Serotonin: Diese Lebensmittel kurbeln die Produktion an

Während unser Körper täglich Millionen von biochemischen Prozessen durchläuft, gibt es einen Botenstoff, der für unser Wohlbefinden besonders entscheidend ist. Serotonin fungiert als unser körpereigenes Glückshormon, und obwohl wir es nicht direkt über die Nahrung aufnehmen können, gibt es durchaus Lebensmittel, die dessen Produktion ordentlich ankurbeln.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Serotonin selbst kann nicht über Lebensmittel aufgenommen werden, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht passiert. Entscheidend ist deshalb die Vorstufe Tryptophan
  • Tryptophanreiche Ernährung kann nachweislich die Stimmung verbessern, wie eine Studie mit 482 Teilnehmer:innen zeigt. So wurde ein deutlicher Schutzeffekt gegen depressive Symptome nachgewiesen
  • Chiasamen führen die Liste an mit beeindruckenden 721 mg Tryptophan pro 100 Gramm
  • Kohlenhydrate sind der Schlüssel, denn sie verbessern die Tryptophan-Aufnahme ins Gehirn um bis zu 70 Prozent
  • Die optimale Tagesdosis liegt bei 0,14 bis 3 Gramm zusätzlichem Tryptophan für messbare Stimmungsverbesserungen bei gesunden Erwachsenen

Was ist Serotonin und warum brauchen wir es?

Serotonin ist weit mehr als nur ein “Glückshormon”. Dieser vielseitige Neurotransmitter reguliert nämlich unsere Stimmung, den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Verdauung und sogar unser Schmerzempfinden. Etwa 90 Prozent des körpereigenen Serotonins werden dabei im Darm produziert, während die restlichen 10 Prozent im Gehirn entstehen. Genau diese 10 Prozent sind jedoch für unsere Laune entscheidend.

Der Haken dabei ist, dass Serotonin aus der Nahrung die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Das bedeutet, dass auch serotoninhältige Lebensmittel wie Walnüsse, Ananas oder Tomaten zwar den Serotoninspiegel im Darm erhöhen, aber nicht direkt die Stimmung beeinflussen können. Hier kommt Tryptophan ins Spiel.

Tryptophan: Der Baustein für körpereigenes Glück

Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, die unser Körper nicht selbst herstellen kann. Diese Aminosäure fungiert als direkter Baustein für die Serotonin-Produktion im Gehirn, weshalb sie so wichtig für unser Wohlbefinden ist. Der Prozess läuft dabei in zwei Schritten ab. Erst wird Tryptophan durch ein Enzym umgewandelt, dann entsteht daraus schließlich Serotonin.

Eine aktuelle Studie aus 2020 mit 482 Teilnehmer:innen bestätigte eindrucksvoll diese Wirkung. Menschen mit einer tryptophanreichen Ernährung zeigten signifikant weniger depressive Symptome und bessere soziale Fähigkeiten. Die Forscher:innen konnten sogar nachweisen, dass dieser Schutzeffekt unabhängig von anderen Faktoren funktioniert.

Die Kohlenhydrat-Verbindung: Warum Pasta glücklich macht

Doch Tryptophan allein reicht nicht aus – die Aufnahme ins Gehirn wird durch einen raffinierten Mechanismus beeinflusst. Hier wird es besonders interessant, denn Tryptophan konkurriert mit anderen Aminosäuren um den Transport ins Gehirn. Bei proteinreichen Mahlzeiten stehen deshalb viele Aminosäuren gleichzeitig “in der Schlange” vor der Blut-Hirn-Schranke. Kohlenhydrate lösen dieses Problem jedoch elegant, weil sie die Insulinproduktion stimulieren. Dadurch wandern konkurrierende Aminosäuren in die Muskelzellen ab und Tryptophan hat freie Bahn.

Eine Studie mit 25 gesunden Erwachsenen bestätigte diese Theorie eindrucksvoll. Nach vier Tagen tryptophanreicher, kohlenhydratbetonter Ernährung verbesserte sich die Stimmung signifikant, gleichzeitig nahmen Angst und depressive Symptome ab. Das erklärt also, warum uns Pasta, Reis oder Haferflocken oft so gut tun.

Die Top 10 der tryptophanreichsten Lebensmittel

Nachdem wir nun verstehen, wie Tryptophan und Kohlenhydrate zusammenwirken, stellt sich die praktische Frage: Welche Lebensmittel liefern uns am meisten von dieser wertvollen Aminosäure? Das Vitalstoff-Lexikon kann dabei Abhilfe schaffen:

Rang Lebensmittel Tryptophan-Gehalt (mg/100g) Besonderheit
1 Sojabohnen (trocken) 450 Pflanzliche Proteinbombe, vielseitig verwendbar
1 Cashew-Kerne 450 Cremiger Snack, reich an gesunden Fetten
3 Edamer (40% F. i. Tr.) 400 Klassischer Käse mit hohem Proteingehalt
4 Brie (50% F. i. Tr.) 340 Weichkäse mit intensivem Geschmack
5 Erdnusspaste 330 Ideal für Smoothies und als Brotaufstrich
6 Erdnüsse 320 Günstiger, proteinreicher Snack
7 Schweineleber 310 Sehr nährstoffreich, aber nicht jedermanns Sache
8 Schweinefleisch (Filet) 300 Mageres Fleisch mit hoher Bioverfügbarkeit
8 Thunfisch 300 Zusätzlich reich an Omega-3-Fettsäuren
8 Limabohnen 300 Pflanzliche Alternative mit Ballaststoffen

Omega-3: Der Serotonin-Verstärker

Die auch in Thunfisch enthaltenden Omega-3-Fettsäuren wirken zusätzlich wie ein Turbo für die Serotonin-Produktion, und das auf eine ganz besondere Weise.

Eine Studie aus 2015 entdeckte nämlich, dass Vitamin D gemeinsam mit Omega-3-Fettsäuren ein spezielles Enzym aktiviert. Dieses Enzym, die Tryptophan-Hydroxylase 2, ist der Schlüssel für die Umwandlung von Tryptophan zu Serotonin im Gehirn.

Dass auch Omega-3 Fettsäuren alleine Serotonin steigern können, zeigt eine weitere Studie mit depressiven Patient:innen. 81 Prozent derjenigen, die eine Kombination aus Omega-3-Fettsäuren und dem Antidepressivum Fluoxetin erhielten, erlebten eine signifikante Besserung ihrer Symptome – deutlich mehr als die nur-Fluoxetin Kontrollgruppe.

Fermentierte Lebensmittel: Glück aus dem Darm

Neben den tryptophanreichen Lebensmitteln gibt es noch einen weiteren, oft übersehenen Ansatzpunkt für mehr Serotonin. Über 90 Prozent unseres Serotonins entstehen nämlich im Darm, weshalb fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kombucha sehr hilfreich sein können. Sie fördern nämlich gesunde Darmbakterien, die nicht nur selbst Serotonin produzieren können, sondern auch die Aufnahme von Tryptophan verbessern.

Die sogenannte Darm-Hirn-Achse fungiert dabei wie eine Datenautobahn zwischen Verdauungstrakt und Gehirn. Gesunde Darmbakterien senden so positive Signale ans Gehirn und können sogar die Ausschüttung von GABA fördern. GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist ein Neurotransmitter, der für Entspannung und Stressabbau zuständig ist.

Fazit: Essen für die Seele – aber mit Verstand

Tryptophanreiche Lebensmittel können tatsächlich deine Stimmung verbessern, allerdings sind sie kein Wundermittel gegen schwere Depressionen. Die Kombination aus tryptophanreichen Proteinen, komplexen Kohlenhydraten und Omega-3-Fettsäuren bietet den besten Ansatz für natürliche Stimmungsaufhellung.

Integriere deshalb täglich eine Handvoll Cashews oder Erdnüsse in dein Müsli, gönn dir regelmäßig fettige Fische wie Thunfisch und vergiss nicht, dass auch ein warmes Pastagericht durchaus therapeutischen Wert haben kann. Dein Gehirn wird es dir danken

FAQ: Die wichtigsten Fragen zu Serotonin in Lebensmitteln

Kann ich meinen Serotoninspiegel allein durch Ernährung erhöhen?

Ja, eine tryptophanreiche Ernährung mit Kohlenhydraten kann den Serotoninspiegel im Gehirn messbar steigern. Bei schweren Depressionen reicht Ernährung allein jedoch nicht aus, weshalb du hier ärztliche Hilfe suchen solltest.

Wieviel Tryptophan brauche ich täglich für einen Effekt?

Studien zeigen positive Effekte ab 0,14 Gramm zusätzlichem Tryptophan täglich. Das entspricht etwa 20 Gramm Chiasamen oder 50 Gramm Kürbiskernen als Ergänzung zur normalen Ernährung.

Helfen Bananen deinem Serotinin-Spiegel?

Bananen enthalten tatsächlich Serotonin, aber dieses kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Ihr moderater Tryptophan-Gehalt (etwa 17mg/100g) und die Kohlenhydrate können jedoch indirekt die Stimmung verbessern.

Sollte ich Tryptophan-Supplemente nehmen?

Bei ausgewogener Ernährung sind Supplemente meist unnötig. Falls doch, beginne mit niedrigen Dosen (100-500mg) und steigere langsam, da Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden auftreten können.

Können bestimmte Medikamente die Tryptophan-Wirkung beeinflussen?

Ja, besonders SSRI-Antidepressiva können mit Tryptophan-Supplementen interagieren und ein gefährliches Serotonin-Syndrom auslösen. Sprich deshalb vor der Einnahme immer mit deinem Arzt oder deiner Ärztin.

Bildquellen

  • serotonin-diese-lebensmittel-kurbeln-die-produktion-besonders-an: IStockphoto.com/ apomares

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