Hautarzt warnt: So teuer kann Bräune werden – für deine Haut

Sommerbräune gilt für viele als Zeichen eines aktiven, lebensfrohen Lebensstils: Wer gebräunt ist, scheint viel Zeit im Freien zu verbringen, liebt Sonne, Bewegung – und natürlich Urlaube am Meer. Kein Wunder also, dass gebräunte Haut für viele so attraktiv wirkt. Um diesen sommerlichen Teint zu erreichen, legen sich viele stundenlang in die Sonne – oft ohne sich der Risiken bewusst zu sein. Doch wie gefährlich ist ungeschütztes Sonnenbaden wirklich – und kann man sich überhaupt sicher bräunen? Wir haben mit dem Dermatologen Dr. Andreas Tzovaras darüber gesprochen.

Ungeschütztes Sonnenbaden? Das sind die Risiken

Klingt drastisch, ist aber Fakt: „UV-Strahlung kann zu akuten Schäden wie Sonnenbrand und langfristig zu Hautalterung und auch Hautkrebs führen“. Die UV-Strahlung der Sonne ist nicht nur ein kleiner kosmetischer Risikofaktor, sondern einer der Hauptverursacher von Hautkrebs weltweit. Und während wir uns über warme Sonnenstrahlen freuen, lauert die Gefahr oft unsichtbar – besonders in den Mittagsstunden.

„Im Sommer ist die UV-Strahlung intensiver, besonders zur Mittagszeit zwischen 11:00 und 15:00 Uhr“, erklärt Dr. Tzovaras. Und genau das ist die Zeit, in der viele von uns am liebsten den Strand aufsuchen oder in der Gartenliege entspannen. Was viele dabei vergessen: Nicht jede Strahlung macht sich bemerkbar.

Denn: „Die UVA-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein, ohne sichtbare Warnsignale wie Rötungen auszulösen, sind aber für Hautalterung und vorwiegend auch für die Entstehung von schwarzem Hautkrebs, auch Melanom genannt, verantwortlich“, so der Hautarzt. Die UVB-Strahlen hingegen, die für den Sonnenbrand sorgen, machen sich schneller bemerkbar. Doch die Kombination beider ist tückisch.

Kinderhaut ist zart, schutzlos und gefährdet

Besonders alarmierend ist das Risiko für Kinder. „UVB- und UVA-Strahlen verursachen Schäden der DNA. Umso jüngeres Alter, umso eher die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Melanom im Laufe des Lebens“, warnt Dr. Tzovaras. Noch erschreckender: „Sonnenbrände in der Kindheit erhöhen das Risiko für den schwarzen Hautkrebs um das 2- bis 3-fache.“

Was viele Eltern unterschätzen: Auch im Schatten oder bei Bewölkung ist die UV-Strahlung aktiv. „Die Sonne wird durch Sand oder Wasser reflektiert – also nur, weil man zum Beispiel unter einem Schirm ist, ist man nicht automatisch geschützt“, betont der Dermatologe.

Kinderhaut ist besonders empfindlich und sollte stets gut geschützt werden – auch im Schatten oder beim Spielen im Wasser.      ©IStockphoto.com/ MelkiNimages

Sonnencreme ist ein Muss, kein Nice-to-have

Wer denkt, ein bisschen Sonnenmilch zwischendurch reiche aus, irrt gewaltig. Die Auswahl der richtigen Sonnencreme ist entscheidend: „Wichtig ist, dass die Sonnencreme vor UVA- und UVB-Strahlen schützt. Außerdem sollte mindestens SPF (Sun Protection Factor) 30“, empfiehlt Dr. Tzovaras. Am besten SPF 50, es gibt mittlerweile sogar Produkte mit SPF 100, die einen verbesserten Schutz gewährleisten.“

Aber Sonnencreme ist nicht gleich Sonnencreme. Chemische Produkte benötigen im Gegensatz zu mineralischen laut Dr. Tzovaras einen langen Vorlauf: „Da ist es wichtig, dass Sonnencreme mit chemischen UV-Filter erst nach 30 Minuten wirkt. Also man soll 30 Minuten warten, bevor man nach dem Eincremen in die Sonne geht.“

Und bitte nicht sparsam sein! Auch bei Stellen, die man gerne vergisst. „Nase, Ohren, Schläfen, Waden, Handrücken und Glatze sind auch die Stellen, wo bei vielen Menschen Sonnenflecken oder auch Hautkrebs auftreten, eben weil sie übersehen werden und besonders empfindlich sind.“

Bräune um jeden Preis? Ein fataler Irrglaube

Schnell bräunen, sexy aussehen – ein weitverbreitetes Schönheitsideal. Vor allem Solariums sind durch ihre UV-Strahlen hier richtig effektiv. Doch was Dr. Tzovaras dazu sagt, klingt alles andere als glamourös: „Die Folgen sind Hautalterung, da UVA-Strahlung die tieferen Schichten der Haut erreicht (Schädigung der Kollagene).“

Auch natürliche Bräune sei laut Dr. Tzovaras kein zuverlässiger Schutz: Zwar werde durch die Pigmentierung mehr Melanin gebildet, das bis zu 90 Prozent der UV-Strahlen absorbieren könne, doch etwa 20 Prozent der UVB- und 50 Prozent der UVA-Strahlen dringen trotzdem in tiefere Hautschichten ein und verursachen dort DNA-Schäden.

Ein gefährlicher Trend sei laut Dr. Tzovaras die sogenannte Tan Dysmorphia – also die Sucht nach Bräune. Besonders problematisch sei dabei die Solariumnutzung, da die dort eingesetzte UVA-Strahlung DNA-Schäden verursache und häufig zur Entstehung von schwarzem Hautkrebs führe.

Solariumbräune ist besonders schädlich, da die intensive UVA-Strahlung tief in die Haut eindringt.    ©IStockphoto.com/ enigma_images

Kleidung als Sonnenschutz

Sonnencreme ist wichtig – doch wer denkt, ein T-Shirt reiche aus, liegt nicht ganz richtig. UV-durchlässige Kleidung bietet oft nur begrenzten Schutz. Dr. Tzovaras empfielt hier spezielle Kleidung: Kleidung mit UV-Schutz spielt eine große Rolle bei kleinen Kindern und Sportler:innen. Ältere Menschen, vor allem mit schütterem Haar und Arbeiter im Freien, sollen immer einen Hut aufsetzen.“ Der beste Schutz sei eine Kombination aus Kleidung und Sonnencreme.

Ein Sonnenbrand ist nicht harmlos

Ein Sonnenbrand ist kein Kavaliersdelikt. Dr. Tzovaras beschreibt erschreckend präzise, was im Inneren der Haut geschieht: „Sonnenbrand, wird durch UVB-Strahlung verursacht. UVB wirkt direkt auf die DNA und führt zur Entstehung von vermehrten Mutationen durch freie Radikale.

Doch was sollte man tun, wenn es bereits passiert ist? „Abkühlen ist gut und auch Pflegecremen sind gut – alles, was man zur Verfügung hat, das kühlt, ist gut z. B. auch Topfen“, sagt der Dermatologe. Zusätzlich empfiehlt er Vitamin C und Ibuprofen gegen Schmerzen. Wichtig: „Der Sonnenbrand ist eine Verbrennung 1. bis 2. Grades und darum muss man die Sonne nach dem Sonnenbrand drei Wochen vermeiden.“

Zum Arzt oder zur Ärztin sollte man laut Dr. Tzovaras dann gehen, wenn sich Blasen bilden, sich die Haut großflächig ablöst oder Symptome wie Fieber, Übelkeit oder Kreislaufprobleme auftreten – insbesondere bei Kindern und älteren Menschen.

Prävention: Hautuntersuchungen können Leben retten

Einmal im Jahr zur Hautkontrolle zu erscheinen – das kann entscheidend sein. Besonders gefährdet sind Menschen mit vielen und unregelmäßigen Muttermalen oder familiärer Vorbelastung. „Diese Patient:innen müssen sogar halbjährlich zur Kontrolle“, sagt Dr. Tzovaras. Wer einen Hautarzt oder eine Hautärztin sucht, wird zum Beispiel auf docfinder.at fündig – hier kann man nach Spezialist:innen in der Nähe suchen und gleich Termine buchen. Hautkrebsvorsorge ist kein Luxus, sondern Pflicht.

Sonne genießen – aber mit Verstand

Die Sonne ist eine Quelle des Lebens, der Energie, der guten Laune – aber auch ein Risikofaktor, wenn man sie unterschätzt. Bräune mag kurzfristig schön wirken, doch langfristig ist gesunde, gepflegte Haut ohne Verbrennungen deutlich attraktiver – und sicherer.

Man sollte also immer auf Sonnenschutz achten. Nicht nur dann, wenn die Sonne sichtbar scheint. Sondern immer, wenn UV-Strahlen im Spiel sind – also fast immer. Wer das beherzigt, kann den Sommer genießen, ohne Spuren davon für ein ganzes Leben zu tragen.

Dr. Andreas Tzovaras, Hautarzt für allgemeine, ästhetische und operative Dermatologie © MichaelAlschner

Bildquellen

  • ungeschütztes Sonnenbaden: iStockphoto.com/ miljko

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