Besserer Schlaf, weniger Schnarchen, niedrigerer Blutdruck. Mouth Taping ist ein Trend, der auf TikTok und anderen sozialen Medien für Aufsehen sorgt. Die angepriesenen Gesundheitsvorteile sind dabei fast endlos, sogar der Manchester City Stürmer Erling Haaland schwört auf die Methode.
Aber was steckt wirklich hinter dieser Praxis? Und kann Mouth Taping auch gefährlich sein?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Mouth Taping erzwingt Nasenatmung durch Mundverschluss, soll Schnarchen mindern und Schlaf verbessern, ist wissenschaftlich jedoch kaum belegt
- Eine kanadische Metaanalyse warnt vor Risiken wie Sauerstoffmangel – besonders bei Nasenverstopfung – und bewertet die Nutzen-Risiko-Bilanz kritisch
- Bei obstruktiver Schlafapnoe kann unkontrolliertes Taping gefährlich sein; ärztliche Konsultation ist vor Anwendung zwingend erforderlich
- Studien zeigen widersprüchliche Ergebnisse: Während eine Untersuchung reduzierte Atemaussetzer behauptet, belegen andere erhöhte Komplikationsraten
Was ist Mouth Taping?
Mouth Taping ist die Praxis, bei der der Mund nachts mit einem Pflaster verschlossen wird, um die Nasenatmung zu erzwingen. Denn wenn der Körper nicht durch den Mund atmen kann, dann bleibt ja nur noch die Nase – so zumindest die Logik aus TikTok.
Die Nasenatmung an sich hat dabei gleich mehrere Vorteile. Sie erwärmt, befeuchtet und filtert die Luft, bevor sie in die Lunge gelangt, was die oberen Atemwege schont. Außerdem kann die Nasenatmung Krankheitserreger abfangen und so das Risiko von Infektionen verringern.
Darüber hinaus kann sie den Blutdruck senken und die kognitive Funktion verbessern. Denn die Nasenatmung aktiviert den Parasympathikus, den Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Ruhe verantwortlich ist.
Vorteile des Mouth Tapings
Reduktion von Schnarchen
Ein häufig angeführter Vorteil von Mouth Taping ist die Reduktion von Schnarchen. Durch das Verhindern der Mundatmung wird die Zunge daran gehindert, nach hinten zu fallen und den Atemweg zu blockieren, was eine häufige Ursache für Schnarchen ist.
Und tatsächlich: Zumindest eine Studie zeigt, dass das Zukleben des Mundes bei Menschen mit mildem Schnarchen helfen kann, die Anzahl der nächtlichen Schnarchereignisse zu reduzieren.
Mouth Taping und Schlafapnoe
Schlafapnoe ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der es während des Schlafs zu Atemaussetzern kommt. Schnarchen ist das wohl bekannteste Symptom.
Auch hier kommt die bereits erwähnte Studie zu dem Ergebnis, dass das Absichtliche Zukleben des Mundes die Anzahl der Atemaussetzer sowie den Schnarchindex signifikant um etwa 50% reduziert. Verbesserungen wurden insbesondere in der Rückenlage festgestellt.
Dennoch sollten Patienten mit Schlafapnoe Mouth Taping nicht ohne ärztliche Aufsicht ausprobieren, da es bei einigen Patienten zu einer Verschlechterung der Symptome kommen kann.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Die wissenschaftliche Evidenz zu Mouth Taping ist bislang begrenzt und oft widersprüchlich. Die Studienlage ist dürftig, und die wenigen Studien, die es zu dem Phänomen gibt, haben meist ein begrenztes Studiendesign.
Dies bestätigt auch eine kanadische Metaanalyse von zehn Studien. Diese zeigt, dass zwar zwei Studien darauf hinwiesen, dass das Zukleben des Mundes bei leichter obstruktiver Schlafapnoe helfen könnte.
Jedoch findet die Analyse gleichzeitig vier Studien, die Risiken der Methode hervorheben – insbesondere bei verstopfter Nase. Die Analyse betont, dass die Evidenzbasis für Mouth Taping schwach und die Datenqualität gering ist.
Es besteht ein klarer Bedarf an weiteren hochwertigen Studien, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Mouth Taping abschließend zu beurteilen.
Risiken und Nebenwirkungen
Wie bei vielen alternativen Methoden gibt es auch bei Mouth Taping potenzielle Risiken und Nebenwirkungen.
Menschen mit verstopfter Nase oder Nasenatmungsproblemen können ernsthaften Sauerstoffmangel erleben, wenn sie den Mund zukleben. Weitere Risiken umfassen Hautirritationen, Schwierigkeiten beim Atmen und Angstgefühle.
Bei einigen Personen kann es auch zu einem sogenannten “Mouth Puffing” kommen, bei dem sie durch nicht beklebte Stellen des Mundes ausatmen.
Alternativen zu Mouth Taping
Wer besser schlafen will, muss sich nicht unbedingt den Mund zukleben. Wenn du also die Nasenatmung fördern und Schnarchen reduzieren möchtest, gibt es sicherere Alternativen als Mouth Taping.
Dazu gehören Gewichtsverlust, Verzicht auf Rauchen und Alkohol, Schlafen auf der Seite sowie die Verwendung von Nasenstrips. Gute Schlafhygiene und gezielte Atemübungen können ebenfalls helfen, die Atemqualität und den Schlaf zu verbessern.
Fazit: Ein umstrittener Trend mit Potenzial
Mouth Taping kann in bestimmten Fällen Vorteile bieten, aber die wissenschaftliche Evidenz ist begrenzt und widersprüchlich. Menschen mit Atemproblemen oder verstopfter Nase sollten Mouth Taping vermeiden und stattdessen medizinischen Rat einholen.
FAQs zu Mouth Taping
Was ist Mouth Taping und wie funktioniert es?
Mouth Taping bezeichnet das nächtliche Abkleben des Mundes mit Spezialpflastern, um eine reine Nasenatmung zu erzwingen und so potenzielle Vorteile wie reduziertes Schnarchen oder besseren Schlaf zu erreichen.
Welche Vorteile verspricht die Methode laut Befürwortern?
Durch erzwungene Nasenatmung soll Schnarchen reduziert, die Luftfilterung verbessert, der Parasympathikus aktiviert sowie Blutdruck und Schlafqualität positiv beeinflusst werden – basierend auf Einzelstudien bei mildem Schnarchen.
Gibt es wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit?
Die Evidenz ist limitiert und widersprüchlich: Eine kleine Studie zeigte 50 % weniger Atemaussetzer bei Schlafapnoe, doch eine Metaanalyse (10 Studien) bewertet die Datenlage als schwach mit höheren Risiken als Nutzen.
Welche Gefahren birgt Mouth Taping?
Bei verstopfter Nase droht akuter Sauerstoffmangel; weitere Risiken umfassen Hautirritationen, Erstickungsängste und Verschlechterung von Atemwegserkrankungen – insbesondere ohne ärztliche Abklärung.
Welche Alternativen existieren zur Nasenatmungsförderung?
Sicherere Methoden sind Gewichtsreduktion, Schlafen in Seitenlage, Alkoholverzicht, Nasendilatatoren (Strips) oder CPAP-Geräte bei diagnostizierter Schlafapnoe.