Die Welt der Hautpflege ist heute komplexer denn je. Zwischen aktiven Wirkstoffen wie Retinol, Vitamin C, Niacinamid und Fruchtsäuren fällt es schwer, den Überblick zu behalten – geschweige denn, Prioritäten zu setzen. Ein Begriff, der dabei immer häufiger auftaucht, ist „Peptide“. Sie gelten als sanfte, aber effektive Alternative zu klassischen Anti-Aging-Wirkstoffen. Doch was steckt tatsächlich dahinter? Und lohnt es sich, Peptide in die eigene Pflegeroutine aufzunehmen?
Was sind Peptide?
Peptide sind kurze Ketten aus Aminosäuren – den Bausteinen von Proteinen. Im menschlichen Körper sind sie an nahezu allen biologischen Prozessen beteiligt. In der Haut spielen sie eine wichtige Rolle bei der Bildung von Kollagen, Elastin und anderen Strukturproteinen, die für Festigkeit, Elastizität und ein ebenmäßiges Hautbild sorgen.
Im Unterschied zu vollständigen Proteinen sind Peptide kleiner und können leichter in die Haut eindringen. Dort wirken sie wie eine Art Botenstoff: Sie senden Signale an die Zellen und beeinflussen deren Aktivität, zum Beispiel die Produktion von Kollagen oder die Reaktion auf Entzündungen.
Warum sind Peptide in Hautpflege interessant?
Mit zunehmendem Alter nimmt die körpereigene Produktion von Kollagen ab. Das zeigt sich in Form von Falten, schlaffer Haut und einem insgesamt matteren Teint. Peptidhaltige Hautpflegeprodukte setzen genau hier an. Sie sollen die Hautzellen stimulieren und dazu anregen, wieder mehr von den Proteinen zu produzieren, die für ein jugendlicheres Erscheinungsbild verantwortlich sind.
Gleichzeitig gelten Peptide als vergleichsweise gut verträglich. Anders als Retinoide oder Fruchtsäuren reizen sie die Haut kaum und sind auch für empfindlichere Hauttypen geeignet.
Wie funktionieren Peptide auf der Haut?
Nicht alle Peptide sind gleich. Ihre Wirkung hängt stark von ihrer chemischen Struktur ab. In der kosmetischen Anwendung werden sie grob in vier Kategorien eingeteilt:
- Signalpeptide regen die Produktion von Kollagen, Elastin oder Hyaluronsäure an.
- Neuropeptide beeinflussen die Muskelaktivität unter der Haut. Sie können mimische Falten abschwächen – auf ähnliche Weise wie Botox, jedoch deutlich milder.
- Transportpeptide helfen dabei, bestimmte Wirkstoffe oder Mineralien, etwa Kupfer, in tiefere Hautschichten zu schleusen.
- Antimikrobielle Peptide wirken gegen Bakterien und können bei unreiner Haut unterstützend eingesetzt werden.
Diese Peptide können je nach Produktformulierung unterschiedlich tief in die Haut eindringen und dort ihre Wirkung entfalten.
Mehr dazu: Beauty-Trend: Warum Kollagen Peptide herkömmliches Kollagen übertreffen
Anwendung in der Hautpflegeroutine
Wer Peptide in seine Pflegeroutine integrieren möchte, sollte auf das richtige Produktformat achten. Cremes und Seren sind besonders geeignet, da sie länger auf der Haut bleiben und somit ausreichend Zeit haben, um zu wirken. Reinigungsprodukte mit Peptiden sind hingegen wenig sinnvoll, da sie wieder abgespült werden.
Die Kombination mit anderen Inhaltsstoffen kann die Wirksamkeit zusätzlich beeinflussen. Gut vertragen sich Peptide mit feuchtigkeitsspendenden Substanzen wie Hyaluronsäure, aber auch mit Niacinamid oder antioxidativen Wirkstoffen. Weniger ideal ist die gleichzeitige Anwendung von Fruchtsäuren (AHAs/BHAs), da sie die Struktur von Peptiden verändern und ihre Wirkung mindern können.
Worauf solltest du beim Kauf achten?
Achtung: Nicht jedes Produkt, auf dem „Peptide“ steht, hält, was es verspricht – denn der Begriff ist nicht geschützt und wird in der Kosmetikbranche häufig als Marketingbegriff verwendet. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffliste (INCI). Achte darauf, dass konkrete und wirksame Peptide wie Palmitoyl Pentapeptide-4, Acetyl Hexapeptide-8 oder Copper Tripeptide-1 aufgeführt sind – idealerweise weit oben auf der Liste, was auf eine höhere Konzentration hinweist.
Verpackung und Form des Produkts sind ebenfalls entscheidend: Peptide sind empfindlich gegenüber Licht, Sauerstoff und Hitze, weshalb sie in lichtundurchlässigen und luftdicht verschlossenen Spendern besser geschützt sind als in offenen Tiegeln.
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Was kann man realistischerweise erwarten?
Wer sich eine sofortige, radikale Veränderung des Hautbildes erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Dennoch zeigen viele Anwender:innen nach einigen Wochen eine verbesserte Hautstruktur, weniger feine Linien und insgesamt ein ebenmäßigeres Erscheinungsbild. Wie bei allen Hautpflegeprodukten ist auch hier Geduld gefragt: Erste sichtbare Ergebnisse zeigen sich meist nach vier bis acht Wochen regelmäßiger Anwendung.
In der Forschung gelten Peptide als vielversprechend, auch wenn es – im Vergleich zu älteren Wirkstoffen wie Retinol – noch weniger Langzeitstudien gibt. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch positiv, vor allem in Bezug auf die Stimulation der Kollagenproduktion und die Verbesserung der Hautbarriere.
Gibt es auch Nachteile?
Neben dem eher hohen Preis – viele Peptid-Produkte liegen im mittleren bis oberen Preissegment – ist vor allem die unklare Studienlage ein möglicher Nachteil. Während manche Peptidarten gut erforscht sind (z. B. Matrixyl), gibt es bei anderen weniger belastbare Daten.
Zudem ist der Wirkstoff nicht für jeden Hauttyp gleich verträglich. Manche Anwender:innen berichten von Unverträglichkeiten oder Hautirritationen, auch wenn solche Reaktionen selten sind. Ein Verträglichkeitstest an einer kleinen Hautstelle ist vor dem ersten Auftragen immer sinnvoll.
Passen Peptide in deine Hautpflegeroutine?
Peptide können eine sinnvolle Ergänzung deiner Hautpflegeroutine sein – vor allem, wenn du gezielt etwas gegen erste Anzeichen von Hautalterung, nachlassende Spannkraft oder eine geschwächte Hautbarriere unternehmen möchtest.
Ihre Wirkung ist sanft, aber effektiv, und sie gelten als gut verträglich für unterschiedliche Hauttypen. Besonders dann, wenn du bereits auf reizärmere Pflege setzt oder auf aggressive Wirkstoffe wie Retinol verzichten möchtest, bieten Peptide eine interessante Alternative. Wenn du auf hochwertige Formulierungen achtest und etwas Geduld mitbringst, können Peptide einen echten Mehrwert für deine Hautgesundheit bieten.
Bildquellen
- Volufiline: istock
- The texture of serum or oil with a pipette on a beige background.: Mariya Borisova / istock
- Peptide: Jacob Wackerhausen / istock