Hast du schon einmal dunkle Schokolade genossen, an einer dampfenden Tasse Tee genippt oder eine Handvoll frischer Beeren geknabbert – und dabei das Gefühl gehabt, dass du deinem Körper gerade etwas richtig Gutes tust? Dieses wohltuende Gefühl kommt nicht von ungefähr. Verantwortlich dafür könnten winzige Pflanzenstoffe sein, die es in sich haben: Polyphenole. Aber was genau steckt hinter diesen natürlichen Helfern – und wie wirken sie eigentlich in unserem Körper?
Was sind Polyphenole überhaupt?
Polyphenole sind eine riesige Gruppe von pflanzlichen Verbindungen, die in Obst, Gemüse, Kräutern, Gewürzen, Tee, Wein, Schokolade und noch vielen anderen Pflanzen vorkommen. Und wenn wir diese Pflanzen essen, übernehmen Polyphenole auch für uns eine Schutzfunktion – als Antioxidantien.
Antioxidantien fangen schädliche freie Radikale ein, die unseren Körper angreifen und Krankheiten wie Herzprobleme, Diabetes oder sogar Krebs fördern können. Polyphenole wirken also wie eine Art körpereigenes Sicherheitsnetz.
Die große Familie der Polyphenole: Vier Haupttypen
Die Welt der Polyphenole ist riesig – über 8.000 verschiedene Verbindungen sind bekannt. Aber um den Überblick zu behalten, kann man sie in vier Hauptgruppen unterteilen:
- Flavonoide: Sie machen etwa 60% der Polyphenole aus und sind in Äpfeln, Zwiebeln, dunkler Schokolade und sogar Rotkohl zu finden. Bekannte Mitglieder sind Quercetin, Kaempferol und Anthocyane (die geben Beeren ihre tolle Farbe).
- Phenolsäuren: Diese machen rund 30% aus und sind z.B. in Kaffee oder Getreide enthalten. Ferulasäure und Chlorogensäure sind Beispiele.
- Polyphenolische Amide: Klingt kompliziert, sind aber z.B. die scharfen Capsaicinoide aus Chilischoten oder Avenanthramide aus Hafer.
- Sonstige Polyphenole: Hierzu gehören Resveratrol (das berühmte Anti-Aging-Molekül aus Rotwein), Curcumin aus Kurkuma oder Lignane aus Leinsamen.
Polyphenole und Blutzucker
Warum sind diese kleinen Moleküle so besonders? Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren herausgefunden, dass sie mehr können als nur Antioxidantien zu sein.
Polyphenole können helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Sie verlangsamen die Aufspaltung von Stärke in Zucker und fördern die Insulinwirkung – das Hormon, das Zucker aus dem Blut in die Zellen bringt. So schützen sie dich vor heftigen Blutzuckerspitzen nach dem Essen, was das Risiko für Typ-2-Diabetes senken kann.
Studien zeigen, dass Menschen, die viele polyphenolreiche Lebensmittel essen, seltener an Diabetes erkranken. Besonders stark wirken hier Anthocyane, die in dunklen Beeren, Trauben und roten Früchten stecken.
Entzündungshemmend und herzgesund
Polyphenole senken Entzündungen, die als versteckte Ursache vieler Herzkrankheiten gelten, und helfen, den Blutdruck und schlechte Cholesterinwerte (LDL) zu senken. Gleichzeitig erhöhen sie das „gute“ HDL-Cholesterin.
Eine interessante Verbindung ist hier das Lignan, ein Polyphenol aus Leinsamen und Vollkorn, das dein Risiko, an Herzkrankheiten zu sterben, deutlich senken kann.
Blutgerinnung und Schlaganfallrisiko
Manchmal ist es gut, wenn das Blut gerinnt – zum Beispiel bei Verletzungen. Aber zu viel Gerinnung kann gefährlich sein und zu Schlaganfällen oder Thrombosen führen. Polyphenole helfen dabei, die Blutplättchen daran zu hindern, sich zu sehr zu verklumpen, und schützen so vor Blutgerinnseln.
Senken des Krebsrisikos
Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen, aber es gibt viele Hinweise darauf, dass Polyphenole dabei helfen können, das Wachstum von Krebszellen zu stoppen. Dank ihrer antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkung könnten sie das Krebsrisiko senken – vor allem bei Brust- und Prostatakrebs.
Ein Boost für die Darmgesundheit
Polyphenole wirken im Darm wie ein natürlicher Dünger für gute Bakterien. Sie fördern gezielt das Wachstum nützlicher Mikroorganismen, die wichtig für eine gesunde Verdauung sind. Gleichzeitig hemmen sie schädliche Keime und helfen so, das bakterielle Gleichgewicht im Darm zu stabilisieren. Ein ausgewogenes Mikrobiom wirkt sich positiv auf das gesamte Verdauungssystem aus. Entzündungen im Darm können dadurch gelindert oder sogar verhindert werden.
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Steigerung der Gehirnleistung
Du möchtest dein Gedächtnis verbessern oder dich besser konzentrieren? Polyphenolreiche Lebensmittel wie Traubensaft, Kakao und Ginkgo-extrakte können deine Gehirnfunktion ankurbeln, die Durchblutung verbessern und helfen, geistig fit zu bleiben – sogar im Alter.
Die besten polyphenolreichen Lebensmittel
Wenn du deine Ernährung mit Polyphenolen anreichern willst, sind hier die Superstars auf deinem Speiseplan:
- Obst: Äpfel, Beeren (Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren), Kirschen, Trauben, Pfirsiche, Granatapfel
- Gemüse: Brokkoli, Spinat, rote Zwiebeln, Artischocken, Karotten
- Hülsenfrüchte: Schwarze Bohnen, Tofu, Sojaprodukte
- Nüsse & Samen: Mandeln, Walnüsse, Leinsamen, Haselnüsse
- Getreide: Hafer, Roggen, Vollkornprodukte
- Kräuter & Gewürze: Zimt, Kurkuma, Rosmarin, Thymian, Basilikum
- Getränke: Grüner und schwarzer Tee, Kakao/Dunkle Schokolade
Supplemente oder doch lieber natürlich?
Natürlich ist es verlockend, einfach ein Polyphenol-Supplement zu nehmen, um auf Nummer sicher zu gehen. Doch die Wissenschaft zeigt, dass die Wirkung von Polyphenolen im Verbund mit anderen Nährstoffen in Lebensmitteln am besten ist.
Supplemente enthalten oft isolierte Polyphenole, die womöglich nicht so effektiv sind und in viel höheren Dosen eingenommen werden, was Nebenwirkungen haben kann. Hochdosierte Präparate können sogar die Nieren schädigen oder die Wirkung von Medikamenten beeinflussen.
Deshalb lautet die Devise: Lieber bunt und vielfältig essen, statt nur auf Pillen zu setzen.
Gibt es Nebenwirkungen?
Polyphenolreiche Lebensmittel sind in der Regel sicher und gesund – es sei denn, du übertreibst es mit bestimmten Hülsenfrüchten, die viele sogenannte Lektine enthalten. Diese können Blähungen und Verdauungsprobleme verursachen, wenn sie in großen Mengen gegessen werden. Einweichen oder Keimen der Hülsenfrüchte kann das Problem aber deutlich mildern.
Supplemente solltest du nur nach Rücksprache mit deinem Arzt oder Ärztin nehmen, besonders wenn du Medikamente einnimmst oder eine Nährstoffmangel hast.
Polyphenole – deine heimlichen Verbündeten für ein gesundes Leben
Polyphenole sind mehr als nur bunte Pflanzenstoffe. Sie sorgen für eine glückliche Darmflora und können sogar dabei helfen, Krebszellen in Schach zu halten.
Der beste Weg, diese Pflanzenstoffe zu nutzen, ist eine abwechslungsreiche, pflanzenreiche Ernährung mit vielen bunten Früchten, Gemüse, Nüssen, Samen, Kräutern und Vollkornprodukten. So holst du dir eine bunte Palette an Polyphenolen und anderen wertvollen Nährstoffen auf deinen Teller.
Bildquellen
- Polyphenole: iStockphoto.com/ andresr

