Magnesium-Überdosis: Für wen ist es besonders gefährlich?

Magnesium-Überdosis

Immer mehr Menschen greifen tagtäglich zu Magnesium-Präparaten. Schließlich gilt der Mineralstoff als natürlicher Entspannungshelfer und Allheilmittel gegen Stress-Symptome. Doch was passiert, wenn aus dem harmlosen Nahrungsergänzungsmittel plötzlich ein medizinischer Notfall wird? Eine Magnesium-Überdosis ist zwar selten, aber durchaus möglich – und ihre Folgen können lebensbedrohlich sein.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Eine Magnesium-Überdosis (Hypermagnesämie) tritt meist bei Menschen mit Nierenversagen auf, die mehr als 5.000 mg täglich über Abführmittel oder Antazida aufnehmen
  • Bei gesunden Nieren ist eine Überdosierung durch Nahrungsergänzungsmittel nahezu unmöglich, da die Nieren bis zu 70% des überschüssigen Magnesiums schnell ausscheiden können
  • Erste Symptome sind Durchfall, Übelkeit und Bauchkrämpfe, schwere Fälle können zu Atemdepression, Herzrhythmusstörungen und Koma führen
  • Studien aus 2024 zeigen, dass bei kritisch kranken Patienten eine Hypermagnesämie mit höherer Sterblichkeit und vermehrten Herzrhythmusstörungen verbunden ist
  • Die Behandlung erfolgt durch sofortigen Stopp der Magnesium-Zufuhr und bei schweren Fällen durch intravenöse Gabe von Calcium-Gluconat sowie Dialyse

Wie entsteht eine Magnesium-Überdosis?

Eine Magnesium-Überdosierung – medizinisch als Hypermagnesämie bezeichnet – ist ein seltenes, aber ernstzunehmendes Phänomen. Bei gesunden Erwachsenen liegt der normale Magnesiumspiegel im Blut zwischen 1,7 und 2,3 mg/dL. Eine Überdosierung beginnt ab Werten über 2,6 mg/dL.

Dass Hypermagnesämie so selten auftritt, hat einen einfachen Grund: Deine Nieren sind wahre Magnesium-Profis. Sie filtern täglich enorme Mengen Blut und können dabei sehr flexibel reagieren. Bei Bedarf stoppen sie die Magnesium-Wiederaufnahme fast komplett, um überschüssiges Magnesium schnell loszuwerden.

Die meisten Betroffenen haben also ein gemeinsames Problem: eingeschränkte Nierenfunktion. Menschen mit Nierenversagen oder chronischer Nierenerkrankung sind deutlich anfälliger für eine Magnesium-Überdosis, da ihre Nieren das überschüssige Magnesium nicht ausreichend ausscheiden können.

Wer ist besonders gefährdet?

Die Risikogruppen für eine Magnesium-Überdosis sind klar definiert. Bei Patienten mit schwerster Nierenerkrankung tritt Hypermagnesämie mit einer Häufigkeit von 10-15% auf. Diese Menschen sind besonders vulnerabel, weil ihre Nieren das lebenswichtige Gleichgewicht nicht mehr aufrechterhalten können.

Schwangere Frauen stellen eine weitere Risikogruppe dar. Das Risiko einer Hypermagnesämie bei Schwangeren resultiert aus den hohen Magnesium-Dosen, die zur Vorbeugung von Krampfanfällen bei Schwangerschaftsvergiftung (einer gefährlichen Komplikation mit hohem Blutdruck) verwendet werden. Eine aktuelle Studie mit 429 Frauen mit schwerer Schwangerschaftsvergiftung zeigte, dass die Mehrheit (61%) durch die Supplementierung eine kritische Magnesium-Überdosis entwickelte.

Überraschenderweise können aber auch Menschen mit gesunden Nieren betroffen sein. So zeigen aktuelle Studien, dass eine Magnesium-Überdosis auch bei Personen mit normaler Nierenfunktion auftreten kann, insbesondere bei älteren Patienten mit bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen. Ein dramatisches Beispiel liefert ein 2024 veröffentlichter Fallbericht, bei dem ein Patient mit normaler Nierenfunktion nach oraler Einnahme von Bittersalz (Magnesiumsulfat) eine lebensbedrohliche Magnesium-Überdosis entwickelte.

Die heimtückischen Symptome einer Magnesium-Vergiftung

Doch wie erkennst du überhaupt, ob du zu den Risikogruppen gehörst und eine Magnesium-Überdosis entwickelt hast? Das Tückische an einer Magnesium-Überdosis: Die ersten Anzeichen wirken oft harmlos und werden leicht übersehen:

Frühe Symptome (harmlos erscheinend):

  • Durchfall, Übelkeit und Bauchkrämpfe – Beschwerden, die viele Menschen nicht ernst nehmen
  • Abführende Wirkung durch das Magnesium selbst

Moderate Überdosierung:

Schwere Überdosierung:

  • Schwerer Blutdruckabfall
  • Verschwinden der Muskelreflexe (ab etwa 12 mg/dL Magnesiumspiegel)

Extreme Fälle (lebensbedrohlich):

  • Koma und Atemstillstand
  • Herzstillstand (ab 15 mg/dL Magnesiumspiegel)

Warum eine Magnesium-Überdosis oft übersehen wird

Angesichts dieser dramatischen Folgen stellt sich die Frage: Warum wird eine Magnesium-Überdosis oft zu spät erkannt? Die Diagnose einer Magnesium-Überdosis ist tückischer als gedacht. Da es nicht routinemäßig üblich ist, dass Gesundheitsdienstleister den Magnesiumspiegel überprüfen, kann diese Erkrankung schwer zu erkennen sein. Außerdem können frühe Symptome wie bei anderen Erkrankungen aussehen.

Die Diagnose erfolgt durch eine einfache Blutuntersuchung. Ein hoher Magnesiumspiegel liegt über 2,6 mg/dL vor, während ein normaler Magnesiumspiegel zwischen 1,7 und 2,3 mg/dL liegt. Zusätzlich kann dein Arzt eine Blutuntersuchung und Urinanalyse anordnen, um die Nierenfunktion zu überprüfen, sowie ein Elektrokardiogramm (EKG), um abnormale Herzrhythmen festzustellen.

Das Problem: Viele Ärzte denken bei diffusen Symptomen wie Übelkeit, Schwäche oder Blutdruckabfall nicht sofort an eine Magnesium-Vergiftung. Die Diagnose einer Magnesium-Überdosis stellt aufgrund ihrer Seltenheit und dem Fehlen einer Routineüberwachung der Magnesiumwerte also eine Herausforderung dar.

Behandlung einer Magnesium-Überdosis

Sobald die Diagnose gestellt ist, wird Zeit zum entscheidenden Faktor. Die erste Behandlung bei Hypermagnesämie besteht darin, die Aufnahme von Magnesium in Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten sofort zu stoppen. Bei milden Fällen reicht dies oft schon aus.

Für schwerere Fälle gibt es ein bewährtes Gegenmittel. Ein Arzt kann über die Vene ein Calcium-Medikament verabreichen, um die Auswirkungen von überschüssigem Magnesium umzukehren. Das funktioniert, weil Calcium die toxische Wirkung von Magnesium neutralisiert – die beiden Mineralien stehen sich elektrisch an ihren Wirkstellen gegenüber.

Die Behandlung schwerer Magnesium-Vergiftung  erfordert intensive medizinische Überwachung sowie die Verabreichung von Kalzium als Gegenmittel über eine Infusion. Diese Behandlung führt meist zu sofortiger Besserung der Symptome.

Prävention: So schützt du dich vor einer Überdosierung

Während die Behandlung einer Magnesium-Überdosis komplex sein kann, ist die Vorbeugung deutlich einfacher. Die gute Nachricht: Eine Magnesium-Überdosis lässt sich meist problemlos vermeiden. Eine Überdosierung durch den Verzehr magnesiumreicher Lebensmittel ist unwahrscheinlich, da der Körper typischerweise nur 30-40% des Nahrungsmagnesiums absorbiert. Lebensmittel wie Kürbiskerne, Vollkornprodukte oder Spinat stellen also normalerweise kein Risiko dar.

Anders verhält es sich mit Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. Halte dich hier immer an die Dosierungsempfehlung auf der Packung und nimm nie mehrere Magnesium-Präparate gleichzeitig ein. Auch die Grenze von 350mg pro Tag solltest du beachten.

Fazit: Magnesium mit Verstand verwenden

Eine Magnesium-Überdosis ist zwar selten, aber ihre Folgen können dramatisch sein. Während gesunde Menschen mit funktionsfähigen Nieren kaum Grund zur Sorge haben, sollten Menschen mit Nierenerkrankungen besonders vorsichtig sein.

Achte auf die empfohlenen Dosierungen, vermeide unnötige hochdosierte Präparate und sprich bei Unsicherheiten immer mit einem Arzt. Denn auch beim vermeintlich harmlosen “Entspannungsmineral” gilt: Die Dosis macht das Gift.

FAQs zu Magnesium-Überdosierung

Kann man durch normale Nahrungsergänzungsmittel eine Magnesium-Überdosis bekommen?

Bei gesunden Menschen mit normaler Nierenfunktion ist das sehr unwahrscheinlich. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel enthalten 200-400 mg Magnesium, während eine Toxizität erst bei über 5.000 mg täglich auftritt. Zusätzlich können gesunde Nieren überschüssiges Magnesium schnell ausscheiden.

Welche Symptome sind Warnsignale für eine Magnesium-Überdosis?

Frühe Warnsignale sind anhaltender Durchfall, Übelkeit und Bauchkrämpfe nach der Einnahme magnesiumhaltiger Medikamente. Gefährlich wird es bei Symptomen wie extremer Schläfrigkeit, Muskelschwäche, unregelmäßigem Herzschlag oder Atemproblemen – dann solltest du sofort den Notdienst rufen.

Sind Menschen mit Nierenerkrankungen besonders gefährdet?

Ja, deutlich. Bei Patienten mit schwerster Nierenerkrankung tritt Hypermagnesämie mit einer Häufigkeit von 10-15% auf. Ihre Nieren können überschüssiges Magnesium nicht ausreichend ausscheiden, weshalb bereits moderate Mengen problematisch werden können.

Wie wird eine Magnesium-Überdosis behandelt?

Die Behandlung hängt von der Schwere ab. Bei milden Fällen reicht es, die Magnesium-Zufuhr sofort zu stoppen. Bei schweren Fällen wird über die Vene ein Calcium-Medikament verabreicht, das die toxischen Effekte neutralisiert. In extremen Situationen kann eine Blutwäsche notwendig werden.

Wie lange dauert es, bis sich eine Magnesium-Überdosis wieder normalisiert?

Bei normaler Nierenfunktion können die Nieren das überschüssige Magnesium schnell ausscheiden, sobald die Quelle identifiziert und gestoppt wurde. Bei gesunden Menschen normalisieren sich die Werte meist innerhalb weniger Tage, während Menschen mit Nierenerkrankungen länger brauchen und manchmal Dialyse benötigen.

Bildquellen

  • Magnesium-Überdosis: iStockphoto.com/ fizkes

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