Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminbomben in Form von Smoothies, Riegeln oder Pulvern boomen. Egal, wo man hinschaut – Säfte, Müslis, sogar Wasser sind mit Vitaminen angereichert. Die Botschaft dahinter: Wer mehr Vitamine zu sich nimmt, lebt gesünder, fitter, besser.
Doch so einfach ist es nicht. Denn während ein Mangel an bestimmten Vitaminen gesundheitliche Folgen haben kann, ist auch eine Überdosierung nicht ungefährlich – und genau das wird oft unterschätzt.
Wenn Vitamine zu viel werden
Viele Menschen greifen heute ganz selbstverständlich zu Vitaminpräparaten – sei es zur Vorbeugung, zur Leistungssteigerung oder einfach, weil sie glauben, ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Doch unser Körper braucht Vitamine nur in kleinen Mengen. Überschüsse werden – zumindest bei wasserlöslichen Vitaminen – größtenteils ausgeschieden.
@dubistdochaerztinVitamin D ist wichtig. Aber die Dosis macht das Gift. Denn fettlösliche Vitamine kannst du überdosieren und Vitamin D ist so eins. Hast du das gewusst?♬ Originalton – DrCordeliaSchott
Anders sieht es bei fettlöslichen Vitaminen wie A, D, E und K aus: Sie werden im Körper gespeichert, vor allem in der Leber und im Fettgewebe. Eine regelmäßige, zu hohe Zufuhr kann hier zu einem gefährlichen Aufbau führen, der lange Zeit unbemerkt bleibt. Die Symptome reichen von Müdigkeit und Übelkeit über Kopfschmerzen bis hin zu ernsthaften Organschäden – je nachdem, welches Vitamin überdosiert wurde.
Wer ist besonders gefährdet?
Nicht jeder Mensch hat dasselbe Risiko, an einer Vitaminüberdosierung zu erkranken. Besonders gefährdet sind Menschen, die regelmäßig und über längere Zeit hoch dosierte Vitaminpräparate einnehmen – oft ohne ärztliche Rücksprache. Auch Eltern, die ihren Kindern vorsorglich Vitamine geben, obwohl gar kein Mangel besteht, handeln nicht immer im Sinne der Gesundheit.
Fitnessbegeisterte und Sportler:innen, die in der Hoffnung auf mehr Leistung oder schnellere Regeneration verschiedene Präparate kombinieren, gehören ebenfalls zur Risikogruppe. Ältere Menschen, die bereits mehrere Medikamente einnehmen, können durch Wechselwirkungen zusätzlich belastet werden.
Und schließlich gibt es zahlreiche Produkte, die mehrere Vitamine in hoher Dosis kombinieren – sogenannte Multivitaminpräparate –, die oft mehr enthalten, als der Körper tatsächlich braucht.
Die Gefahren durch fettlösliche Vitamine
Besonders kritisch sind die bereits erwähnten fettlöslichen Vitamine, da der Körper sie nicht so einfach loswird. Vitamin A zum Beispiel ist zwar wichtig für Haut, Augen und Zellwachstum, kann aber in zu hoher Dosis toxisch wirken. Typische Symptome einer Überdosierung sind Kopfschmerzen, trockene Haut, Schwindel oder sogar Leberschäden.
Auch bei Vitamin D, das eine Schlüsselrolle bei der Kalziumaufnahme spielt, kann eine dauerhafte Überdosierung problematisch sein: Sie führt unter Umständen zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut, was zu Nierenproblemen oder Herzrhythmusstörungen führen kann.
Vitamin E kann in sehr hohen Mengen die Blutgerinnung stören und so das Risiko für innere Blutungen erhöhen. Bei Vitamin K wiederum kann es – insbesondere in Verbindung mit blutverdünnenden Medikamenten – zu Wechselwirkungen kommen. Die Langzeitfolgen einer chronischen Überdosierung sind wissenschaftlich gut dokumentiert, aber in der breiten Öffentlichkeit oft kaum bekannt.
Auch bei wasserlöslichen Vitaminen ist Maßhalten wichtig
Oft heißt es: Wasserlösliche Vitamine wie Vitamin C oder die B-Vitamine seien unbedenklich, da der Körper überschüssige Mengen einfach ausscheidet. Doch das stimmt nur bedingt: In sehr hohen Dosen können auch diese Vitamine unerwünschte Wirkungen haben. Vitamin C zum Beispiel kann bei empfindlichen Personen Magenbeschwerden und Durchfall verursachen. In seltenen Fällen – vor allem bei Menschen mit entsprechender Veranlagung – kann es die Bildung von Nierensteinen begünstigen.
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Ein Zuviel an Vitamin B6 wiederum kann bei längerer Einnahme Nervenschäden verursachen, die sich durch Taubheitsgefühle oder Kribbeln äußern. Es gilt also auch hier: Nur weil es „natürlich“ klingt oder in einem farbenfrohen Smoothie steckt, ist es nicht automatisch besser, mehr davon zu konsumieren.
Wann Supplementierung sinnvoll ist – und wann nicht
Natürlich gibt es Situationen, in denen eine Vitaminergänzung absolut sinnvoll oder sogar notwendig ist. Schwangere brauchen zum Beispiel zusätzlich Folsäure, ältere Menschen mit wenig Sonnenlicht oft Vitamin D, und Veganerinnen benötigen regelmäßig Vitamin B12. Auch bei bestimmten Erkrankungen, Verdauungsproblemen oder nach Operationen kann eine gezielte Supplementierung helfen.
Aber: In all diesen Fällen sollte die Einnahme in Absprache mit Ärztinnen oder Ernährungsberater:innen erfolgen – nicht „auf Verdacht“ oder weil ein Werbeslogan auf der Verpackung gut klingt. Wer sich ausgewogen ernährt, mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten und ausreichend Flüssigkeit, ist in der Regel ausreichend versorgt. Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine gute Ernährung – und schon gar keine Versicherung gegen einen ungesunden Lebensstil.
Die Dosis macht das Vitamin
Vitamine sind wichtig – aber mehr ist nicht immer besser. In unserer heutigen Welt, in der es überall vitaminisierte Produkte gibt und Nahrungsergänzungsmittel wie Bonbons verkauft werden, ist es leicht, den Überblick zu verlieren. Die Idee, mit einem zusätzlichen „Boost“ gesünder zu leben, ist verführerisch – aber manchmal auch riskant.
Besonders bei fettlöslichen Vitaminen kann eine Überdosierung ernsthafte Folgen haben. Auch wasserlösliche Vitamine sind in großen Mengen nicht automatisch harmlos. Wer unsicher ist, ob er oder sie genügend Vitamine aufnimmt, sollte lieber eine Blutuntersuchung machen lassen, statt einfach drauflos zu supplementieren. Denn letztlich gilt auch hier: Die Balance ist entscheidend – und ein bewusster, informierter Umgang mit dem eigenen Körper ist oft der beste Schutz.
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- Frau nimmt Tabletten: milan2099/ iStockphoto.com

