. Er schwankt je nach Tageszeit und was du gegessen hast, und ist deswegen nur als Momentaufnahme geeigneit.
Für erwachsene Frauen liegt der Normalbereich in Österreich zwischen 12 und 30 µmol/L, für Männer zwischen 13 und 34 µmol/L. Bei Kindern und Jugendlichen gelten angepasste Werte, die sich mit dem Alter ändern.
Diese Zahlen allein reichen aber nicht aus für eine verlässliche Diagnose. So zeigen Studien, dass viele Eisenmangeldiagnosen übersehen werden, wenn man sich nur auf einen einzelnen Wert verlässt. Deswegen schauen Mediziner:innen immer auch auf Ferritin und Transferrin, um ein vollständiges Bild zu bekommen.
Ferritin: Frühwarnindikator bei Eisenmangel
Das Speicherprotein Ferritin gibt da schon genauere Auskunft über deine Eisenreserven. Ein niedriger Ferritinwert ist somit oft das erste Warnsignal für einen beginnenden Eisenmangel, manchmal schon Monate bevor die anderen Werte auffällig werden
Das heißt allerdings nicht, dass zu hohe Ferritinwerte automatisch auf einen Eisenüberschuss hindeuten. Auch eine einfache Entzündung kann den Wert in die Höhe schnallen lassen. Die genaue Interpretation hängt also vom Gesamtbild ab.
Transferrin: Wie gut wird dein Eisen transportiert?
Transferrin ist das Taxi für Eisen in deinem Blut. Die Transferrinsättigung zeigt an, wie viel Prozent dieser Taxis bereits beladen sind – Normalwerte liegen meist zwischen 20 und 50 %. Liegt die Sättigung darunter, deutet das auf Eisenmangel hin, da nicht genug Eisen für den Transport verfügbar ist.
So erkennst du Symptome eines Eisenmangels
Laborwerte wie Ferritin und Transferrinsättigung zeigen also schwarz auf weiß, ob ein Eisenmangel vorliegt – doch oft spürt man das Problem längst, bevor man beim Arzt sitzt.
Chronische Müdigkeit ist dabei meist das erste Symptom, das auffällt – und zwar nicht die normale “Ich hatte eine kurze Nacht”-Müdigkeit, sondern eine bleierne Erschöpfung, die auch nach ausreichend Schlaf nicht verschwindet. Dazu kommen oft Blässe, vor allem an den Schleimhäuten, Konzentrationsschwierigkeiten und eine spürbare Leistungsminderung.
Brüchige Nägel, Haarausfall, Kopfschmerzen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen deuten hingegen schon auf einen weiter fortgeschrittenen Mangel hin. Wenn sich bereits eine Eisenmangelanämie entwickelt hat, treten dann auch noch Herzrasen und Atemnot auf – selbst bei leichter Anstrengung.
So verbesserst du deine Eisenwerte
Die gute Nachricht: Mit den richtigen Maßnahmen kannst du deine Eisenwerte gezielt verbessern.
Achte auf die Signale deines Körpers
Bevor du zum Arzt gehst, kann es hilfreich sein, deine Symptome über einige Wochen zu dokumentieren:
Wie oft fühlst du dich müde? Wann treten Konzentrationsprobleme auf? Bemerkst du Veränderungen an Nägeln oder Haaren? Diese Selbstbeobachtung hilft nicht nur dir selbst, Muster zu erkennen, sondern gibt auch Ärzt:innen wertvolle Hinweise für die Diagnose.
Regelmäßige Selbstchecks sind besonders wichtig, wenn du zu einer Risikogruppe gehörst – etwa als Frau mit starker Menstruation, als Schwangere oder wenn du dich vegetarisch oder vegan ernährst.
Eisenreiche Ernährung: So isst du richtig
Wenn ein Eisenmangel bestätigt ist, kannst du bereits durch deine Ernährung viel verbessern. Rotes Fleisch und Leber sind dabei absolute Spitzenreiter, da sie Häm-Eisen enthalten, das der Körper besonders gut aufnimmt. Auch Fisch liefert gut verwertbares Eisen.
Für Vegetarier:innen und Veganer:innen sind hingegen Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und grünes Blattgemüse wie Spinat gute Quellen, auch wenn das pflanzliche Nicht-Häm-Eisen nur zu etwa 5-10 % aufgenommen wird.
Der Trick: Kombiniere eisenreiche Mahlzeiten immer mit Vitamin C – ein Glas Orangensaft, Paprika im Salat oder frische Beeren zum Dessert können die Eisenaufnahme verdoppeln oder sogar verdreifachen.
Vermeide zuletzt Kaffee und schwarzen Tee direkt zu den Mahlzeiten, denn Tannine hemmen die Eisenaufnahme erheblich. Warte lieber eine Stunde nach dem Essen, bevor du zum Kaffee greifst.
Wann Eisenwerte durch Präparate erhöht werden sollten
Manchmal reicht die Ernährung allein allerdings nicht aus. Bei diagnostiziertem Eisenmangel verschreiben Ärzt:innen meist orale Eisenpräparate, typischerweise mit einer Dosierung zwischen 50 und 200 mg elementarem Eisen pro Tag. Die Einnahme sollte auf nüchternen Magen erfolgen, idealerweise mit Vitamin C kombiniert, um die Aufnahme zu maximieren.
In schweren Fällen oder wenn der Darm das Eisen nicht gut aufnimmt, kann eine intravenöse Eisentherapie notwendig werden. Diese sollte immer unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, da eine Überdosierung zu Organschäden führen kann.
Zudem betont die American Society of Hematology in ihren Leitlinien, wie wichtig eine regelmäßige Überwachung der Eisenwerte während der Therapie ist – nur so lässt sich der Erfolg der Behandlung sicherstellen
Fazit: Behalte deine Eisenwerte im Blick
Eisenmangel ist kein Schicksal, sondern ein lösbares Problem – wenn du die Signale erkennst und rechtzeitig handelst. Lass bei anhaltender Müdigkeit oder anderen Symptomen also deine Eisenwerte überprüfen – eine einfache Blutuntersuchung bringt Klarheit.
Mit dem richtigen Wissen und einem aufmerksamen Blick auf deinen Körper kannst du deine Eisenversorgung optimieren und wieder voll durchstarten.
FAQs zu Eisenwerten
Wie oft sollte ich meine Eisenwerte kontrollieren lassen?
Das hängt von deinen Risikofaktoren ab: Bei bestehenden Symptomen oder nachgewiesenem Eisenmangel solltest du alle 3 bis 6 Monate zur Kontrolle gehen. Ansonsten reicht eine jährliche Überprüfung, außer dein:e Ärzt:in empfiehlt etwas anderes.
Ab wann spricht man von einer Eisenmangelanämie?
Eine Eisenmangelanämie liegt vor, wenn sowohl dein Hämoglobin als auch dein Ferritin unter die Referenzwerte fallen und typische Symptome wie Müdigkeit und Blässe auftreten. Die Diagnose erfolgt immer durch Laborwerte in Kombination mit der klinischen Bewertung.
Können zu hohe Eisenwerte auch gefährlich sein?
Ja, definitiv: Überschüssiges Eisen kann sich in Organen wie Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse ablagern und zu Schäden führen. Oft stecken genetische Erkrankungen wie Hämochromatose dahinter, die unbehandelt ernste Folgen haben können.
Welche Symptome sind besonders typisch für Eisenmangel?
Die klassischen Anzeichen sind chronische Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf, Blässe der Haut und Schleimhäute, Konzentrationsstörungen, brüchige Nägel und vermehrter Haarausfall. Bei fortgeschrittenem Mangel kommen Atemnot und Herzrasen hinzu.
Warum hilft Vitamin C bei der Eisenaufnahme?
Vitamin C wandelt Eisen in eine Form um, die dein Körper besser aufnehmen kann – besonders wichtig bei pflanzlichem Eisen. Ein Glas Orangensaft zur Mahlzeit kann die Eisenaufnahme um das Zwei- bis Dreifache steigern, während Kaffee oder Tee sie hemmen.
Bildquellen
- Eisenwerte: iStockphoto.com/ Jane Vershinin

