“Gesunde Bräune” und Schatten: 5 Mythen zu Sonnenbrand

Gesunde Bräune und Schatten: 5 Mythen zu Sonnenbrand

Ein Sonnenbrand trotz Schatten, Hautschäden trotz Fenster? Klingt unmöglich, kommt aber häufiger vor als gedacht. Tatsächlich ranken sich um das Thema Sonnenschutz unzählige Mythen, die nicht nur zu schmerzhaften Überraschungen führen, sondern auch langfristig der Gesundheit schaden können.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Schatten bietet nur 50% Schutz vor UV-Strahlung, Reflexionen von Sand und Wasser erhöhen die Belastung trotz Schatten dabei erheblich
  • Sonnencreme mit hohem LSF verhindert nicht komplett die Vitamin-D-Synthese, da kein Mittel 100% der UV-Strahlen blockiert
  • Vorbräunen im Solarium schützt praktisch nicht vor Sonnenbrand und erhöht das Hautkrebsrisiko um das Doppelte
  • Bereits nach 5-30 Minuten je nach Hauttyp kann Sonnenschaden entstehen, auch ohne sichtbaren Brand
  • UVA-Strahlen durchdringen normale Fenster zu 80% und verursachen chronische Hautschäden ohne Sonnenbrand-Warnsignal

Mythos 1: “Im Schatten bekommt man keinen Sonnenbrand”

Viele Menschen wiegen sich in falscher Sicherheit, sobald sie sich unter einen Sonnenschirm oder in den Schatten eines Gebäudes begeben. Doch diese Annahme kann zu bösen Überraschungen führen:

Auch im Schatten bekommt man Sonnenbrand, weil die UV-Strahlen vor Schattenplätzen nicht haltmachen. Durch Reflexionseffekte streuen die UV-Strahlen in alle Richtungen, insbesondere im Freien.

Heller Sand reflektiert das Licht und verstärkt die UV-Strahlung um 25 Prozent. Am Strand wird die Situation noch kritischer: Die Wasseroberfläche reflektiert wie ein Spiegel die UV-Strahlung und erhöht sie um 50 Prozent. Das bedeutet, dass du selbst unter einem Sonnenschirm direkt am Wasser einer erhöhten UV-Belastung von bis zu 50% der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt bist – trotz Schatten.

Dieses Phänomen erklärt, warum Menschen oft verwundert sind, wenn sie trotz eines ganzen Tages im Schatten mit geröteter Haut nach Hause kommen. Besonders tückisch: Durch die kühlende Wirkung des Wassers fehlt die Hautrötung als Warnung. Der Körper spürt die Gefahr also nicht rechtzeitig.

Mythos 2: “Sonnencreme verhindert die Vitamin-D-Bildung komplett”

Doch nicht nur die falsche Einschätzung von Schatten führt zu Problemen. Ein weiterer, besonders hartnäckiger Mythos sorgt dafür, dass Menschen bewusst auf Sonnenschutz verzichten: die Angst vor Vitamin-D-Mangel.

Viele glauben, dass Sonnencreme die lebenswichtige Vitamin-D-Produktion in der Haut vollständig blockiert. Deshalb gehen sie lieber ungeschützt in die Sonne – in dem Glauben, ihrer Gesundheit damit etwas Gutes zu tun.

Diese Sorge ist jedoch unbegründet. Denn kein Sonnenschutzmittel blockiert 100% der einfallenden UV-Strahlenselbst bei LSF 20 erreichen noch etwa 5% der UV-Strahlung die Haut. Zusätzlich wird beim Auftragen die Haut nie vollständig gleichmäßig bedeckt, wodurch genug UVB-Strahlung durchdringt und die Vitamin-D-Synthese anregt.

Der tatsächliche Vitamin-D-Bedarf ist außerdem geringer als viele denken. Es genügt, Gesicht, Hände und Arme zwei- bis dreimal pro Woche für 12 Minuten ungeschützt der Sonne auszusetzen (bei Hauttyp II und UV-Index 7). Wie eine Meta-Analyse aus 2018 zeigt, hat das Verwenden von Sonnencreme zudem kaum Einfluss auf gemessene Vitamin-D Werte. 

Mythos 3: “Vorbräunen schützt vor Sonnenbrand”

Während viele Menschen unberechtigt Angst vor Vitamin-D-Mangel haben, gehen sie ein anderes Risiko ein. Besonders hartnäckig hält sich der Glaube, man könne die Haut durch Vorbräunen auf den Urlaub vorbereiten.

Doch die Schutzwirkung ist minimal: Selbst Menschen, die beruflich den ganzen Sommer über draußen arbeiten, erreichen nur eine Eigenschutzzeit von wenigen Minuten zusätzlich – praktisch bedeutungslos. Noch gefährlicher ist das Solarium: Die erstmalige Nutzung vor dem 35. Lebensjahr verdoppelt das Risiko für schwarzen Hautkrebs.

Jede Bräunung ist letztendlich ein Zeichen von Hautschädigung. Körpereigene Bräune hat höchstens einen Lichtschutzfaktor von vier bis sechs – viel zu wenig für echten Schutz

Mythos 4: “Hautschäden entstehen nur bei sichtbarem Sonnenbrand”

Doch nicht nur braune Haut kann tückisch sein: Denn viele Menschen denken, solange die Haut nicht rot wird, sei alles in Ordnung.

Diese Annahme unterschätzt die subtilen, aber dauerhaften Schäden, die UV-Strahlung anrichtet. Wer denkt, das Risiko für Hautkrebs steige nur, wenn man einen Sonnenbrand erleidet, der irrt leider. Die Wissenschaft zeigt: Hautschäden akkumulieren mit jeder UV-Exposition.

Die Sonne schadet der Haut grundsätzlich, sobald die Eigenschutzzeit der Haut abgelaufen ist. Und diese beläuft sich bei den meisten Hauttypen auf nur 5–30 Minuten. Bereits in diesem kurzen Zeitfenster können irreversible DNA-Schäden in den Hautzellen entstehen, die Jahre später zu Hautkrebs führen können.

Mythos 5: “Fenster schützen komplett vor UV-Strahlung”

Diese unsichtbaren Schäden werden besonders unterschätzt, wenn wir uns vermeintlich sicher fühlen. Viele Menschen denken, sie seien hinter Fenstern – ob im Auto oder am Arbeitsplatz – vollständig vor UV-Strahlung geschützt. Schließlich kann man ja keinen Sonnenbrand durch Glas bekommen, oder?

Dieser Mythos ist nur zur Hälfte richtig. Normales Glas absorbiert zwar 97% der UVB-Strahlen und verhindert Sonnenbrand, aber UVA-Strahlung ist ein anderes Problem. UVA-Strahlen haben längere Wellenlängen und werden weniger leicht von Glas absorbiert.

Besonders problematisch im Auto: Windschutzscheiben blockieren 96% der UVA-Strahlen, während Seitenfenster nur 71% blockieren. Das erklärt, warum Vielfahrer oft mehr Hautschäden auf der Fahrerseite haben.

Die Lösung: UV-Folien für Fenster reduzieren die Strahlung um bis zu 99%, oder konsequente Anwendung von Breitspektrum-Sonnencreme auch im Innenbereich.

Die richtige Sonnenschutz-Strategie

Doch wie schützt man sich richtig vor Sonnenbrand? Die Antwort liegt in einer Kombination aus verschiedenen Maßnahmen.

Moderne Sonnenschutzmittel sollten einen LSF von mindestens 50 haben und sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung blockieren. Wichtig ist die richtige Menge: 2 Milligramm pro Quadratmeter Haut – das entspricht etwa einem Teelöffel für das Gesicht. Gerade an sehr heißen Tagen solltest du zudem auf textilen Sonnenschutz wie langärmelige Kleidung, Hüte mit breiter Krempe und Sonnenbrillen zurückgreifen.

Der beste Schutz bleibt jedoch das Meiden der Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr, wenn die UV-Strahlung am stärksten ist. Schatten ist besser als direkte Sonne – auch wenn er dich nicht vollständig schützt.

Fazit: Mythen zu Sonnenbrand erkennen und handeln

Die Wahrheit über Sonnenschutz ist komplexer als viele Mythen vermuten lassen – aber auch beruhigender. Du musst weder auf die Sonne verzichten noch Angst vor Vitamin-D-Mangel haben.

Der Schlüssel liegt vielmehr in intelligentem Sonnenschutz: Kombiniere verschiedene Schutzmaßnahmen, anstatt dich auf eine einzige zu verlassen. Mit modernen Breitspektrum-Sonnencremes und bewusstem Verhalten kannst du die Sonne sicher genießen, ohne dabei langfristige Gesundheitsrisiken einzugehen.

FAQs zu Sonnenbrand-Mythen

Reicht LSF 30 wirklich für den ganzen Tag aus?

Nein, die Schutzwirkung nimmt durch Schweiß, Wasser und Reibung ab. Experten empfehlen das Nachcremen alle 2 Stunden und nach jedem Baden.

Kann ich durch bewusste Ernährung meine Haut von innen schützen?

Beta-Carotin kann nach 10 Wochen Einnahme einen leichten Schutz bieten, entspricht aber nur LSF 2-4. Als alleiniger Schutz ist das völlig unzureichend.

Wie erkenne ich qualitativ hochwertige Sonnencreme?

Achte auf das UVA-Siegel zusätzlich zum LSF-Wert. Bei LSF 30 muss der UVA-Faktor mindestens 10 betragen.

Sind alte Sonnencremes vom Vorjahr noch wirksam?

Nein, die chemischen Substanzen reagieren mit Wasser und Sauerstoff aus der Luft und bauen sich ab. Die meisten Produkte sind nach dem Öffnen nur 12 Monate haltbar.

Wirkt Sonnenschutz auch bei bewölktem Himmel?

Ja, denn auch bei Bewölkung kommen noch bis zu 90 Prozent der UV-Strahlen durch. Bei dichter Bewölkung sollten Sie dennoch mindestens LSF 15 verwenden.

Bildquellen

  • gesunde-braeune-schatten-5-mythen-zu-sonnenbrand: ©IStockphoto.com/ mapodile

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