Der Blick in den Spiegel täuscht: Auch schlanke Menschen können gefährliches Bauchfett haben – nur eben dort, wo man es nicht sieht. Viszerales Fett lagert sich tief im Bauchraum an und bleibt oft jahrelang unentdeckt. Doch wie findest du heraus, ob auch du betroffen bist?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Viszerales Bauchfett ist stoffwechselaktiv und produziert Entzündungsstoffe, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes um bis zu 50 Prozent erhöhen können
- Der Taillenumfang ist die einfachste Messmethode für zu Hause – kritische Werte liegen bei Frauen über 89 cm und bei Männern über 102 cm
- Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) bietet eine präzisere Alternative zu einfachen Körperfettwaagen und kann viszerales Fett spezifisch messen
- MRT gilt als Goldstandard der Messung mit einer Genauigkeit von über 95 Prozent, während neue Verfahren die Messzeit von 30 auf nur 4 Minuten reduzieren
- Bis zu 75 Prozent des viszeralen Fettanteils lassen sich bereits durch eine korrekte Bauchumfangsmessung erfassen und überwachen
Was macht viszerales Bauchfett so heimtückisch?
Viszerales Fett, auch inneres Bauchfett genannt, lagert sich tief im Bauchraum um deine inneren Organe wie Leber, Darm, Magen und Nieren an. Im Gegensatz zum sichtbaren Unterhautfettgewebe, das direkt unter der Haut liegt, versteckt sich dieses Fettgewebe unterhalb der Bauchmuskeln in der Bauchhöhle und ist von außen nicht erkennbar.
So verhält sich viszerales Fett wie ein eigenständiges Organ. Es produziert aktiv Hormone und entzündungsfördernde Botenstoffe, sogenannte Zytokine. Diese gelangen direkt in die Leber und können dort die Produktion von Blutfetten beeinflussen.
Ein erhöhter Zytokinwert im Blut steht in direktem Zusammenhang mit Insulinresistenz und kann langfristig zu Typ-2-Diabetes führen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren bereits 2022 etwa 59 Prozent der Erwachsenen und jedes dritte Kind in Europa adipös – ein alarmierender Trend, der die Bedeutung einer frühzeitigen Erkennung unterstreicht.
Doch auch Menschen mit normalem BMI können einen erhöhten viszeralen Fettanteil haben und somit ein ähnliches Gesundheitsrisiko tragen wie sichtbar übergewichtige Personen. Diese als “Skinny Fat” bekannte Problematik macht präzise Messmethoden unverzichtbar:
Der Taillenumfang: Dein erster Indikator
Die Messung des Taillenumfangs ist die einfachste und kostengünstigste Methode zur Einschätzung deines viszeralen Fettanteils. Diese anthropometrische Methode kann bis zu 75 Prozent des inneren Bauchfetts erfassen und gilt als deutlich aussagekräftiger als der Body-Mass-Index.
So misst du richtig: Stell dich morgens vor dem Frühstück mit freiem Oberkörper aufrecht hin. Leg das Maßband etwa zwei Zentimeter unterhalb deines Bauchnabels in der Mitte zwischen unterem Rippenbogen und Beckenkamm an. Führe es in gerader Linie um deinen Bauch herum und lies nach dem Ausatmen ab.
Die kritischen Grenzwerte liegen bei Frauen bei 89 Zentimetern und bei Männern bei 102 Zentimetern. Überschreitest du diese Werte, deutet das auf einen erhöhten viszeralen Fettanteil hin und sollte weitere Untersuchungen nach sich ziehen. Noch präziser wird die Aussagekraft durch die Waist-to-Hip-Ratio (WHR), die den Taillenumfang ins Verhältnis zur Hüfte setzt.
Moderne Waagen: Viszerales Bauchfett einfach messen
Das Maßband gibt dir einen ersten Überblick – für genauere Werte lohnt sich ein Blick auf die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA). Diese Technologie nutzt die unterschiedlichen elektrischen Leitfähigkeiten verschiedener Gewebearten: Fettgewebe hat aufgrund seines geringen Wassergehalts einen höheren elektrischen Widerstand als Muskelgewebe.
BIA-Geräte sehen meist wie erweiterte Personenwaagen aus – mit Metallelektroden, auf die du dich barfuß stellst. Fortschrittlichere Modelle haben zusätzlich Handsensoren, die du während der Messung hältst. Ein schwacher Stromfluss von nur wenigen Mikroampere fließt dabei durch deinen Körper und misst den Widerstand verschiedener Gewebearten.
Wichtig bei der BIA-Messung: Wie hydriert du bist, beeinflusst das Ergebnis erheblich. Miss daher idealerweise morgens vor dem Frühstück und nach dem Toilettengang. Verzichte 24 Stunden vorher auf intensiven Sport und Alkohol, da beides die Ergebnisse verfälschen kann.
Bildgebende Verfahren: Der Goldstandard
Wenn es um absolute Genauigkeit geht, führt allerdings kein Weg an bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) vorbei. Diese Methoden gelten mit einer Genauigkeit von über 95 Prozent als Goldstandard und können das viszerale Fett sowohl als Fläche in Quadratzentimetern als auch als Volumen in Litern angeben.
Kritische Werte für viszerales Fett liegen dabei bei mehr als 130 Quadratzentimetern Fettfläche. Ab diesem Wert sprechen Mediziner:innen von viszeraler Adipositas. Diese Definition gilt unabhängig vom BMI-Wert und kann daher auch bei normalgewichtigen Personen diagnostiziert werden.
DEXA-Scan: Die kostengünstige Alternative
MRT und CT sind dir zu teuer oder aufwendig? Dann könnte der DEXA-Scan interessant für dich sein.
Bei der DEXA-Messung (Dual-Energy X-Ray Absorptiometry) liegst du etwa 10 Minuten auf einer Liege, während ein Scanner mit zwei Röntgenstrahlen unterschiedlicher Energie über deinen Körper fährt. Diese Strahlen werden von verschiedenen Geweben – Knochen, Muskeln und Fett – unterschiedlich stark absorbiert.
Der Computer kann aus diesen Unterschieden deine exakte Körperzusammensetzung berechnen und zeigt dir, wie viel Fett, Muskeln und Knochenmasse du hast. Ursprünglich zur Knochendichtemessung entwickelt, kann diese Technologie auch dein Bauchfett erfassen. Die Strahlenbelastung ist minimal – etwa vergleichbar mit einem kurzen Flug.
Allerdings ist der DEXA-Scan weniger präzise bei der Unterscheidung zwischen subkutanem und viszeralem Fett als MRT oder CT. Dennoch eignet er sich hervorragend für Verlaufskontrollen und zur Überwachung von Therapieerfolgen.
Fazit: Viszerales Bauchfett messen
Viszerales Bauchfett ist ein stiller Saboteur deiner Gesundheit, der sich geschickt vor oberflächlichen Bewertungen versteckt. Die regelmäßige Messung des Taillenumfangs bietet dir eine einfache und zuverlässige Methode, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Für präzisere Werte sind BIA-Geräte eine sinnvolle Investition, während bildgebende Verfahren bei Verdacht auf viszerale Adipositas den Goldstandard darstellen.
Denk daran: Vorbeugen ist besser als heilen. Mit regelmäßigen Messungen und einem bewussten Lebensstil kannst du diesem heimtückischen Gesundheitsrisiko erfolgreich entgegenwirken und deine Lebensqualität nachhaltig verbessern.
FAQs zur Messung von viszeralem Bauchfett
Wie oft sollte ich meinen Taillenumfang messen?
Eine monatliche Messung reicht für die meisten Menschen völlig aus, bei gezielten Abnehmvorhaben kannst du auch wöchentlich messen. Wichtig ist, immer unter den gleichen Bedingungen zu messen – am besten morgens nüchtern.
Können Schwankungen bei der BIA-Messung normal sein?
Ja, Schwankungen von 1-3 Prozent sind völlig normal und hängen von Faktoren wie Hydratation, Tageszeit und hormonellen Veränderungen ab. Achte auf langfristige Trends statt auf einzelne Messwerte.
Ab welchem Alter wird viszerales Fett problematisch?
Viszerales Fett kann in jedem Alter zunehmen, problematisch wird es meist ab dem 30. Lebensjahr durch verlangsamten Stoffwechsel und Hormonveränderungen. Präventive Messungen sind daher ab diesem Alter besonders sinnvoll.
Kann ich viszerales Fett gezielt abbauen?
Nein, gezielter Fettabbau ist nicht möglich – der Körper baut Fett gleichmäßig ab. Ausdauersport wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen für mindestens 30 Minuten an 5-7 Tagen pro Woche ist am effektivsten.
Sind Körperfettwaagen für die Messung viszeralen Fetts geeignet?
Einfache Körperfettwaagen sind ungenau und können viszerales Fett nicht spezifisch messen. Professionelle BIA-Geräte oder Waagen mit Handsensoren liefern deutlich bessere Ergebnisse.
Bildquellen
- Viszerales Bauchfett messen: iStockphoto.com/ Chalirmpoj Pimpisarn

