Pickel, Mitesser und Hautunreinheiten gehören für viele Menschen zum täglichen Kampf. Neben klassischen medizinischen und kosmetischen Behandlungen tauchen immer wieder neue Pflegetrends auf, die schnelle Ergebnisse versprechen. Ein solcher Trend ist das „Oil Pulling auf der Haut“ – inspiriert vom traditionellen Ölziehen im Mundraum, das nun direkt auf die Haut übertragen wird.
Influencer:innen zeigen, wie sie ein Ölprodukt auf das Gesicht auftragen, zwei Minuten einwirken lassen und anschließend eine Double-Cleansing-Routine durchführen. Doch wirkt es wirklich?
Der Ansatz: Oil Pulling auf der Haut
Beim klassischen Ölziehen wird Öl im Mund gespült, um Bakterien und Ablagerungen zu binden und auszuscheiden. Der Hauttrend überträgt dieses Prinzip direkt auf das Gesicht: Öl wird auf die Haut aufgetragen und einmassiert, insbesondere über Mitesser, Pickel und verstopfte Poren. Im untersuchten Beispiel wird ein Centella Oil Cleanser verwendet. Die Einwirkzeit beträgt etwa zwei Minuten, bevor das Öl durch Double Cleansing mit einem wasserbasierten Reiniger wieder entfernt wird.
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Ziel der Methode ist es, Verunreinigungen, überschüssigen Talg und abgestorbene Hautzellen zu lösen, die Poren zu reinigen und die Haut zu beruhigen. Das Öl kann dabei entzündungshemmend wirken. Danach wird durch das Double Cleansing das Öl gründlich entfernt, sodass die Haut nicht mit Rückständen belastet wird.
Standardprinzip von Reinigungsölen und mögliche Wirkungen
Reinigungsöle basieren auf einem einfachen Prinzip: „Öl auf Öl“. Ölbasierte Substanzen wie Talg, Make-up, Sonnencreme oder andere fettlösliche Rückstände lassen sich durch Öl besser lösen als durch wasserbasierte Reiniger. Nach dem Einmassieren wird das Öl durch Wasser oder einen zweiten Reiniger emulgiert und entfernt. Viele Produkte sind so formuliert, dass sie sich bei Kontakt mit Wasser milchig verfärben und leicht abwaschbar sind.
Mögliche Zusatzwirkungen bei Akne und Pickeln:
- Lösen und Entfernen von überschüssigem Talg: Talg in verstopften Poren kann Mitesser und Entzündungen verursachen. Öl kann diesen teilweise lösen und Poren freier machen.
- Transport / Mobilisierung von Rückständen: Durch das Einmassieren können Hautrückstände, Verhornungen oder Bakterien gelockert werden.
- Entzündungshemmung durch Inhaltsstoffe: Anfangs erwähnte Inhaltsstoffe wie Centella Asiatica können beruhigend wirken und Entzündungen reduzieren.
- Verbesserung der Verträglichkeit durch Double Cleansing: Der zweite Reiniger entfernt das Öl und gelöste Substanzen, sodass das Risiko neuer Verstopfungen verringert wird.
In der Theorie klingt die Methode plausibel – besonders bei milden Hautproblemen, und kann unterstützend wirken.
Kein Wundermittel: Grenzen und Risiken des Ansatzes
Trotz der plausiblen Wirkung gibt es wichtige Einschränkungen. Der größte Kritikpunkt ist die fehlende wissenschaftliche Evidenz. Es existieren bisher keine klinischen Studien, die belegen, dass das Einmassieren von Öl direkt auf die Haut Pickel zuverlässig reduziert. Die meisten Untersuchungen zu Reinigungsölen befassen sich mit der Entfernung von Make-up oder überschüssigem Talg, nicht mit der direkten Behandlung von Akne.
Risiken bestehen vor allem bei einer falschen Anwendung: Einige Öle oder Inhaltsstoffe können komedogen wirken, also die Poren selbst verstopfen. Wenn das Öl nach der Einwirkzeit nicht vollständig entfernt wird, können neue Unreinheiten entstehen.
Längeres Einmassieren oder aggressive Massage kann empfindliche Haut reizen und Entzündungen verstärken. Bei schwerer, entzündlicher Akne ist der Effekt zudem minimal – hier sind medizinische Wirkstoffe wie Retinoide oder antibakterielle Cremes notwendig. Insgesamt kann Oil Pulling auf der Haut höchstens ergänzend wirken, nicht jedoch als alleinige Lösung gegen Pickel betrachtet werden.
Praktische Anwendung und Tipps
Wer den Trend trotzdem ausprobieren möchte, sollte einige Punkte beachten, um positive Effekte zu maximieren und Risiken zu minimieren.
- Nicht komedogene Öle verwenden.
- Einwirkzeit maximal 2 Minuten, dann gründlich abwaschen (Double Cleansing).
- Bei empfindlicher Haut zuerst an einer kleinen Stelle testen.
- Ergänzend zu bewährten Hautpflege- oder medizinischen Produkten nutzen.
- Ergebnisse über mehrere Wochen beobachten – sofortige Wunder sind unwahrscheinlich.
Oil Pulling: Trend oder echte Lösung?
Oil Pulling auf der Haut ist ein interessanter Hautpflege-Trend, der das klassische Reinigungsölprinzip mit einer gezielten Einwirkzeit kombiniert. Theoretisch können überschüssiger Talg, Mitesser und leichte Entzündungen gelöst werden, unterstützt durch entzündungshemmende Inhaltsstoffe wie Centella Asiatica. Praktisch zeigen Erfahrungsberichte, dass einige Anwender:innen beziehungsweise Social Media User:innen eine Verbesserung der Hautoberfläche und eine Verringerung kleinerer Pickel beobachten.
Allerdings: Die wissenschaftliche Evidenz fehlt bislang, und die Wirkung ist stark abhängig von Hauttyp, Schweregrad der Akne und korrekter Anwendung. Für leichte Unreinheiten kann der Ansatz als ergänzende Pflegemaßnahme sinnvoll sein, für schwere oder entzündliche Akne ist er jedoch keine Ersatztherapie.
Wer Oil Pulling auf der Haut ausprobiert, sollte daher realistische Erwartungen haben, die Haut sorgfältig beobachten und bei Bedarf medizinische Beratung einholen. Insgesamt bleibt es ein Trend – zwar mit Potenzial, aber ohne Garantie für schnelle und wirkungsvolle Ergebnisse.
@vanilla_swirlxx I will never shut up about how much i LOVE double cleansing my skin as an acne prone girlie ✨😭 #cleansingoil #arencia #ricemochicleanser #mochicleansingoil #arenciacleansingoil @Arencia ♬ original sound – vanilla swirl 🍦
Bildquellen
- Trend: Oil Puliing: iStockphoto.com/ MelkiNimages

