Pochend, rasend oder kaum spürbar – dein Puls verrät mehr über deine Gesundheit, als du vielleicht denkst. Doch wo genau verlaufen die Grenzen zwischen gesund und gefährlich?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Ein Ruhepuls über 80 Schläge pro Minute kann langfristig das Herz-Kreislauf-System belasten und das Sterblichkeitsrisiko erhöhen
- Werte über 70 Schläge pro Minute steigern bereits das Herzinfarktrisiko um 90 Prozent, wie eine große deutsche Studie mit über 4.000 Teilnehmer:innen zeigte
- Ein Puls unter 50 Schlägen pro Minute gilt als bedenklich, außer du bist Ausdauersportler:in oder nimmst herzfrequenzsenkende Medikamente
- Begleitsymptome wie Schwindel, Atemnot oder Brustschmerzen machen sowohl hohe als auch niedrige Pulswerte zu einem medizinischen Notfall
- Regelmäßiges Pulsmessen ab dem 60. Lebensjahr kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen frühzeitig erkennen
Wenn das Herz zu schnell schlägt: Ab wann wird es gefährlich?
Per Definition liegt eine Tachykardie – also ein zu schneller Herzschlag – bei Erwachsenen ab 100 Schlägen pro Minute vor. Doch schon deutlich früher solltest du aufmerksam werden. Denn Mediziner:innen betrachten bereits einen dauerhaft erhöhten Ruhepuls von über 80 Schläge pro Minute als problematisch.
Das liegt daran, dass dein Herz bei einem konstant hohen Puls regelrecht Dauerstress ausgesetzt ist. Während ein gesundes Herz pro Schlag etwa 70 Milliliter Blut pumpt, muss ein schwächeres Herz häufiger schlagen, um die gleiche Menge zu befördern. Diese permanente Mehrarbeit führt langfristig zu einer Überlastung des Herzmuskels.
Hoher Puls erhöht das Herzinfaktsrisiko
Besonders beeindruckend zeigt sich das in einer Studie aus 2015. Die Forscher:innen begleiteten über 4.300 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren über mehr als neun Jahre. Das Ergebnis: Personen mit einem Ruhepuls über 70 Schlägen pro Minute wiesen eine um 60 Prozent erhöhte Sterblichkeit und ein fast 90 Prozent höheres Herzinfarktrisiko auf.
Ähnlich alarmierend sind die Zahlen aus einer schwedischen Langzeitstudie, die über 21 Jahre hinweg dieselben Männer beobachtete. Hier zeigte sich, dass Männer mit einem Ruhepuls von 75 Schlägen pro Minute oder höher ein doppelt so hohes Risiko hatten, vor ihrem 71. Geburtstag zu sterben.
Warnzeichen eines gefährlich hohen Pulses
Nicht jeder erhöhte Puls ist sofort bedrohlich. Bei körperlicher Anstrengung, Stress oder Fieber ist es völlig normal, dass dein Herz schneller schlägt. Typisch für eine gesunde Anpassung an Belastung ist ein allmähliches Ansteigen des Pulses, der nach Ende der Belastung wieder langsam abebbt.
Bedenklich wird es, wenn dein Herz ohne erkennbaren Grund plötzlich zu rasen beginnt. Patient:innen beschreiben das oft, als würde ein Schalter umgelegt. Besonders gefährlich wird ein hoher Puls, wenn er von anderen Symptomen begleitet wird: Unwohlsein, Luftnot, Brustschmerzen oder Schwindel sind klare Warnsignale, die eine sofortige ärztliche Abklärung erfordern.
Wer regelmäßig einen Puls über 90 Schläge pro Minute misst, sollte die Ursachen untersuchen lassen. Häufige Auslöser sind Schilddrüsenerkrankungen, Herzkrankheiten, hoher Koffeinkonsum oder chronischer Stress. Fieber erhöht den Ruhepuls übrigens um 10 bis 15 Schläge pro Grad Celsius Temperaturanstieg. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge.
Wenn das Herz zu langsam schlägt: Bradykardie erkennen
Auf der anderen Seite des Spektrums steht die Bradykardie – ein zu langsamer Herzschlag. Ab weniger als 50 bis 60 Schlägen pro Minute sprechen Mediziner:innen von einem zu niedrigen Puls. Aber Vorsicht: Diese Grenze gilt nicht für alle gleichermaßen.
Bei Ausdauersportler:innen ist ein Ruhepuls von 40 bis 50 Schlägen völlig normal und sogar ein Zeichen für ein gut trainiertes Herz. Ein starkes Herz kann pro Schlag mehr Blut durch den Blutkreislauf pumpen und muss daher seltener schlagen. Manche Profisportler:innen haben sogar Ruhepulswerte unter 40 – das ist bei ihnen unbedenklich.
Anders verhält es sich bei untrainierten Personen. Hier kann ein niedriger Puls auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen: Herzrhythmusstörungen, eine Schilddrüsenunterfunktion, einen Herzinfarkt oder bestimmte Medikamente können den Puls verlangsamen. Gefährlich wird ein niedriger Puls dabei, wenn er von Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel, Atemnot oder sogar Ohnmacht begleitet wird.
Die versteckte Gefahr: Unregelmäßiger Puls
Eine oft übersehene, aber potenziell lebensbedrohliche Form des gefährlichen Pulses ist die Arrhythmie – ein unregelmäßiger Herzschlag. Der Puls enthält dann sogenannte Aussetzer oder zusätzliche Schläge, die du als Herzstolpern oder Herzrasen wahrnehmen kannst.
Die häufigste und gefährlichste Form ist das Vorhofflimmern. Dabei schlägt das Herz nicht nur unregelmäßig, sondern auch oft zu schnell. Viele Menschen erleiden einen Schlaganfall durch Vorhofflimmern, ohne es zu wissen – die Herzrhythmusstörung bleibt oft unbemerkt.
So misst du deinen Puls richtig
Die richtige Pulsmessung ist einfacher, als du denkst. Am besten misst du deinen Ruhepuls morgens direkt nach dem Aufwachen, noch vor dem Aufstehen. Zu diesem Zeitpunkt ist dein Körper entspannt und das Herz arbeitet unter Normalbedingungen.
Lege zwei Fingerspitzen (nicht den Daumen!) auf die Innenseite deines Handgelenks, etwa zwei Zentimeter unterhalb der Handfläche in Richtung Daumen. Alternativ funktioniert auch die Halsschlagader seitlich des Kehlkopfs. Zähle 30 Sekunden lang die Schläge mit und multipliziere das Ergebnis mit zwei – das ergibt deine Schläge pro Minute.
Moderne Smartwatches und Fitnessarmbänder machen dir die Pulsmessung sogar noch leichter. Denn sie können durch Lichtimpulse den Puls kontinuierlich überwachen und Unregelmäßigkeiten erkennen.
Diese Geräte sind allerdings nicht immer zuverlässig und ersetzen keine professionelle medizinische Diagnose. Sie können jedoch helfen, Auffälligkeiten zu bemerken, die eine ärztliche Abklärung rechtfertigen.
Wann solltest du einen Arzt aufsuchen?
Bestimmte Situationen erfordern eine sofortige medizinische Beurteilung. Suche umgehend ärztliche Hilfe, wenn du regelmäßig einen Puls über 100 oder unter 50 Schlägen pro Minute misst – besonders, wenn zusätzliche Symptome auftreten.
Auch ein unregelmäßiger Puls ist ein Warnzeichen. Expert:innen empfehlen, spätestens ab dem 60. Lebensjahr ein- bis zweimal wöchentlich den Puls zu kontrollieren. Ein unregelmäßiger Herzschlag kann ein frühes Anzeichen für Vorhofflimmern sein – die häufigste Ursache für Schlaganfälle.
Besonders bei plötzlich auftretendem Herzrasen ohne erkennbaren Grund, anhaltendem Schwindel, Brustschmerzen oder Atemnot solltest du nicht zögern. Ein Langzeit-EKG kann versteckte Herzrhythmusstörungen aufdecken, die bei einer einmaligen Messung übersehen werden.
Fazit: Gefährlichen Puls erkennen und handeln
Dein Puls ist weit mehr als nur ein biologisches Signal – er ist ein wichtiger Gesundheitsindikator, der dir helfen kann, Probleme frühzeitig zu erkennen. Ein dauerhaft erhöhter Ruhepuls über 70 Schläge pro Minute verdoppelt fast dein Herzinfarktrisiko, während ein zu niedriger Puls auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen kann.
Die gute Nachricht: Du kannst aktiv etwas für einen gesunden Puls tun. Regelmäßiger Ausdauersport, Stressabbau und eine gesunde Ernährung helfen dabei, deine Herzfrequenz zu optimieren. Messe deinen Puls regelmäßig und achte auf Veränderungen – dein Herz wird es dir danken.
FAQs zu gefährlichem Puls
Ist ein Puls von 90 Schlägen pro Minute gefährlich?
Ein Ruhepuls von 90 liegt noch im oberen Normalbereich, kann aber langfristig problematisch werden. Du solltest die Ursachen ärztlich abklären lassen und an deiner Fitness arbeiten.
Kann Stress allein einen gefährlich hohen Puls verursachen?
Chronischer Stress kann tatsächlich zu dauerhaft erhöhten Pulswerten führen und das Herz belasten. Stressmanagement und Entspannungstechniken sind daher wichtige Präventionsmaßnahmen.
Wann ist ein niedriger Puls bei Sportler:innen bedenklich?
Auch bei Ausdauersportler:innen sollte der Ruhepuls nicht unter 35 Schläge pro Minute fallen. Bei zusätzlichen Symptomen wie Schwindel ist eine ärztliche Abklärung notwendig.
Können Medikamente den Puls gefährlich verändern?
Ja, bestimmte Medikamente wie Betablocker senken bewusst den Puls, während andere ihn erhöhen können. Informiere immer deine:n Ärzt:in über alle Medikamente, die du einnimmst.
Wie schnell kann sich ein gefährlicher Puls normalisieren?
Mit regelmäßigem Training und einem gesunden Lebensstil kann sich der Ruhepuls bereits nach wenigen Wochen verbessern. Bei zugrundeliegenden Erkrankungen ist eine spezifische Behandlung notwendig.
Bildquellen
- dieser-puls-ist-gefaehrlich: IStockphoto.com/ Bevan Goldswain

