Nahrungsergänzungsmittel: Verzichte lieber auf diese Tabletten

Mann nimmt Supplements

Früher war das Einzige, was man schlucken musste, ein paar Aspirin nach dem wilden Wochenende oder ein Lutschpastillen gegen Halsschmerzen. Heute könnte man meinen, unser Badezimmer gleicht einer kleinen Apotheke: Omega-3 hier, Vitamin B12 da, dazu noch eine Kollagen-Kur und vielleicht ein Schlückchen Melatonin vorm Schlafengehen.

Nahrungsergänzungsmittel sind längst keine Nischenprodukte mehr – sie sind Mainstream, Lifestyle und ein bisschen wie das Smartphone der Ernährung: Kaum jemand kommt ohne aus. Aber bevor du dich in den bunten Pillendschungel stürzt, solltest du wissen, worauf es wirklich ankommt – und wo der vermeintliche Gesundheitsboost eher ins Leere geht. Wer dachte, früher sei „gesund leben“ einfach gewesen, der wird heute vom Angebot eher erschlagen.

Was gehört eigentlich zu Nahrungsergänzungsmitteln?

Nahrungsergänzungsmittel, kurz Supplements, sind Produkte, die Nährstoffe liefern, die man nicht immer in ausreichender Menge über die normale Ernährung aufnimmt. Dazu gehören Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffe, Probiotika oder auch Pflanzenextrakte. Sie sind in Form von Tabletten, Kapseln, Pulver, Tropfen oder Drinks erhältlich.

Interessanterweise konsumieren manche Menschen Supplements fast wie Smarties: bunt, verlockend und ohne groß über die Wirkung nachzudenken. Dabei gilt das Grundprinzip: Supplements ergänzen die Ernährung, ersetzen sie aber nicht. Eine ausgewogene Ernährung liefert Nährstoffe oft in viel besser verwertbarer Form als Pillen, die isoliert eingenommen werden.

Beliebte Formen und Trends

Zu den derzeit populärsten Supplementen zählen Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12, Kollagen, Zink, Kalzium und Melatonin. Jeder Trend hat seine Zielgruppe:

  • Omega-3-Fettsäuren: Helfen Herz und Gehirn, besonders bei Menschen, die wenig Fisch essen.
  • Vitamin B12: Wichtig für Veganer, Vegetarier oder Menschen mit Verdauungsproblemen.
  • Kollagen: Soll Haut und Haare jung halten – der wissenschaftliche Beweis für Kapseln ist jedoch noch nicht bestätigt.
  • Zink: Unterstützt Immunsystem, Haut und Wundheilung.
  • Kalzium: Für Knochen und Zähne unverzichtbar.
  • Melatonin: Hormon, das beim Einschlafen helfen soll.

Ergänzend erleben pflanzliche Präparate wie Spirulina, Chiasamen, Leinsamen, Pilze oder adaptogene Kräuter einen Boom. Menschen suchen vermehrt nach natürlichen Alternativen zu synthetischen Tabletten und setzen auf „Superfood-Power“ in Pulverform, Smoothies oder Drinks.

Weltweit greifen viele Menschen zu Melatonin, um schneller Einzuschlafen. Doch einige entwickeln eine Abhängigkeit oder erhöhen die Dosierung mit teils schweren Folgen. © iStockphotos.com/torwai

Ergänzungen, die sich nicht gut kombinieren

Nicht alle Supplements harmonieren miteinander – manchmal führen Kombinationen eher zu Problemen als zu Vorteilen:

  • Hohe Kalzium- und Zinkgaben konkurrieren bei der Aufnahme.
  • Vitamin A in hoher Dosis kann Vitamin D blockieren.
  • Vitamin K2 fehlt häufig bei übermäßiger Kalzium-Einnahme, was die Wirkung reduziert.
  • Omega-3-Kapseln in Kombination mit ranzigen Ölen oder unkontrollierten Vitamin-D-Dosen können Entzündungen fördern.
  • Hochdosierte Multivitamine ohne ärztliche Kontrolle können Spurenelemente überlagern.

Es gilt: Ein ausgewogenes Verhältnis, idealerweise durch Ernährung, ist wichtiger als die bloße Menge an Pillen. Eine gute Faustregel: Lieber wenige, gezielt ausgewählte Supplements als ein Sammelsurium aus der Drogerie.

Worauf man bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel achten sollte

Die richtige Dosierung ist entscheidend – die Faustregel „viel hilft viel“ gilt hier nicht. Bei Omega-3-Fettsäuren etwa warnen Fachleute: Ranzige Öle fördern oxidativen Stress und Entzündungen. Bei Vitamin B12 kann zu viel auf Verdacht andere Defizite verschleiern.

Zink in Überdosis verursacht Übelkeit und Appetitlosigkeit, Kalzium kann Magnesium blockieren.

Um diese Risiken zu vermeiden, sollten Dosierung und Blutwerte regelmäßig geprüft werden, die Qualität der Produkte beachtet und die Wirkung zusammen mit der Ernährung berücksichtigt werden, da manche Supplemente, wie Vitamin D in Kombination mit Kalzium, besser wirken, wenn sie richtig eingenommen werden.

Außerdem sollte der Nährstoffbedarf im Lebenslauf regelmäßig überprüft und die Supplementierung entsprechend angepasst werden, denn wer diese Punkte ignoriert, riskiert, dass aus der vermeintlichen Gesundheitskur eher eine Belastung für den Körper wird.

Besser auf Ernährung setzen als auf die Pille

Viele Nährstoffe lassen sich über natürliche Lebensmittel effizienter aufnehmen:

  • Omega-3: Lachs, Makrele, Thunfisch; pflanzlich Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse.
  • Vitamin B12: Fleisch, Eier, Milchprodukte, angereicherte Nährhefe.
  • Kollagenbausteine: Hülsenfrüchte, Fleisch, Fisch, Eier.
  • Zink: Meeresfrüchte, Fleisch, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte.
  • Kalzium: Milchprodukte, grünes Blattgemüse, Sardinen mit Gräten.
Anti-Aging durch Omega 3 Essen?
Longevity-Food: Omega-3 hilft auch gegen eine schnelle Zellalterung und besonders Chiasamen liefern zusätzlich jede Menge Eiweiß. © iStockphotos.com/ samael334

Der Vorteil: Diese Lebensmittel liefern nicht nur das Zielnutzen, sondern auch Proteine, weitere Mikronährstoffe und gesunde Fette, die der Körper besser verwerten kann. Gleichzeitig bringen sie Genuss, Abwechslung und ein Sättigungsgefühl – etwas, das keine Kapsel der Welt bieten kann.

Wann du wirklich vorsichtig sein solltest

Gerade bei Hormonen oder Schlafförderern wie Melatonin gilt Vorsicht: Sie greifen in empfindliche Körpermechanismen ein. Auch Kollagenpräparate zeigen bisher keine belastbaren Studienergebnisse, dass sie wirklich Haut oder Haar verbessern. Supplements sind keine Wundermittel, sondern Werkzeuge – wenn überhaupt – zur gezielten Ergänzung.

Bevor man zu Nahrungsergänzungsmitteln greift, ist es wichtig, die eigenen Blutwerte zu prüfen, denn nur wer seine Nährstoffwerte kennt, kann gezielt ergänzen. Ebenso sollte man vor der Einnahme ärztliche Beratung einholen, besonders bei Schwangerschaft, chronischen Erkrankungen oder regelmäßiger Medikamenteneinnahme.

Zunächst sollte die Ernährung optimiert werden, um eine solide Basis zu schaffen, während Supplements wirklich nur ergänzend eingesetzt werden. Außerdem empfiehlt es sich, neue Präparate nicht alle auf einmal einzunehmen, sondern einzeln zu testen, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig erkennen zu können.

Letztlich gilt: Pillen ersetzen keine Lebensweise, sondern begleiten sie. Wer sich auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und erholsamen Schlaf konzentriert, ist oft besser aufgestellt als mit einem Regal voller bunter Pillen. Supplements sind praktisch, wenn sie gezielt eingesetzt werden – aber sie sind kein Ersatz für gesunden Menschenverstand und bewusste Ernährung.

Bildquellen

  • Nahrungsergänzungsmittel: iStockphoto.com/ andreswd

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