Die Abnehmspritze ist längst mehr als ein Medikament gegen Typ-2-Diabetes – es ist Symbol eines neuen Körperkults geworden. Promis, TikTok-Stars und Fitness-Influencer:innen feiern Ozempic und Co. als einfachen Weg zum schnellen Schlanksein.
Die Kehrseite: Lieferengpässe, hohe Kosten und zunehmend kritische Stimmen aus der medizinischen Welt. Während die Nachfrage nach dem Marktführer der Abnehmspritzen Ozempic weiter steigt, rückt ein anderer Wirkstoff in den Fokus – Berberin, ein pflanzlicher Hoffnungsträger aus der Natur. Doch kann es die Alternative zur Abnehmspritze sein?
Der neue Diät-Liebling: Was steckt hinter dem Berberin-Boom?
Auf TikTok geht der Hashtag #berberine durch die Decke – Millionen Klicks, Erfahrungsberichte und Vorher-nachher-Bilder suggerieren: Dieses natürliche Mittel könnte eine sanfte Alternative zu verschreibungspflichtigen Abnehmspritzen sein.
Der Trend ist Teil einer neuen Diätwelle, die vor allem durch Social Media verstärkt wird – oft mit vereinfachten Darstellungen, schnellen Erfolgsversprechen und einer fragwürdigen Fixierung auf das Thema Gewicht.
@caseyshaw725 Replying to @Bowel Cancer Journey Natalie berberine jeans comparison before and after 😍 #berberinesupplement #berberinepcosandweightloss #weightloss #berberine #weightlosscheck ♬ original sound – Casey
Doch was ist dran am Hype? Berberin ist ein pflanzlicher Wirkstoff, der in verschiedenen Heilpflanzen wie der Berberitze oder Gelbwurzel vorkommt. Seine Anwendung hat eine lange Tradition, insbesondere in der traditionellen chinesischen Medizin. Heute wird Berberin vor allem wegen seiner potenziell positiven Wirkung auf Blutzucker, Stoffwechsel und Verdauung gefeiert – und zunehmend als natürlicher Helfer beim Abnehmen wahrgenommen.
Herkunft und Wirkung: Was genau ist Berberin?
Berberin ist ein gelber Pflanzenstoff mit einem bitteren Geschmack – doch seine Wirkung im Körper kann überraschend vielfältig sein. Er aktiviert unter anderem ein Enzym namens AMPK, das als eine Art „Energieregler“ im Organismus fungiert. Dieses Enzym beeinflusst, wie unser Körper Energie speichert und verwertet, steuert die Glukoseaufnahme und kann helfen, den Blutzucker zu stabilisieren. Dadurch ist Berberin vor allem für Menschen interessant, die unter Energieabfällen, Heißhunger oder schwankendem Blutzucker leiden.
Im Gegensatz zu Ozempic, das ein synthetisches Hormon nachahmt und dem Gehirn signalisiert, dass man satt ist, arbeitet Berberin indirekter, aber langfristig orientiert. Ozempic verzögert zudem die Magenentleerung, was das Sättigungsgefühl verlängert. Berberin hingegen reguliert auf zellulärer Ebene, wie Zucker verarbeitet und Fett eingelagert wird – und hat dabei auch Auswirkungen auf andere Bereiche des Körpers, etwa das Immunsystem oder die Darmflora.
Kann Berberin wirklich beim Abnehmen helfen?
Wer auf eine schnelle Wunderwirkung hofft, wird von Berberin womöglich enttäuscht sein – denn die Veränderungen stellen sich meist langsamer und sanfter ein. Studien deuten darauf hin, dass Berberin den Fettaufbau hemmen, die Kohlenhydrataufnahme im Darm bremsen und die Insulinwirkung verbessern kann. Das führt häufig dazu, dass Nutzer:innen weniger Heißhunger auf Süßes verspüren und sich insgesamt ausgeglichener fühlen.
Der Effekt auf das Gewicht bleibt dabei jedoch moderat: In einer Studie kam heraus, dass Berberin konnte bei übergewichtigen Personen signifikant den BMI, Blutzuckerspiegel und Blutfette senken. Im Durchschnitt verloren die Teilnehmenden etwa 2 Kilogramm Körpergewicht über einen Zeitraum von 12 Wochen – ein Beleg für den stoffwechselregulierenden, aber eher langsamen Abnehmeffekt.
Das ist weit entfernt von den drastischen Resultaten, die mit Ozempic erzielt werden – doch Berberin hat den Vorteil, ohne drastische Eingriffe in das Hormonsystem zu wirken.
Mehr als nur Stoffwechsel: Weitere Effekte im Körper
Berberin hat neben dem Einfluss auf Blutzucker und Gewicht auch gesundheitsfördernde Effekte auf andere Bereiche. Besonders bemerkenswert ist sein Einfluss auf die Darmgesundheit: Der Wirkstoff kann schädliche Bakterien hemmen und gleichzeitig das Wachstum nützlicher Mikroorganismen wie Akkermansia muciniphila fördern – eine Bakterienart, die mit besserem Stoffwechsel und geringerer Entzündungsneigung in Verbindung gebracht wird.
Auch entzündungshemmende und antimikrobielle Eigenschaften werden Berberin zugeschrieben. Damit kann es unterstützend wirken bei Infektionen, Magen-Darm-Beschwerden und einem geschwächten Immunsystem. Diese ganzheitliche Wirkung macht es nicht nur für Diätwillige interessant, sondern auch für Menschen, die ihre Gesundheit auf natürlichem Weg stabilisieren möchten.
Risiken und Nebenwirkungen: Was man beachten sollte
Obwohl Berberin als gut verträglich gilt, kann es – wie alle Nahrungsergänzungsmittel – auch Nebenwirkungen verursachen. Dazu zählen unter anderem Bauchschmerzen, Blähungen, Schwindel oder Durchfall, insbesondere bei zu hoher Dosierung. Während einige TikTok-Posts die Einnahme von bis zu fünf Gramm täglich empfehlen, warnen Fachleute deutlich: Eine derart hohe Menge kann dem Körper eher schaden als nutzen. Seriöse Empfehlungen liegen bei maximal 1500 Milligramm pro Tag, idealerweise auf mehrere Dosen verteilt.
Wichtig ist auch, die Tabletten zum Essen zu nehmen sowie auch langsam von der Dosierung zu steigern. Wichtig ist, dass man während der Einnahme auch wirklich auf deinen Körper achtet und auf Signale hört.
@type2diabetesrevolutionBerberine is great to lower blood sugar. But are you taking it correctly to see it’s full effects ?♬ original sound – JADE SUPPLEMENTS
Auch die psychologischen Auswirkungen des Trends sollten nicht unterschätzt werden. Wer Nahrungsergänzungsmittel ausschließlich mit dem Ziel der Gewichtsabnahme konsumiert, läuft Gefahr, in ein ungesundes Verhältnis zu Essen und Körperbild zu geraten. Besonders gefährlich kann das für Menschen sein, die sich von einer Essstörung erholen oder bereits psychisch vorbelastet sind. Ein gesunder Lebensstil umfasst mehr als Kalorienzählen – nämlich Bewegung, Nährstoffversorgung und mentale Balance.
Für wen Berberin geeignet ist – und für wen nicht
Trotz seiner pflanzlichen Herkunft ist Berberin nicht für alle geeignet. Schwangere, Stillende und Kinder sollten darauf verzichten, ebenso wie Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen – etwa gegen Bluthochdruck, Herzprobleme oder Depressionen. Denn Berberin kann die Wirkung bestimmter Arzneimittel beeinflussen und Wechselwirkungen verursachen. Besonders vorsichtig sollten Menschen sein, die bereits Insulin oder blutzuckersenkende Mittel verwenden – hier ist eine Rücksprache mit einem Arzt unbedingt notwendig.
Wer jedoch gesund ist, leichte Blutzuckerschwankungen ausgleichen möchte oder nach einer natürlichen Unterstützung beim Abnehmen sucht, kann von Berberin durchaus profitieren. Wichtig ist, das Mittel nicht als alleinige Lösung zu sehen, sondern als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes – bestehend aus Bewegung, ausgewogener Ernährung und einem bewussten Umgang mit dem eigenen Körper.
Bildquellen
- Alternative zur Abnehmspritze: iStockphoto.com/ CoffeeAndMilk

