Sommer Ratgeber: Das musst du alles über Sonnenbrand wissen

Sonnenbrand: Alles was du diesen Sommer wissen musst

Es ist der Moment, den jeder kennt: Du warst endlich mal wieder richtig lange draußen, hast das Wetter genossen und die Sonnencreme vergessen. Am Abend merkst du es dann – die Haut brennt, ist gerötet und schmerzt bei jeder Berührung. Ein Sonnenbrand ist entstanden. Was zunächst nur lästig erscheint, kann jedoch langfristige Folgen haben, die weit über die akuten Beschwerden hinausgehen:

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Die UV-Strahlung in Deutschland ist zwischen 1997 und 2022 um mehr als 10 Prozent gestiegen
  • Jährlich erkranken über 300.000 Menschen in Deutschland an Hautkrebs, wobei über 4.000 Personen an den Folgen sterben
  • Sonnenbrände in der Kindheit erhöhen das Risiko für schwarzen Hautkrebs um das Zwei- bis Dreifache
  • Ab einem UV-Index von 3 sollten bereits Schutzmaßnahmen ergriffen werden
  • Kühlung, Feuchtigkeit und ausreichend Trinken (mindestens 2-3 Liter täglich) sind die wirksamsten Sofortmaßnahmen bei akutem Sonnenbrand

Was genau passiert bei einem Sonnenbrand?

Ein Sonnenbrand ist weit mehr als nur eine oberflächliche Hautrötung – es handelt sich um eine echte Verbrennung der Haut durch ultraviolette (UV) Strahlung. Besonders die UV-B-Strahlen dringen in die oberste Hautschicht ein und verursachen dort massive Schäden an der DNA der Hautzellen.

Der Körper reagiert auf diese Schädigung mit einer akuten Entzündungsreaktion: Die Blutgefäße erweitern sich, wodurch die charakteristische Rötung entsteht. Gleichzeitig strömt Flüssigkeit ins Gewebe, was zu Schwellungen führt.

Die Nervenendigungen werden gereizt – daher die brennenden Schmerzen. Diese Reaktion setzt typischerweise 2 bis 6 Stunden nach der UV-Exposition ein und erreicht nach 12 bis 24 Stunden ihren Höhepunkt.

Nicht jeder Sonnenbrand ist dabei gleich schwer. Je nach Intensität der UV-Belastung unterscheiden Ärzte verschiedene Schweregrade.

Die verschiedenen Grade von Sonnenbrand verstehen

Mediziner unterscheiden drei Schweregrade von Sonnenbrand, die sich in ihren Symptomen und Behandlungsansätzen deutlich unterscheiden:

Sonnenbrand ersten Grades

Der mildeste und häufigste Typ betrifft ausschließlich die Epidermis. Die Haut ist gerötet, warm und schmerzt bei Berührung. Binnen einer Woche heilt er vollständig ab, ohne Narben zu hinterlassen. Bei konsequenter Kühlung und Feuchtigkeitspflege sind keine langfristigen Schäden zu erwarten.

Wird die UV-Belastung jedoch intensiver, kann sich die Situation dramatisch verschärfen.

Sonnenbrand zweiten Grades

Ein Sonnenbrand zweiten Grades ist ein ernsterer Fall. Hier dringt die Schädigung bis in die tieferen Hautschichten (Dermis) vor. Zusätzlich zur starken Rötung bilden sich schmerzhafte, flüssigkeitsgefüllte Blasen. Die Heilung dauert zwei bis drei Wochen und kann Pigmentveränderungen oder sogar Narben hinterlassen. Hier ist ärztliche Behandlung oft notwendig.

In extremen Fällen kann die UV-Schädigung jedoch noch weiter gehen – mit lebensbedrohlichen Konsequenzen.

Sonnenbrand dritten Grades

Diese extrem seltene, aber lebensbedrohliche Form zerstört alle Hautschichten bis hinunter zum Unterhautgewebe. Die Haut wird lederartig und verfärbt sich weiß oder braun. Sofortige stationäre Behandlung mit Infusionen und chirurgischen Eingriffen ist unumgänglich, da Komplikationen wie Infektionen oder Dehydrierung drohen.

Doch warum scheinen Sonnenbrände in den letzten Jahren häufiger und schwerer zu werden? Die Antwort liegt in dramatischen Veränderungen unserer Umwelt.

Warum die UV-Belastung immer gefährlicher wird

Eine bahnbrechende Studie aus dem Jahr 2024 hat erschreckende Zahlen zutage gefördert: Die UV-Strahlung in Mitteleuropa ist in den vergangenen 25 Jahren dramatisch angestiegen. In der Region um Dortmund stieg die monatliche UV-Strahlung um mehr als 10 Prozent, im belgischen Brüssel sogar um fast 20 Prozent.

Als Hauptgrund identifizierten die Forscher die Abnahme der Bewölkung, die durch den Klimawandel verursacht sein könnte. Weniger Wolken bedeuten mehr Sonnenscheinstunden und damit eine höhere UV-Belastung am Boden. Diese Entwicklung überraschte selbst die Wissenschaftler, die ursprünglich nur von einem moderaten Anstieg ausgegangen waren.

Besonders brisant: Bereits ab einem UV-Index von 3 werden Schutzmaßnahmen empfohlen. In Deutschland werden an fast der Hälfte des Jahres sonnenbrandwirksame UV-Werte erreicht – selbst im Tiefland. In den Sommermonaten sind Werte zwischen 5 und 8 üblich, in höheren Lagen der Alpen können sogar Werte von 9 und 10 erreicht werden.

Diese steigenden UV-Werte wären bereits problematisch genug – doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Die wahre Gefahr liegt in den langfristigen Folgen, die viele unterschätzen.

Die unterschätzte Gefahr: Langzeitfolgen von Sonnenbränden

Was viele nicht wissen: Ein Sonnenbrand verschwindet zwar oberflächlich, aber die Zellschäden bleiben. Die DNA-Schäden in den Hautzellen akkumulieren über die gesamte Lebenszeit und können Jahrzehnte später zu Hautkrebs führen.

Eine aktuelle Analyse der BARMER aus dem Jahr 2025 zeigt die dramatischen Spätfolgen: Bei Frauen, die 1968 geboren wurden, liegt das Risiko für schwarzen Hautkrebs doppelt so hoch wie bei Frauen des Jahrgangs 1952. Diese Generation wuchs in einer Zeit auf, als “gesunde Bräune” als Schönheitsideal galt und Sonnenschutzmittel meist nur einstellige Lichtschutzfaktoren hatten.

Besonders fatal: Sonnenbrände in der Kindheit erhöhen das Melanom-Risiko um das Zwei- bis Dreifache. Das Risiko steigt von 1 zu 10.000 auf 1,5 zu 10.000, wenn vor dem 15. Lebensjahr ein oder mehrere Sonnenbrände auftreten. Diese scheinbar geringe Steigerung summiert sich auf Bevölkerungsebene zu bedrohlichen Zahlen.

Angesichts dieser erschreckenden Langzeitfolgen wird deutlich: Wenn der Sonnenbrand bereits da ist, kommt es auf die richtige Behandlung an.

Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten: Was wirklich hilft

Die Behandlung von Sonnenbrand konzentriert sich auf drei Säulen: Kühlung, Feuchtigkeit und Schmerzlinderung. Dabei haben sich in den letzten Jahren einige Mythen als unwirksam oder sogar schädlich erwiesen.

Sofortmaßnahmen, die wissenschaftlich belegt sind

Kühlung steht an erster Stelle: Feucht-kalte Umschläge oder das vorsichtige Duschen mit mäßig kaltem Wasser verschaffen sofortige Linderung. Die Temperatur sollte angenehm kühl, aber nicht eisig sein, da extreme Kälte zusätzliche Gewebeschäden verursachen kann.

Hydration ist entscheidend: Sonnenbrand führt zu erheblichem Flüssigkeitsverlust über die Haut. Mindestens 2-3 Liter Wasser täglich helfen dem Körper, die Heilung zu unterstützen und eine Dehydrierung zu vermeiden.

Feuchtigkeitscremes ohne Parfüm oder aggressive Zusätze lindern die Hautspannung. Besonders bewährt haben sich Produkte mit Aloe Vera und Cica, auch wenn die wissenschaftliche Evidenz noch nicht eindeutig ist.

Effektive Prävention: Der beste Schutz ist Vorbeugung

Die wirksamste Behandlung von Sonnenbrand ist seine Verhinderung. Eine Studie zeigte, dass die regelmäßige Anwendung von Sonnencreme mit LSF 15 oder höher das Risiko für Plattenepithelkarzinome um etwa 40 Prozent senkt.

Der richtige UV-Schutz

  1. Sonnencreme mit LSF 50+ sollte Standard sein, besonders bei hellem Hauttyp. Die Faustregel: Etwa 4 Esslöffel für den ganzen Körper und alle 2 Stunden erneuern – auch bei wasserfesten Produkten.
  2. Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden reduziert die UV-Belastung erheblich. In dieser Zeit ist die Sonneneinstrahlung am intensivsten.
  3. UV-dichte Kleidung mit UPF 50+ bietet besseren Schutz als Sonnencreme. Ein dichtes Gewebe schützt zuverlässiger als chemische Filter.
  4. Schatten nutzen kann die UV-Belastung um bis zu 75 Prozent reduzieren. Allerdings reflektieren Sand, Wasser und Schnee die Strahlen, sodass auch im Schatten Schutz nötig ist.

Alle diese Schutzmaßnahmen sind jedoch nur dann wirklich effektiv, wenn du sie zur richtigen Zeit einsetzt. Dafür brauchst du eine verlässliche Orientierung.

Der UV-Index als Orientierung

Der UV-Index ist dein zuverlässiger Begleiter für die Tagesplanung. Er beschreibt den erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung auf einer Skala von 1 bis 11+:

  • UV-Index 1-2: Kein Schutz erforderlich
  • UV-Index 3-5: Schutz empfohlen
  • UV-Index 6-7: Schutz erforderlich
  • UV-Index 8-10: Extra-Schutz erforderlich
  • UV-Index 11+: Aufenthalt im Freien vermeiden

Die Sonnenbrandzeit lässt sich sogar berechnen: Bei einer minimalen Erythemdosis von 240 J/m² und einem UV-Index von 8 tritt bereits nach 20 Minuten ein Sonnenbrand auf.

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es aber passieren, dass ein Sonnenbrand entsteht. Dann ist es wichtig zu wissen, wann Selbstbehandlung ausreicht und wann professionelle Hilfe nötig wird.

Wann ist ärztliche Hilfe notwendig?

Nicht jeder Sonnenbrand erfordert einen Arztbesuch, aber bestimmte Warnsignale solltest du ernst nehmen:

Sofort zum Arzt oder Ärztin bei Blasenbildung, Fieber über 38°C, Schüttelfrost oder wenn mehr als 10 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind. Bei Kindern, älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen solltest du bereits bei geringeren Symptomen professionelle Hilfe suchen.

Symptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Verwirrtheit können auf einen Hitzschlag hindeuten und erfordern sofortige medizinische Behandlung.

Deine Haut vergisst nicht

Sonnenbrand ist weit mehr als ein lästiges Urlaubssouvenir – er ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko mit potenziell lebensgefährlichen Langzeitfolgen für dich. Die steigenden UV-Werte durch den Klimawandel machen konsequenten Sonnenschutz für dich wichtiger denn je.

Während du die akuten Beschwerden mit bewährten Maßnahmen wie Kühlung und Hydration lindern kannst, ist Prävention durch UV-Schutz der einzig wirkungsvolle Weg, wie du dein Hautkrebsrisiko minimieren kannst.

FAQs zu Sonnenbrand

Wie lange dauert es, bis ein Sonnenbrand abheilt?

Ein Sonnenbrand ersten Grades heilt normalerweise innerhalb einer Woche vollständig ab. Bei schweren Sonnenbränden mit Blasenbildung kann die Heilung zwei bis drei Wochen dauern. Die Haut schält sich dabei oft ab – dies ist ein natürlicher Heilungsprozess.

Kann man sich auch bei bewölktem Himmel einen Sonnenbrand holen?

Ja, bis zu 80 Prozent der UV-Strahlung dringen durch Wolken hindurch. Besonders tückisch sind dünne Wolkenschichten, die eine falsche Sicherheit vermitteln. Der UV-Index gibt auch bei bewölktem Wetter zuverlässig Auskunft über die Sonnenbrandgefahr.

Hilft Vorbräunen im Solarium gegen Sonnenbrand?

Nein, im Gegenteil: Solarien verwenden hauptsächlich UV-A-Strahlen, die zwar schnell bräunen, aber keinen wirksamen Schutz vor UV-B-Strahlen bieten. Zudem erhöht bereits ein Solariumsbesuch das Hautkrebsrisiko um 75 Prozent.

Was ist der Unterschied zwischen UV-A- und UV-B-Strahlen?

UV-B-Strahlen (280-315 nm) verursachen Sonnenbrand und regen die Vitamin-D-Produktion an. UV-A-Strahlen (315-400 nm) dringen tiefer in die Haut ein, verursachen Hautalterung und können ebenfalls Krebs auslösen.

Kann man einen Sonnenbrand “überschminken” oder verstecken?

Auf keinen Fall solltest du Make-up auf sonnenverbrannte Haut auftragen. Die geschädigte Haut braucht Luft zum Heilen, und kosmetische Produkte können Poren verstopfen oder zusätzliche Reizungen verursachen.

Bildquellen

  • sonnenbrand-alles-was-du-diesen-sommer-wissen-musst: IStockphoto.com/ gece33

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