Eine Armee aus hochspezialisierten Kämpfern, die Bakterien verschlingt, Viren neutralisiert und sogar Krebszellen erkennt und vernichtet. Genau das sind die Leukozyten, im normalen Sprachgebrauch auch weiße Blutkörperchen genannt. Doch woraus bestehen sie? Und wie kannst du die Arbeit der Leukozyten unterstützen?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen und bilden das Herzstück deines Immunsystems mit über 100 Milliarden neu produzierten Zellen täglich
- Es gibt fünf Haupttypen von Leukozyten, die jeweils spezialisierte Aufgaben übernehmen – von der Bakterienbekämpfung bis zur Tumorzellenerkennung
- Der normale Wert liegt bei 4.000-11.000 Zellen pro Mikroliter Blut, wobei bereits 700 rote Blutkörperchen auf eine weiße Blutzelle kommen
- Aktuelle Forschung aus 2024 zeigt, dass selbst milde COVID-19-Verläufe die Leukozytenfunktion noch zehn Monate nach der Infektion beeinträchtigen können
- Sport in moderaten Mengen stärkt die Immunfunktion, während Extremsport vorübergehend zu einer Schwächung der weißen Blutkörperchen führen kann
Was sind Leukozyten genau?
Leukozyten sind die farblosen Helden deines Blutes. Im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen, die mit Hämoglobin gefüllt sind und dadurch ihre charakteristische Farbe erhalten, enthalten weiße Blutkörperchen keinen Blutfarbstoff und erscheinen daher unter dem Mikroskop weiß. Der Begriff stammt aus dem Griechischen: “leukos” bedeutet weiß, “kytos” bedeutet Zelle.
Diese Immunzellen werden hauptsächlich im Knochenmark produziert und gelangen von dort ins Blut. Doch anders als rote Blutkörperchen bleiben sie nicht brav in den Blutgefäßen. Sie können aktiv durch die Gefäßwände wandern und sich in Gewebe bewegen, wo sie gebraucht werden. Diesen Vorgang nennt man Leukodiapedese.
Dein Körper stellt täglich etwa 100 Milliarden neue weiße Blutkörperchen her – eine beeindruckende Produktionsleistung, die zeigt, wie wichtig diese Zellen für dein Überleben sind.
Die fünf Arten von Leukozyten
Nicht alle Leukozyten sind gleich. Es gibt fünf Haupttypen, die wie spezialisierte Einheiten einer Armee unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Diese Arbeitsteilung macht dein Immunsystem so effektiv.
1. Neutrophile Granulozyten: Die Feuerwehr des Körpers
Mit etwa 60-70% aller Leukozyten bilden die neutrophilen Granulozyten die größte Gruppe. Sie sind die first Responder bei bakteriellen Infektionen und reagieren binnen Minuten auf Alarmsignale.
Ihre Hauptwaffe ist die Phagozytose: Sie verschlingen Bakterien und Pilze regelrecht und zerstören sie mit speziellen Enzymen.
2. Lymphozyten: Die Strategen und Gedächtniskünstler
Während die Neutrophilen wie eine Feuerwehr sofort zuschlagen, arbeiten die Lymphozyten strategischer und nachhaltiger. Mit 20-45% Anteil sind sie die Intelligenz deines Immunsystems und unterteilen sich in drei spezialisierte Gruppen:
- B-Lymphozyten produzieren maßgeschneiderte Antikörper gegen spezifische Erreger. Diese Y-förmigen Proteine docken an Bakterien und Viren an und markieren sie für die Vernichtung
- T-Lymphozyten fungieren hingegen als Koordinatoren und Killer zugleich. Helferzellen orchestrieren die Immunreaktion, während Killerzellen infizierte Zellen und Tumorzellen direkt zerstören
- Natürliche Killerzellen sind die Spezialeinheit für virusbefallene und entartete Zellen. Sie können binnen Sekunden entscheiden, ob eine Zelle gesund oder gefährlich ist
3. Monozyten: Die Aufräumkommandos
Nach den strategischen Operationen der Lymphozyten übernehmen andere Spezialisten das Schlachtfeld. Monozyten entwickeln sich zu Makrophagen, den “großen Fressern” des Immunsystems, die mit 2-8% Anteil zwar seltener sind, dafür aber als größte Leukozyten umso effektiver aufräumen. Sie beseitigen nicht nur Krankheitserreger, sondern auch Zelltrümmer und andere Abfallprodukte.
4. Eosinophile und Basophile: Die Spezialisten
Eosinophile Granulozyten (1-4%) spezialisieren sich auf Parasiten und spielen bei Allergien eine wichtige Rolle. Basophile Granulozyten (unter 1%) sind die seltensten weißen Blutkörperchen, aber entscheidend für allergische Reaktionen, da sie Histamin freisetzen.
Wie Leukozyten deine Immunabwehr dirigieren
Doch wie arbeiten diese verschiedenen Spezialeinheiten konkret zusammen?
Sobald ein Bakterium durch eine kleine Wunde eindringt, sendet das geschädigte Gewebe chemische Notsignale aus – sogenannte Damage-Associated Molecular Patterns. Diese Alarmsignale locken die neutrophilen Granulozyten an, die innerhalb von Minuten am Infektionsort eintreffen.
Sie beginnen sofort mit ihrer Arbeit und senden dabei Botenstoffe aus, die weitere Immunzellen anlocken. Makrophagen treffen ein und beseitigen sowohl die Erreger als auch abgestorbene Neutrophile. Gleichzeitig sammeln spezialisierte Immunzellen Informationen über die Eindringlinge und geben diese an die Lymphozyten weiter, die dann maßgeschneiderte Antikörper entwickeln.
Diese Teamarbeit sorgt dafür, dass dein Immunsystem nicht nur das aktuelle Problem löst, sondern auch ein “Gedächtnis” für den Erreger entwickelt – beim nächsten Kontakt kann es viel schneller reagieren.
Wie Covid den weißen Blutkörperchen schaden kann
Die Leukozytenforschung liefert kontinuierlich neue Erkenntnisse, auch zu neueren Erkrankungen. So dürften sich viele von uns, die schon einmal an Corona erkrankt sind, etwa durch eine Studie der MedUni Wien aus 2024 bestätigt fühlen:
Denn diese untersuchte 133 COVID-19-Genesene über zehn Monate, und fand heraus, dass selbst nach milden Verläufen die Konzentration weißer Blutkörperchen deutlich verringert war.
Diese Erkenntnisse erklären, warum manche Menschen nach überstandener Corona-Infektion anfälliger für andere Krankheiten sind. Die Forschenden vermuten, dass SARS-CoV-2 das Knochenmark, die zentrale Produktionsstätte der Immunzellen, nachhaltig beeinträchtigen könnte.
Wenn die Wächter versagen: Leukozytose und Leukopenie
Doch egal, ob durch Corona oder einem anderen Problem: zu viele oder zu wenige weiße Blutkörperchen können ernsthafte Gesundheitsprobleme signalisieren:
- Eine Leukozytose (erhöhte Leukozytenzahl über 11.000 pro Mikroliter) tritt dabei meist bei bakteriellen Infektionen, Entzündungen oder Stress auf. Der Körper mobilisiert seine Abwehrkräfte und produziert mehr weiße Blutkörperchen. In seltenen Fällen kann eine Leukozytose auch auf Blutkrebs hinweisen
- Gefährlicher ist oft die Leukopenie (erniedrigte Leukozytenzahl unter 4.000 pro Mikroliter). Sie schwächt das Immunsystem erheblich und macht anfällig für Infektionen. Ursachen können Medikamentennebenwirkungen, Chemotherapie, schwere Virusinfektionen oder Störungen der Knochenmarksfunktion sein
Wie du durch Sport deine Blutkörperchen unterstützen kannst
Bei all diesen Informationen stellt sich nun die Frage, was du tun kannst, um deine Leukozyten zu unterstützen. Wie so oft im Leben, ist die Antwort so einfach, wie auch anstrengend: Moderater Sport stärkt nachweislich dein Immunsystem, und damit zugleich auch deine weißen Blutkörperchen. Nur übertreiben solltest du es nicht.
Denn unmittelbar nach intensivem Sport steigt die Zahl der Leukozyten drastisch an – Natürliche Killer-Zellen können sich sogar verfünffachen. Doch nach dieser initialen Mobilmachung folgt eine Phase der Erschöpfung: Ein bis drei Stunden nach der Belastung sinkt die Zahl der weißen Blutkörperchen unter den Ausgangswert.
Diese “lymphopenische Phase” erklärt, warum Ausdauersportler:innen nach langen Wettkämpfen häufiger an Atemwegsinfekten erkranken. So dokumentierten mehrere Studien etwa einen direkten Zusammenhang zwischen intensiven Ausdauertätigkeiten und der Wahrscheinlichkeit, an einer Infektion zu erkranken.
Die gute Nachricht: Regelmäßige moderate Bewegung verbessert langfristig die NK-Zellfunktion und erhöht den Immunglobulinspiegel. Langfristig wird dein Immunsystem – genauso wie deine Psyche – durch Sport als nur widerstandsfähiger.
Fazit: Leukozyten verstehen
Leukozyten sind deine lebenslange Leibgarde gegen Krankheiten. Die fünf verschiedenen Typen arbeiten Hand in Hand, um dich vor Bakterien, Viren, Parasiten und sogar Krebs zu schützen.
Die wichtigste Erkenntnis: Du kannst deine weißen Blutkörperchen aktiv unterstützen. Regelmäßige, moderate Bewegung stärkt ihre Funktion. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen liefert die Bausteine für ihre Produktion. Ausreichend Schlaf und Stressreduktion halten das sensible System im Gleichgewicht.
FAQs zu Leukozyten
Wie schnell werden neue Leukozyten produziert?
Dein Knochenmark produziert täglich etwa 100 Milliarden neue weiße Blutkörperchen. Je nach Typ leben sie wenige Tage bis mehrere Monate, wobei Neutrophile nur 6-8 Stunden im Blut zirkulieren.
Können Nahrungsergänzungsmittel die Leukozytenzahl erhöhen?
Vitamin C, Zink und Vitamin D unterstützen die Immunfunktion, doch eine gezielte Steigerung der Leukozytenzahl ist nur bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll. Eine ausgewogene Ernährung ist meist ausreichend.
Warum steigen Leukozyten bei Stress?
Stress erhöht die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin, was die Mobilisierung weißer Blutkörperchen aus Geweben ins Blut fördert. Chronischer Stress kann jedoch langfristig das Immunsystem schwächen.
Sind erhöhte Leukozyten immer gefährlich?
Nicht zwingend – meist reagiert der Körper normal auf eine Infektion oder Entzündung. Persistierend hohe Werte ohne erkennbaren Grund sollten jedoch abgeklärt werden, da sie auf ernstere Erkrankungen hinweisen können.
Können Leukozyten Krebs verursachen?
Leukozyten selbst verursachen keinen Krebs, sondern können entarten und zu Blutkrebs (Leukämie) werden. Gesunde Leukozyten erkennen und bekämpfen dagegen Krebszellen als wichtiger Teil der körpereigenen Tumorüberwachung.
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- leukozyten-weiße-blutkoerperchen: ©iStockphoto.com/spanteldotru

