Smartphone – erster Ratgeber bei Beschwerden
Plötzlich auftretende Kopfschmerzen, anhaltende Müdigkeit oder ein unangenehmes Ziehen im Rücken – viele Menschen greifen in solchen Momenten nicht sofort zum Telefon, um einen Arzttermin zu vereinbaren, sondern zücken ihr Smartphone. Gesundheits-Apps, die Symptome analysieren und mögliche Diagnosen liefern, erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Doch sind diese digitalen Helfer eine echte Unterstützung oder eher ein Risikofaktor? Stiftung Warentest hat zehn Symptom-Checker unter die Lupe genommen – mit teils überraschenden Ergebnissen.
Die Idee hinter Symptom-Checkern
Symptom-Checker-Apps sollen eine schnelle und einfache Lösung bieten, wenn man sich krank fühlt. Anstatt lange im Internet zu suchen, gibt man seine Beschwerden direkt in die App ein. Innerhalb weniger Sekunden analysiert ein Algorithmus die Angaben und zeigt mögliche Krankheiten an. Oft gibt es dazu eine Einschätzung, ob ein Arztbesuch nötig ist oder ob man die Symptome erst einmal beobachten kann.
Damit die Vorschläge möglichst genau sind, setzen die Apps auf Künstliche Intelligenz (KI) und große medizinische Datenbanken. Sie greifen auf Studien, Erfahrungswerte und Fallbeispiele zurück, um Muster zu erkennen und Fehldiagnosen zu vermeiden. Doch wie zuverlässig sind diese digitalen Helfer wirklich? Können sie eine ärztliche Untersuchung ersetzen oder sorgen sie eher für Verunsicherung?
Das Testergebnis: Nicht alle Apps überzeugen
Stiftung Warentest nahm zehn verschiedene Symptom-Checker genauer unter die Lupe und testete sie mit fünf Modellfällen. Dazu gehörten unter anderem typische Symptome eines Bandscheibenvorfalls, einer Angina pectoris (Herzkrankheit) und einer Depression.
Fachärzt:innen und eine Psychotherapeutin überprüften, ob die vorgeschlagenen Diagnosen korrekt waren und ob die empfohlenen Maßnahmen angemessen ausfielen. Das Ergebnis zeigt: Zwei Apps konnten besonders überzeugen, andere lieferten teils bedenkliche Einschätzungen.
Mehr dazu: Digitale Hilfe bei Essstörungen: Das sind die 3 besten Apps
Testsieger: Ada und Symptomate
Die besten Ergebnisse erzielten die Apps Ada Health und Symptomate – beide erhielten die Note 1,9 („gut“). Sie stellten genaue Verdachtsdiagnosen und gaben sinnvolle Handlungsempfehlungen.
Sie identifizierten nicht nur die passenden Erkrankungen, sondern stuften sie auch sinnvoll nach ihrer Dringlichkeit ein. Kritische Symptome wurden korrekt als potenziell gefährlich eingestuft, während harmlose Beschwerden nicht unnötig dramatisiert wurden.
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Schwache Leistung: Panikmache und fragwürdige Ratschläge
Nicht alle Apps konnten überzeugen. Einige listeten eine Vielzahl möglicher Erkrankungen auf, ohne dabei zu gewichten. Das kann Nutzer:innen eher verunsichern als helfen. Wer zum Beispiel „Kopfschmerzen“ eingibt, erhält eine Liste von Migräne über Grippe bis hin zu Hirntumoren – ohne klare Einschätzung, was am wahrscheinlichsten ist.
Besonders problematisch: Eine App schnitt mit „mangelhaft“ ab, weil sie auf die Eingabe von depressiven Symptomen mit Suizidgedanken nur mit „Das habe ich nicht ganz verstanden“ reagierte. Ein gefährlicher Fehler, da Betroffene in solchen Situationen dringend professionelle Hilfe benötigen.
Auch Fehlinformationen kamen vor: So empfahl eine App, bei Blasenentzündungs-Symptomen innerhalb von vier Stunden zum Arzt zu gehen – obwohl in vielen Fällen eine solche Infektion auch ohne sofortige ärztliche Behandlung ausheilt.
Wie sinnvoll sind Diagnose-Apps wirklich?
Die Testergebnisse zeigen: Diagnose-Apps können hilfreich sein – wenn sie gut gemacht sind. Doch die digitale Selbstdiagnose hat klare Grenzen.
Vorteile von Diagnose-Apps | Die Risiken und Grenzen |
---|---|
✅ Erste Orientierung: Gute Apps helfen, Symptome besser einzuordnen und zu verstehen, wann ein Arztbesuch notwendig ist. | ❌ Keine individuelle Beratung: Apps ersetzen keine ärztliche Untersuchung. Ein Algorithmus kann nicht fühlen, tasten oder individuelle Krankengeschichten berücksichtigen. |
✅ Niedrigere Hemmschwelle: Gerade bei psychischen Erkrankungen kann eine erste Einschätzung motivieren, sich professionelle Hilfe zu suchen. | ❌ Panikmache: Manche Apps listen zu viele mögliche Krankheiten auf, was Ängste schüren kann. |
✅ Zeiteinsparung: Wer erfährt, dass harmlose Symptome keine ärztliche Behandlung erfordern, spart sich den Gang in die Praxis. | ❌ Fehlende Notfallmaßnahmen: Ein „mangelhaft“ bewerteter Symptom-Checker erkannte eine suizidale Krise nicht – eine potenziell lebensgefährliche Schwachstelle. |
✅ Medizinisches Grundwissen: Nutzer lernen mehr über ihren Körper und mögliche Krankheitsbilder. | ❌ Überdiagnosen: Manche Apps raten zu schnellen Arztbesuchen, selbst wenn keine dringende Notwendigkeit besteht. |
Sind Symptom-Checker die Zukunft der Medizin?
Die Idee, Diagnosen per Smartphone zu stellen, mag futuristisch klingen, aber sie ist längst Realität. Immer mehr Mediziner setzen auf KI-gestützte Systeme, um Krankheiten schneller zu erkennen. Doch für eine verlässliche Diagnose bleibt der persönliche Arztbesuch unerlässlich.
Symptom-Checker sind keine Alternative zur ärztlichen Untersuchung – sie können aber eine sinnvolle Ergänzung sein. Wer sie als das nutzt, was sie sind – nämlich digitale Helfer zur ersten Einschätzung –, kann profitieren. Doch blinde Vertrauenswürdigkeit wäre ein Fehler.
Mehr dazu: Experte über Gesundheits-Apps: Können sie das Gesundheitssystem entlasten?
Fazit: Welche Apps sind empfehlenswert?
Wer digitale Hilfe nutzen möchte, sollte auf gut bewertete Apps wie Ada und Symptomate setzen – sie bieten präzise Diagnosen und hilfreiche Empfehlungen.
Die Stiftung Warentest hat gezeigt: Ja, Symptom-Checker können helfen – aber nur, wenn sie zuverlässig sind. Wer bei Beschwerden unsicher ist, sollte sich auf eine App verlassen, die fundierte Ergebnisse liefert – und im Zweifel lieber einen Arzt aufsuchen.