Sommerblues statt Winterblues: Wenn die Sonne uns bedrückt

Neben dem bekannten Winterblues gibt es auch den Sommerblues – wenn Sonne und Hitze aufs Gemüt schlagen statt gute Laune zu bringen.

Wir alle kennen den Winterblues – dieses dumpfe Stimmungstief, das uns mit grauen Wolken, kaltem Wind und kurzen Tagen heimsucht. Doch was kaum jemand weiß: Es gibt auch den Sommerblues, eine echte, wenn auch weniger bekannte Stimmungskrise, die uns mitten im Sommer trifft, wenn Sonne und Wärme eigentlich für gute Laune sorgen sollten. Manchmal drückt uns die Sonne einfach aufs Gemüt. Aber warum erwischt uns die „Summertime Sadness“ eigentlich manchmal so unvermittelt?

Warum gibt es überhaupt einen Sommerblues?

Wenn der Winterblues durch Lichtmangel entsteht, klingt es paradox, dass der Sommerblues von zu viel Licht ausgelöst wird. Doch genau so ist es: Die langen, hellen Tage im Sommer führen zu einer Art Überdosis an Licht, die unser Gehirn ganz schön durcheinanderbringen kann.

Das Zauberwort heißt Melatonin – das „Schlafhormon“. Normalerweise schüttet unser Körper es ab, wenn es dunkel wird, damit wir müde werden und gut schlafen können. Doch im Sommer kommt das Problem: Die Sonne scheint bis spät in den Abend, und die ständige Helligkeit unterbricht die Melatonin-Produktion. Das Ergebnis: Wir schlafen schlechter, fühlen uns tagsüber müde und manchmal sogar gereizt oder traurig.

Mehr Stress und Schuldgefühle

Und nicht nur das: Die Sonne beeinflusst auch unser Stresssystem. Dauerhaft hohe Temperaturen und grelles Licht können einen Stresspegel erzeugen, der den Körper und die Psyche belastet. Hinzu kommt, dass soziale Erwartungen in der heißen Jahreszeit hoch sind: Man soll draußen Spaß haben, aktiv sein und strahlen – selbst wenn man sich eigentlich nicht danach fühlt. Hier kommt das „Sunshine Guilt“ ins Spiel – das Schuldgefühl, das schöne Wetter nicht draußen zu genießen.

Eine Studie aus Italien zeigt sogar, dass Frauen ab 35 besonders anfällig für den Sommerblues sind. Warum? Das ist noch nicht ganz geklärt, aber wahrscheinlich spielen hormonelle Veränderungen, Stresslevel und gesellschaftliche Rollenbilder eine Rolle. Auch die Tatsache, dass Frauen öfter an Stress- und Essstörungen leiden, könnte mit reinspielen.

Wie erkennt man den Sommerblues? 5 typische Anzeichen

Du fragst dich, ob du selbst vom Sommerblues betroffen bist? Hier sind die fünf wichtigsten Symptome, auf die du achten solltest:

  1. Schlafstörungen: Du hast Schwierigkeiten einzuschlafen, wachst nachts oft auf oder fühlst dich vor dem Schlafengehen plötzlich wieder wach, weil das viele Licht deine Melatoninproduktion stört.
  2. Appetitlosigkeit: Du hast kaum Hunger, obwohl dein Körper Energie braucht, weil Stress dein Verdauungssystem aus dem Gleichgewicht bringt.
  3. Erschöpfung: Du fühlst dich ständig müde und ausgelaugt, obwohl du genug schläfst und eigentlich Zeit für Erholung hast.
  4. Rückzug: Du hast wenig Lust auf Gesellschaft und möchtest dich lieber zurückziehen, obwohl der Sommer eigentlich für Aktivitäten draußen gedacht ist.
  5. Sehnsucht nach Herbst: Während andere den Sommer genießen, freust du dich schon auf kühlere Herbsttage.
@samanthacabreu Please tell me its not just me #nyc #fyp #seasonalsadness ♬ Beautiful – Soft boy

Was kann man dagegen tun?

Glücklicherweise gibt es einige Tipps und Tricks, um den Sommerblues zu bekämpfen oder ihm zumindest die Schärfe zu nehmen.

1. Rhythmus schaffen – auch bei viel Licht

Schalte mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen alle elektronischen Geräte aus, denn das blaue Licht von Handys, Tablets und Fernsehern stört die Melatoninproduktion zusätzlich. Nutze stattdessen Entspannungsrituale wie einen warmen Kräutertee (Baldrian, Hopfen oder Melisse wirken Wunder) oder ein gutes Buch.

Verdunkle dein Schlafzimmer möglichst gut – Verdunkelungsvorhänge helfen, das Zimmer trotz Sommernächten dunkel zu halten.

2. Kleine, leichte Mahlzeiten über den Tag verteilen

Statt drei großer Mahlzeiten kannst du deinen Körper besser mit kleinen Snacks wie Gemüsesticks, Obststücken (Melone ist perfekt im Sommer) und Nüssen versorgen. Das hält den Blutzucker stabil und belastet den Magen nicht unnötig.

Vergiss nicht, ausreichend zu trinken – mindestens zwei bis drei Liter Wasser täglich helfen gegen die Sommermüdigkeit.

3. Stress abbauen

Höre auf deinen Körper und gönn dir Pausen. Sag auch mal Nein zu Verabredungen, wenn dir nicht danach ist. Eine Yoga– oder Meditationsroutine am Abend kann helfen, den Geist zu beruhigen und den Stresspegel zu senken.

4. Die Hitze clever umgehen

Verlege deine Aktivitäten in die kühleren Abendstunden oder den frühen Morgen. Nutze klimatisierte Räume für Erholung und meide die pralle Mittagssonne. Bewegung an der frischen Luft ist wichtig, aber bitte bei angenehmeren Temperaturen.

5. Hol dir Unterstützung

Wenn du merkst, dass die Symptome sich verschlimmern, nicht besser werden oder du gar Panikattacken entwickelst, zögere nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Therapeut:innen oder Psycholog:innen kennen Methoden, um den Sommerblues gezielt zu behandeln.

Der Sommerblues – kein Grund, sich zu schämen

Die gute Nachricht ist: Sommerblues ist keine Schwäche, sondern eine reale, nachvollziehbare Reaktion deines Körpers auf besondere Umstände. Auch wenn die Sonne strahlt, heißt das nicht automatisch, dass es uns gut geht.

Viele Menschen fühlen sich im Sommer deshalb einsam oder unverstanden, weil sie denken, sie müssten die Sonnenzeit einfach genießen – und sich schämen, wenn dem nicht so ist. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Selbstfürsorge ist jetzt besonders wichtig.

Also: Hör auf deinen Körper, pass gut auf dich auf und lass dich nicht von äußeren Erwartungen verrückt machen. Und vergiss nicht: Der Herbst kommt bestimmt – und mit ihm oft die ersehnte Erleichterung.

Bildquellen

  • Sommerblues: ©iStockphoto.com/ Marjan_Apostolovic

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