Vegane Kost: Kann sie unseren Hunger nach Nährstoffen stillen?

Du isst regelmäßig, vielleicht sogar mit kleinen Snacks zwischendurch – und trotzdem meldet sich dein Körper mit einem leisen, aber anhaltenden Verlangen. Kein Hunger nach mehr Kalorien, sondern nach dem, was wirklich zählt: nach echten Nährstoffen. Doch wie kann es sein, dass wir trotz voller Teller und gut gefüllter Kühlschränke nicht wirklich satt werden? Was fehlt uns – und könnte eine vegane Ernährung die Antwort auf diesen stillen, „versteckten Hunger“ sein?

Wie viele von uns leiden tatsächlich unter Nährstoffmangel?

Wir leben in paradoxen Zeiten: Supermärkte quellen über, Fast-Food ist schneller als je zuvor und Kalorien sind im Überfluss vorhanden. Und doch: Über die Hälfte der Weltbevölkerung leidet an Mikronährstoffmangel, so die alarmierende Erkenntnis einer globalen Studie von The Lancet Global Health. Auch hierzulande. Unser Körper bekommt nicht, was er braucht – trotz vollen Tellers.

Die medizinische Fachwelt spricht von „verstecktem Hunger“: einem Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, der sich nicht sofort bemerkbar macht, aber auf Dauer unser Immunsystem schwächt, unsere Leistungsfähigkeit mindert und das Risiko für chronische Erkrankungen erhöht. Klingt dramatisch? Ist es auch.

Doch wie kommt es dazu?

Zu viel von allem – und zu wenig vom Richtigen

Unser moderner Speiseplan ist häufig einseitig: viel Fleisch, viel Zucker, viele hochverarbeitete Produkte. Die liefern vor allem Energie – aber kaum Vitalstoffe. Wurst, Weißbrot, Tiefkühlpizza? Alles lecker, alles bequem – aber ernährungsphysiologisch oft eine Nährstoffwüste.

Dazu kommt: Die heutigen Böden sind vielfach ausgelaugt, Obst und Gemüse legen oft lange Transportwege zurück und verlieren auf dem Weg ins Supermarktregal einen Großteil ihrer Nährstoffe. Kurzum: Selbst wer glaubt, „ganz normal“ zu essen, tappt oft in die Mangel-Falle.

Die grüne Kraft der pflanzenbasierten Ernährung

Aber hier wird’s spannend: Studien zeigen, dass eine ausgewogene vegane Ernährung nicht nur aus ethischen oder ökologischen Gründen sinnvoll ist – sondern auch aus gesundheitlichen. Denn sie kann den versteckten Hunger effektiv stillen.

Pflanzliche Lebensmittel sind wahre Nährstoffbomben. Sie liefern nicht nur Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe, gesunde Fette und komplexe Kohlenhydrate – ein ganzes Team an Vitalstoffen, das im Körper wie ein Orchester harmoniert.

Nachhaltiges Kochen ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern kann auch Spaß machen und den Genuss am Kochen steigern. Wir zeigen es dir.Quelle: svetikd/ istock
Studien zeigen: Eine ausgewogene vegane Ernährung kann nicht nur ethisch überzeugen, sondern auch unseren versteckten Nährstoffhunger wirksam stillen

Linsen statt Leberkäse

Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen sind nicht nur hervorragende Proteinlieferanten, sondern punkten mit Eisen, Zink und B-Vitaminen. Kombiniert mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln – wie Paprika oder Zitrusfrüchten – wird das pflanzliche Eisen sogar besonders gut aufgenommen.

Nüsse und Samen: Die knusprigen Alleskönner

Mandeln, Walnüsse, Chiasamen oder Leinsaat? Sie liefern gesunde Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Kalzium und Spurenelemente wie Selen und Mangan. Eine Handvoll pro Tag kann Wunder wirken – auch für Konzentration und Hautbild.

Grünes Blattgemüse: Popeyes Geheimwaffe

Spinat, Grünkohl, Mangold und Rucola sind Kalzium-, Eisen- und Vitamin-K-Kraftwerke. Dazu kommen sekundäre Pflanzenstoffe, die Entzündungen im Körper bremsen – ein echter Segen in einer Zeit, in der viele Menschen mit stillen Entzündungen kämpfen.

Vitamin B12 & Co: Worauf Veganer:innen achten sollten

Natürlich gibt es auch bei der veganen Ernährung ein paar Dinge zu beachten. Vitamin B12 zum Beispiel – das wird ausschließlich von Mikroorganismen produziert und kommt natürlicherweise in pflanzlicher Nahrung kaum vor. Die Lösung: Nahrungsergänzung oder angereicherte Produkte.

Auch Vitamin D, Omega-3 (EPA/DHA) sowie Jod können bei rein pflanzlicher Ernährung kritisch sein – allerdings gilt das auch für viele Omnivoren. Wer hier bewusst ergänzt, ist auf der sicheren Seite.

Ein kurzer Überblick über Nährstoffe, auf die Veganer:innen besonders achten sollten:

  • Vitamin B12: über Supplemente oder angereicherte Pflanzenmilch zuführen
  • Eisen: enthalten in Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen – am besten zusammen mit Vitamin C (z. B. Paprika oder Zitrusfrüchte)
  • Kalzium: steckt in Brokkoli, Grünkohl, Sesam und kalziumangereicherten Pflanzendrinks
  • Jod: Jodsalz verwenden; gelegentlich Meeresalgen, dabei auf die richtige Dosierung achten
  • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): aus Leinöl, Chiasamen oder speziell aus Algenöl
  • Vitamin D: durch ausreichend Sonnenlicht oder in den Wintermonaten über Supplemente
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Was sagt die Wissenschaft?

Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte einer gut geplanten veganen Ernährung. Sie senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Übergewicht und bestimmte Krebsarten. Menschen, die sich vegan ernähren, haben oft bessere Blutfettwerte, einen gesünderen Blutdruck und ein niedrigeres Entzündungslevel.

Eine Langzeitstudie der Harvard T.H. Chan School of Public Health zeigte: Wer auf tierische Produkte verzichtet und sich ausgewogen pflanzlich ernährt, lebt im Schnitt gesünder – und oft auch länger.

Vegan ist nicht gleich gesund – das kleine Aber

Wichtig ist allerdings: Nicht jede vegane Ernährung ist automatisch nährstoffreich. Pommes mit Ketchup und vegane Gummibärchen sind zwar tierfrei – aber kein Ersatz für frische, unverarbeitete Lebensmittel.

Die goldene Regel lautet: „Whole Food Plant Based“ – also möglichst naturbelassene pflanzliche Kost. Wer täglich bunt, vielfältig und frisch isst, macht alles richtig.

Unterstütze deinen individuellen Nährstoffbedarf

Wie viele Vitamine und Mineralstoffe dein Körper braucht, hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel von deinem Alter, deinem Lebensstil, wie viel Stress du hast oder ob du körperlich aktiv bist. Deshalb gibt es keine Ernährung, die für alle gleich gut passt.

Gerade wenn du dich vegan ernährst, lohnt es sich, hin und wieder zu prüfen, ob du mit allen wichtigen Nährstoffen gut versorgt bist. Manchmal kann es sinnvoll sein, Laborteste durchzuführen und bestimmte Vitamine oder Mineralstoffe gezielt zu ergänzen – am besten abgestimmt auf deine persönlichen Bedürfnisse.

Wichtig ist, dass du deine Ernährung als etwas verstehst, das dich im Alltag unterstützt – angepasst an dich und deinen Körper.

Diese 10 Supplements unterstützen hormonelles GleichgewichtQuelle: KucherAV / istock
Als Veganer:in ist es manchmal sinnvoll, bestimmte Nährstoffe gezielt zu supplementieren – einfach, weil sie in rein pflanzlicher Kost nur schwer in ausreichender Menge vorkommen

Vegane Ernährung: Zukunft oder Trend?

Klar ist: Vegan zu essen ist längst mehr als ein kurzfristiger Hype. Es ist ein bewusster Lebensstil, der Gesundheit, Umwelt und Ethik vereint. Und der – richtig umgesetzt – ein kraftvoller Weg ist, dem versteckten Hunger unserer Zeit zu begegnen.

Vielleicht ist die wichtigste Erkenntnis: Unser Körper ist kein Mülleimer, sondern ein Hochleistungsorganismus. Er braucht Qualität, keine Quantität. Und die finden wir mehr denn je in der pflanzlichen Ernährung. Die vegane Ernährung kann ein Gamechanger sein – für unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere Zukunft. Sie stillt nicht nur unseren Kalorienhunger, sondern vor allem unseren tiefen, stillen Nährstoffhunger.

Bildquellen

  • Relaxed woman with healthy food in the room with plants: RossHelen / istock

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