Natürliche Booster: Was Aminosäuren in deinem Körper bewirken

Die wichtigsten Vorteile von Aminosäuren - Ein Überblick

Ein Fünftel deines Körpers besteht aus ihnen, doch kaum jemand weiß, was sie wirklich können. Aminosäuren sind weit mehr als nur Bausteine für Muskeln – sie steuern deinen Schlaf, stärken dein Immunsystem und optimieren deine Regeneration.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Aminosäuren sind die Grundbausteine aller Proteine und steuern etwa 20% deines Körpergewichts sowie nahezu alle biologischen Prozesse
  • 9 der 20 Aminosäuren sind essentiell und müssen täglich über die Nahrung aufgenommen werden, da dein Körper sie nicht selbst herstellen kann
  • Studien zeigen: Eine gezielte Aminosäuren-Zufuhr kann die Muskelproteinsynthese um bis zu 33% steigern und die Regenerationszeit nach dem Training verkürzen
  • Glycin verbessert nachweislich die Schlafqualität und verkürzt die Einschlafzeit bei einer Dosierung von 3 Gramm vor dem Zubettgehen
  • Bereits 3 Stunden Schlafmangel reduzieren die Funktion wichtiger Immunzellen, wobei bestimmte Aminosäuren diese Schwächung ausgleichen können

Was sind Aminosäuren?

Aminosäuren sind die Grundbausteine des Lebens. Etwa ein Fünftel des menschlichen Körpers besteht aus Aminosäuren und den daraus gebildeten Proteinen. Von den über 400 in der Natur vorkommenden Aminosäuren sind 21 für den menschlichen Körper relevant9 davon sind essenziell, das heißt, dein Körper kann sie nicht selbst herstellen und muss sie über die Nahrung aufnehmen.

Diese kleinen Moleküle sind aber weit mehr als nur Proteinbausteine. Sie fungieren als Hormone, Enzyme, Neurotransmitter und sind an praktisch allen biologischen Prozessen beteiligt:

BCAAs als Muskelaufbau-Booster

Während alle Aminosäuren wichtig sind, stechen beim Thema Fitness und Muskelaufbau drei besonders hervor: Leucin, Isoleucin und Valin.

Diese verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA – Branched-Chain Amino Acids) haben eine Besonderheit: Im Gegensatz zu anderen Aminosäuren werden sie nicht in der Leber, sondern direkt in der Muskulatur verarbeitet.

Besonders Leucin aktiviert den sogenannten mTOR-Signalweg – den wichtigsten Schalter für Muskelaufbau in deinem Körper. Bei einer Dosierung von 2,5 bis 3 Gramm Leucin nach dem Training wird dieser Prozess optimal angeregt.

Aber auch hier solltest du vorsichtig sein: So empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung etwa eine maximale Tagesdosis von 4,8 Gramm BCAA für gesunde Erwachsene. Eine Überdosierung kann den Ammoniakspiegel im Blut erhöhen und bei Menschen mit Nierenproblemen zu Komplikationen führen

Aminosäuren für ein starkes Herz

Während die meisten Menschen Aminosäuren hauptsächlich mit Muskelaufbau verbinden, zeigen aktuelle Forschungsergebnisse ihre Bedeutung für die Herzgesundheit.

So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2014, dass eine tägliche Einnahme von 8 g EAAs die Ausdauerleistung bei Herzinsuffizienzpatienten um 18,7% steigern und die Milchsäure im Blut um 25% senken kann. Diese Verbesserung geht mit einer verbesserten Funktion der Mitochondrien im Herzmuskel einher – den Kraftwerken unserer Zellen.

L-Arginin: Der Gefäßöffner

Besonders wichtig ist hierbei L-Arginin. Denn die Aminosäure kann nicht nur bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen helfen. Auch bei gestörter Wundheilung oder geschwächtem Immunsystem kann sie eingesetzt werden.

Die semi-essenzielle Aminosäure wirkt als Vorläufer für Stickstoffmonoxid (NO), das die Blutgefäße erweitert und die Durchblutung verbessert. Arginin stellt sicher, dass die Blutgefäße konstant Stickstoffmonoxid produzieren und die Durchblutung des Herzens und des Gehirns optimiert wird.

Besserer Schlaf durch Aminosäuren: Die natürlichen Entspannungshelfer

Doch Aminosäuren können noch mehr als nur Muskeln aufbauen oder die Herzgesundheit verbessern. Ein weiterer faszinierender Anwendungsbereich liegt in der Optimierung deines Schlafs. Drei besondere Aminosäuren können deine Schlafqualität entscheidend verbessern:

L-Tryptophan: Der Schlaf-Regulator

L-Tryptophan ist der Grundbaustein für das “Glückshormon” Serotonin, das abends in das Schlafhormon Melatonin umgewandelt wird. Studien zeigen, dass eine zusätzliche Tryptophan-Zufuhr sowohl die Einschlafzeit verkürzt als auch die Schlafqualität verbessert. Du findest es in Truthahn, Milch, Bananen und Nüssen.

Glycin: Der Entspannungs-Botenstoff

Für besseren Schlaf spielt auch Glycin eine wichtige Rolle. Glycin funktioniert als Botenstoff im zentralen Nervensystem und ist dort in der Lage, Signale abzuschwächen und Nervenreize zu hemmen, wodurch die körperliche und geistige Entspannung ermöglicht und innere Unruhe vermindert wird.

So konnte in Studien beobachtet werden, dass Glycin sowohl die Schlafqualität als auch die Einschlafzeit verbessern kann

Immunsystem-Support: Aminosäuren als körpereigene Bodyguards

Bei der Unterstützung des Immunsystems spielt Glutamin eine Schlüsselrolle.

Diese Aminosäure ist der wichtigste Energielieferant für Immun- und Darmzellen. Bei körperlichen und psychischen Belastungen nimmt die Glutamin-Konzentration ab, wodurch deine Abwehrkräfte schwächeln. Glutamin ist zudem der Baustein für GABA (Gamma-Amino-Buttersäure), das wichtigste beruhigende Signal des Gehirns.

Auch Theanin, die beruhigende Aminosäure aus grünem Tee, zeigt beeindruckende Effekte: So zeigt etwa eine Studie, dass die Aminosäure die Symptome, Häufigkeit und Dauer von Erkältungen um etwa ein Drittel senken kann. Die empfohlene Dosis liegt bei 150 bis 300 Milligramm täglich.

Glycin und Arginin gegen Osteoporose

Neben all diesen Vorteilen zeigen Studien zudem, dass die Aminosäuren Glycin und Arginin einen positiven Einfluss auf den Knochenstoffwechsel ausüben.

Eine optimale Osteoporosetherapie schließt die Gabe von Aminosäuren in jedem Falle ein. Das ist besonders für ältere Menschen interessant, da die Knochendichte mit zunehmendem Alter abnimmt.

Natürliche Quellen vs. Supplements: Was ist sinnvoller?

Bei all den Möglichkeiten der gezielten Supplementierung stellt sich eine fundamentale Frage: Brauchst du überhaupt zusätzliche Präparate, oder reicht eine bewusste Ernährung aus?

Besonders reich an essentiellen Aminosäuren sind:

  • Tierische Quellen: Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte
  • Pflanzliche Quellen: Quinoa, Buchweizen, Hanfsamen, Kombinationen aus Hülsenfrüchten und Getreide

Supplements können sinnvoll sein bei:

  • Sehr intensivem Training (mehr als 6 Stunden pro Woche)
  • Veganer Ernährung ohne sorgfältige Planung
  • Gezielten therapeutischen Ansätzen (Schlafverbesserung, Stressreduktion)
  • Älteren Menschen (ab 65 Jahren steigt der Bedarf)

Doch die Wissenschaft ist eindeutig: Für Freizeitsportler bringen isolierte Aminosäuren-Präparate meist keinen Vorteil gegenüber vollständigen Proteinquellen. Eine Ausnahme bilden spezielle Anwendungen wie Glycin für den Schlaf oder Theanin für die Entspannung.

Fazit: Kleine Bausteine, große Wirkung

Aminosäuren sind weit mehr als nur Bausteine für Muskeln. Sie orchestrieren deinen Schlaf, stärken dein Immunsystem und optimieren deine Regeneration.

Doch bevor du zur Brieftasche greifst, solltest du bedenken: Die meisten Menschen profitieren bereits von einer bewussten, proteinreichen Ernährung. Eine direkte Supplementierung ist also nicht immer notwendig. Für spezielle Ziele wie besseren Schlaf oder erhöhte Stressresistenz können gezielte Aminosäuren-Gaben jedoch echte Wunder wirken.

FAQs zu den Vorteilen von Aminosäuren

Kann ich Aminosäuren überdosieren?

Ja, bei isolierten Supplements ist das möglich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt für BCAA maximal 4,8 Gramm täglich, bei Arginin nicht mehr als 6 Gramm wegen möglicher Herz-Kreislauf-Probleme.

Wie lange dauert es, bis Aminosäuren wirken?

Arginin wirkt bereits nach 20 Minuten, Glycin für besseren Schlaf nach 1-2 Wochen regelmäßiger Einnahme. Beim Muskelaufbau zeigen sich Veränderungen der Proteinsynthese innerhalb von Stunden, sichtbare Ergebnisse nach 4-6 Wochen.

Sind pflanzliche Proteine genauso gut wie tierische?

Kombinierte pflanzliche Proteine bieten eine ebenso effektive Aminosäurenversorgung wie tierische Quellen. Wichtig ist die richtige Kombination – etwa Bohnen mit Reis oder Nüsse mit Getreide.

Kann ich Aminosäuren mit Medikamenten kombinieren?

Tryptophan kann die Wirkung von Antidepressiva verstärken, Arginin beeinflusst Blutdruckmedikamente. Menschen mit chronischen Erkrankungen oder regelmäßiger Medikamenteneinnahme sollten vor der Supplementierung unbedingt ihren Arzt konsultieren.

Wann sollte ich definitiv Aminosäuren supplementieren?

Bei veganer Ernährung ohne sorgfältige Planung, intensivem Training über 6 Stunden pro Woche, chronischen Schlafstörungen trotz guter Schlafhygiene oder ab 65 Jahren. In allen anderen Fällen reicht meist eine proteinreiche, ausgewogene Ernährung.

Bildquellen

  • Vorteile der Aminosäuren: ©IStockphoto.com/ Mihailo Milovanovic

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