Wenn von Superfoods die Rede ist, fallen oft Namen wie Chia-Samen, Matcha oder Kurkuma. Doch seit einiger Zeit sorgt ein weiterer Kandidat für Aufmerksamkeit – auf TikTok, Instagram und in Gesundheitsmagazinen: Lions Mane, auf Deutsch Igelstachelbart. Ein Pilz, der mit seiner weißen, zottigen Form an eine Löwenmähne erinnert und dem zugeschrieben wird, das Gehirn zu unterstützen, Nerven zu regenerieren und die Stimmung zu stabilisieren. Aber was steckt tatsächlich hinter diesem Trend?
Ein Pilz mit Löwenmähne
Der Igelstachelbart (Hericium erinaceus) wächst bevorzugt auf alten Laubbäumen in kühlen Regionen. Schon sein Anblick ist spektakulär: keine klassische Pilzform mit Hut und Stiel, sondern lange, herabhängende, weiße Strähnen – als hätte man Zuckerwatte an einen Baum genagelt.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird der Pilz seit Jahrhunderten eingesetzt, etwa zur Stärkung von Magen und Milz, zur Förderung der Verdauung und für geistige Klarheit. Auch in Japan ist er bekannt, dort trägt er den Namen Yamabushitake – was übersetzt etwa „Pilz des Bergmönchs“ bedeutet. Schon das klingt nach Zen, Meditation und geistiger Schärfe.
Warum Lions Mane zum Hype-Pilz wurde
Auf Social Media sieht man derzeit unzählige Clips von Menschen, die ihren Morgenkaffee mit einem Löffel Lions Mane Pulver pimpen. „Focus Coffee“, „Brain Latte“ oder „Productivity Shot“ heißen diese Kreationen. Der Tenor: Wer Lions Mane trinkt, denkt klarer, lernt schneller und bleibt konzentrierter.
Das passt perfekt in unsere Zeit: ständige Informationsflut, Homeoffice, Dauerstress. Wer möchte da nicht ein kleines, natürliches Upgrade für den Kopf?
Was die Wissenschaft dazu sagt
Bevor du gleich mehrere Lions Mane-Supplements zulegst, lohnt sich ein Blick in die Forschung. Denn zum Glück gibt es mittlerweile einige Studien – auch wenn die meisten noch im Tierlabor stattfinden.
1. Gehirn-Booster?
Der Pilz wird oft als natürliches Nootropikum bezeichnet – also als Substanz, die die geistige Leistungsfähigkeit unterstützen kann. Verantwortlich dafür sind zwei spannende Inhaltsstoffe:Hericenone und Erinacine. Diese können das Wachstum von Nervenzellen anregen. Genau genommen fördern sie die Bildung des sogenannten Nerve Growth Factor (NGF), eines Proteins, das für die Gesundheit und Reparatur von Nervenzellen entscheidend ist.
Tierstudien zeigen, dass Lions Mane Gedächtnisprobleme bei Mäusen reduziert und Nervenschäden nach Verletzungen schneller heilen lässt. Eine kleine klinische Studie aus Japan mit älteren Menschen und leichten Gedächtnisproblemen ergab ebenfalls Verbesserungen nach mehreren Wochen Einnahme.
2. Stimmung und mentale Balance
Auch bei Depression und Angst gibt es Hinweise: In Tierversuchen wirkte der Pilz entzündungshemmend und verbesserte die Funktion des Hippocampus – einer Hirnregion, die für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Eine kleine Studie mit Frauen in den Wechseljahren zeigte, dass sich nach vier Wochen Lions Mane die Stimmung und das Gefühl innerer Unruhe besserten.
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3. Darm, Herz & Co.
Lions Mane scheint auch im Körper einiges zu bewirken:
- Schutz vor Magengeschwüren (u. a. durch Hemmung von Helicobacter pylori)
- Senkung von Blutfetten und Verbesserung des Stoffwechsels
- mögliche krebshemmende Effekte (zumindest in Labor- und Tierstudien)
- Unterstützung des Immunsystems
Noch ist vieles nicht endgültig bestätigt – aber die Summe der Ergebnisse macht neugierig.
Wie nimmt man Lions Mane ein?
Frisch geerntet ist der Pilz in Europa kaum erhältlich. Am ehesten findet man ihn in asiatischen Lebensmittelmärkten oder bei spezialisierten Züchtern. Sein Geschmack wird oft mit Krabben oder Hummer verglichen – ein echter „Meeresfrüchte-Pilz“. Gebraten oder als Suppeneinlage ist er eine Delikatesse.
Für den Alltag sind jedoch Pulver, Kapseln oder Extrakte gängiger. Besonders beliebt:
- Pulver im Kaffee oder Smoothie – „Mushroom Coffee“ ist ein aktueller Trend
- Kapseln/Tabletten – für alle, die es praktisch mögen
- Tinkturen – hochkonzentrierte Flüssigextrakte
Die Dosierungen variieren, aber viele Hersteller empfehlen zwischen 500 mg und 3 g täglich.
Sicherheit & Nebenwirkungen
Die gute Nachricht: Bisher wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen festgestellt. In Tierversuchen waren auch sehr hohe Dosen gut verträglich. Vorsicht ist nur geboten, wenn man generell auf Pilze allergisch reagiert – es gibt Einzelfälle von Hautausschlägen oder Atemproblemen.
Wichtig ist, auf die Qualität der Produkte zu achten: Da Nahrungsergänzungsmittel nicht streng reguliert sind, unterscheiden sich Reinheit und Wirkstoffgehalt erheblich. Wer Lions Mane ausprobieren möchte, sollte auf seriöse Hersteller setzen und im Zweifel den Arzt oder die Ärztin fragen – vor allem bei bestehenden Erkrankungen oder Medikamenteneinnahme.
Trend oder echter Gamechanger?
Viele Nahrungsergänzungsmittel erleben ihren kurzen Ruhm im Internet – von „Detox-Tees“ über Kollagenpulver bis hin zu Aktivkohle-Latte. Lions Mane könnte allerdings länger interessant bleiben. Warum? Weil der Pilz nicht nur durch Lifestyle-Marketing glänzt, sondern tatsächlich wissenschaftlich spannende Eigenschaften hat.
Natürlich: Wundermittel ist er keines. Niemand wird nach einer Tasse Lions-Mane-Kaffee zum Schachgenie oder vergisst plötzlich alle Sorgen. Doch als Ergänzung für Menschen, die ihr Gehirn, ihr Nervensystem und ihre allgemeine Gesundheit unterstützen wollen, klingt der Pilz vielversprechend.
Die Magie liegt in der Kombination
Ein Punkt, den viele vergessen: Nahrungsergänzungen wirken am besten eingebettet in einen gesunden Lebensstil. Lions Mane entfaltet sein Potenzial eher, wenn er Teil eines größeren Ganzen ist – sprich: ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung, Stressmanagement.
Oder anders gesagt: Lions Mane ist wie ein Verstärker. Er macht gute Gewohnheiten wirksamer, aber ersetzt sie nicht.
@tifflovestofu Munchin’ on Mushrooms – Ep 4: Lemongrass Lion’s Mane Today, we are covering lion’s mane. It is a mushroom typically spotted on dead hardwood trees like oak, beech, and maple. It has fluffy, white tufts resembling a lion’s mane, hence its name. Some people say it tastes like crab and scallops. I can confirm it does not taste like either of those, but it does taste like a delicious mushroom. 😅 You can find the link to the recipe in my bio or on my website at www.tifflovestofu.com #plantbased #mushrooms #lionsmane ♬ original sound – Tiffany Bach
Bildquellen
- Lions Mane Pilz: iStockphoto.com/ joannawnuk

