Neue Studie: Wirken Kollagen-Supplements doch nicht?

Kollagen-Supplements

Kaum ein Wirkstoff hat in den letzten Jahren so einen Hype erlebt wie Kollagen. Ob als pinker Beauty-Drink auf Instagram, Pulver im Morgenkaffee oder als Kapsel vor dem Schlafengehen – die Versprechen sind groß: glattere Haut, weniger Falten, mehr Glow. Kollagen gilt als das Must-have-Supplement der Schönheitsindustrie.

Doch jetzt das: Eine neue Meta-Analyse sorgt für Wirbel. Die Autoren behaupten, es gebe keine klinischen Belege, dass Kollagen-Supplements tatsächlich gegen Hautalterung helfen. Ist das das Ende des Hypes?

Kollagen – der Boom um das Strukturprotein

Der Hype um Kollagen-Nahrungsergänzungsmittel ist leicht nachvollziehbar: Kollagen ist das Strukturprotein, das unsere Haut elastisch und fest macht. Mit zunehmendem Alter baut der Körper es jedoch ab – Falten, schlaffe Haut und Trockenheit sind die Folge. Die Idee klingt daher bestechend einfach: Wenn der Körper Kollagen verliert, warum nicht einfach mehr zuführen?

Frühere Studien und Meta-Analysen schienen genau das zu bestätigen: orale Kollagen-Supplements verbesserten nachweislich Hautfeuchtigkeit, -elastizität und reduzierten Falten. Kein Wunder also, dass der Markt weltweit Milliarden umsetzt.

Doch jetzt bringt eine neue Veröffentlichung Zweifel ins Spiel.

Der Aufreger: Meta-Analyse 2025

Im Frühjahr 2025 veröffentlichten die Forscher Myung & Park im American Journal of Medicine eine Meta-Analyse, die für ordentlich Gesprächsstoff sorgte. Ihr Fazit: „Es gibt derzeit keine klinischen Belege für den Einsatz von Kollagenpräparaten zur Vorbeugung oder Behandlung der Hautalterung.“

Eine steile Aussage, die sofort Wellen schlug – von Fachportalen bis TikTok. Während Beauty-Fans verunsichert waren, fühlten sich Skeptiker:innen bestätigt. Doch wie viel Substanz steckt wirklich hinter dieser Schlagzeile?

@dailydoc.chris 📌 Unbedingt teilen – damit mehr Menschen die aktuellen Daten kennen! 😬 Kollagen für die Haut? Neue Daten kippen den Hype! 👉 Fakt: Frühere Studien und Reviews zeigten kleine bis moderate Verbesserungen bei Hautfeuchtigkeit, Elastizität oder Faltentiefe. Genau deshalb haben viele dermatologische Kollegen Kollagen-Supplements eher positiv gesehen – auch ich. 📊 Neue Meta-Analyse (Am J Med 2025, 23 RCTs, n=1.474): – Auf den ersten Blick: kleine Effekte bei Feuchtigkeit, Elastizität und Falten – Schaut man nur die unabhängigen Studien an → keine Effekte – Noch deutlicher: Egal ob finanziert oder nicht, nur die methodisch schwachen Studien zeigen Vorteile – Hochwertige, unabhängige Studien: kein Nutzen für die Haut ✅ Fazit: Kollagen-Supplements sind für die Haut – Stand heute – durchgefallen. Das ist ein gutes Beispiel, wie Wissenschaft funktioniert: Neue Daten können alte Annahmen verändern. Und genau deshalb revidiere ich meine bisherige Einschätzung. 💬 Nimmst du Kollagen? Oder hast du Erfahrungen damit gemacht? Schreib’s in die Kommentare! ⚠️ Hinweis: Allgemeine medizinische Information – keine individuelle Beratung oder Empfehlung. Quelle: Am J Med 2025; PMID: 40324552 Kollagen #AntiAging #Skincare #Dermatologie #hautpflege ♬ Originalton – Dr. med. Christof Kirkamm

Was die Studie untersucht hat

Die Autoren der Analyse werteten 23 randomisierte, kontrollierte Studien aus – also die Art von Studien, die in der medizinischen Forschung als Goldstandard gelten. Dabei schauten sie sich die Effekte von Kollagen-Supplementen auf drei zentrale Faktoren an:

  • Hautfeuchtigkeit
  • Hautelastizität
  • Falten

Die Ergebnisse klangen auf den ersten Blick positiv: In den ausgewerteten Studien verbesserten sich Feuchtigkeit und Elastizität, und Falten wurden reduziert. Das entspricht auch dem, was mehrere frühere Übersichtsarbeiten bereits gefunden hatten.

Doch dann kam der Twist: Die Autoren verglichen, ob die Studien von der Industrie finanziert waren oder nicht. Dabei stellten sie fest, dass die positiven Ergebnisse nur in den „finanzierten“ Studien auftauchten. In den „unabhängigen“ Studien hingegen zeigten sich keine Vorteile.

Ihr Schluss: Die Effekte von Kollagen könnten lediglich ein Ergebnis von interessengeleiteter Forschung sein – und nicht real.

Klingt überzeugend – aber stimmt es?

So klar und schlüssig das auf den ersten Blick wirken mag, beim zweiten Hinsehen zeigen sich deutliche Probleme. Denn die Klassifizierung der Studien war fehlerhaft. Mehrere Arbeiten, die als „nicht finanziert“ in die Analyse eingingen, waren in Wahrheit sehr wohl von Herstellern unterstützt worden – und hatten dies auch korrekt offengelegt.

Unterm Strich waren also 21 der 23 Studien in irgendeiner Form finanziert – was in der Forschung zu Nahrungsergänzungsmitteln normal ist, denn unabhängige Fördergelder gibt es in diesem Bereich kaum.

Die Schlussfolgerung, dass Kollagen „nur“ in finanzierten Studien wirkt und damit zweifelhaft sei, hält also einer genaueren Prüfung nicht stand.

Kleine, aber entscheidende Fehler

Neben der fragwürdigen Klassifizierung fielen auch mehrere sachliche Ungenauigkeiten auf. Hier ein paar Beispiele:

Solche Details mögen klein wirken, können aber in einer Meta-Analyse das Gesamtbild verzerren.

Zudem wurden in der Analyse völlig unterschiedliche Studiendesigns, Kollagentypen (Peptide, Hydrolysate), Dosierungen und Darreichungsformen in einen Topf geworfen – ohne genauer zu unterscheiden.

Der Kern bleibt: Kollagen wirkt

Trotz der Schwächen der Analyse bleibt ein wichtiger Punkt: Selbst bei Myung & Park zeigen die zusammengefassten Daten, dass Kollagen die Hautfeuchtigkeit und -elastizität verbessert und Falten reduziert.

Mit anderen Worten: Das Gesamtergebnis spricht weiterhin für die Wirkung von Kollagen-Supplements.

Dass viele Studien von Herstellern bezahlt wurden, macht sie nicht automatisch wertlos. Wichtig sind vor allem eine saubere Durchführung, transparente Angaben und dass Ergebnisse wiederholt bestätigt werden können.

Spannend dabei: Rund 80 % der Studien, die in der Analyse die Bestnote für Qualität erhielten, waren finanziert. Gute Studien und Herstellerunterstützung schließen sich also nicht gegenseitig aus.

Ist Kollagen oder Elastin wirksamer in der Anti-Aging-Hautpflege?
Überwiegend zeigen die Studien, dass Kollagenpräparate tatsächlich wirken. ©Istockphoto.com/ JNemchinova

Warum Finanzierung kein Makel ist

Viele Leser:innen stolpern über das Wort „finanziert“. Verständlich – niemand möchte, dass Ergebnisse durch Interessenkonflikte verzerrt werden. Doch gerade im Bereich Nahrungsergänzung ist Herstellerfinanzierung oft die einzige Möglichkeit, Studien überhaupt zu ermöglichen.

Pharmazeutische Studien werden schließlich ebenfalls meist von den Unternehmen finanziert, die die Medikamente entwickeln. Entscheidend ist nicht, wer bezahlt, sondern wie geforscht wird.

Was heißt das für alle, die Kollagen nehmen?

Für Beauty-Fans und alle, die gerne auf Kollagen-Supplements zurückgreifen, ändert sich im Grunde nichts:

Studien zeigen immer wieder, dass Kollagen die Haut besser mit Feuchtigkeit versorgen kann, die Elastizität steigert und Falten mindert. Die neue Meta-Analyse stellt das nicht wirklich infrage – sie zeigt eher, dass man Schlagzeilen nicht blind glauben sollte.

Wer also Kollagen nimmt und gute Erfahrungen damit macht, hat weiterhin gute Gründe, dabei zu bleiben.

Bildquellen

  • Kollagen-Supplements: iStockphoto.com/ brizmaker

Empfohlene Artikel

Melde dich für unseren Newsletter an

Keine Sorge, wir spamen dich nicht zu ;) Du bekommst 1-mal jede 2 Wochen die beliebtesten Beiträge und Videos von uns.