Auf Social Media jagt ein Gesundheitstrend den nächsten – Selleriesaft, Zitronenwasser-Challenges, Carrotmaxxing… alles getrieben vom ewigen Drang nach Optimierung: fitter Körper, bessere Haut, flacher Bauch. Jetzt geht ein neuer Trend viral, der gleich mehrere Körperfunktionen gleichzeitig ins Gleichgewicht bringen will – von der Verdauung bis zum Cholesterinspiegel. Die Rede ist von Fibermaxxing.
Was ist Fibermaxxing überhaupt?
Hinter dem fancy Begriff steckt eine eigentlich ziemlich einfache Idee: Iss mehr Ballaststoffe – und zwar so viele, dass du die offizielle Empfehlung nicht nur erreichst, sondern übertriffst. Erwachsene sollten täglich etwa 25 (Frauen) bis 38 Gramm (Männer) Ballaststoffe zu sich nehmen. Die Realität? Im Schnitt landen nur 15 Gramm pro Tag auf unseren Tellern. Fibermaxxing ist der Versuch, diese Lücke nicht nur zu schließen, sondern mit einem High-Fiber-Bang zu überwinden.
Der Trend hat sich aus der Welt der Ernährungsberatung in die sozialen Medien geschlichen. Heute posten Tausende Menschen stolz ihre „Fiber Bowls“, feiern neue persönliche Ballaststoffrekorde oder vergleichen, welcher Haferbrei mehr “Fiber-Power” hat. Was auf den ersten Blick verspielt wirkt, hat einen ernstzunehmenden gesundheitlichen Kern – und ziemlich viele wissenschaftliche Fans.
@impamibaby fiber packed & it’s soooo good 😛✨ #chiaseeds #chiapudding #fibermaxxing ♬ Sugar! Honey! Love! – Kali Uchis
Warum alle plötzlich über Ballaststoffe reden
Ballaststoffe galten lange als etwas, das man halt „auch braucht“. Aber die Forschung ist sich längst einig: Sie sind ein echtes Wundermittel – besonders, wenn man sie regelmäßig und in ausreichender Menge isst. Sie helfen dabei, die Verdauung in Schwung zu bringen, den Cholesterinspiegel zu senken und Heißhungerattacken zu vermeiden. Sie halten dich länger satt, regulieren deinen Blutzucker und pflegen deine Darmflora.
Viele Menschen berichten, dass sie sich durch eine ballaststoffreiche Ernährung leichter, klarer und stabiler fühlen. Einige schlafen besser, andere verlieren Gewicht, obwohl sie mehr essen als zuvor. Und wieder andere berichten davon, dass ihre Verdauungsprobleme – von Verstopfung bis Reizdarm – deutlich nachgelassen haben.
Die „Magie“ der Ballaststoffe liegt in ihrer Vielseitigkeit. Es gibt zwei Haupttypen: lösliche Ballaststoffe, die sich in Wasser auflösen und wie ein Gel im Darm wirken – und unlösliche Ballaststoffe, die den Stuhl voluminöser machen und so die Darmbewegung anregen. Beide Typen ergänzen sich perfekt und sollten idealerweise gemeinsam in der Ernährung vorkommen.
Was passiert, wenn du plötzlich mehr Ballaststoffe isst?
Wer zum ersten Mal fibermaxxt, macht oft eine wichtige Erfahrung: Mehr ist nicht immer besser – zumindest nicht sofort. Wer von einem Tag auf den anderen von 10 auf 35 Gramm springt, merkt das ziemlich schnell. Blähungen, Völlegefühl oder ein rumpelnder Magen sind typische Begleiterscheinungen eines zu plötzlichen Umstiegs.
Deshalb raten Ärzt:innen und Ernährungsexpert:innen: Langsam steigern. Der Körper – insbesondere dein Darm – braucht etwas Zeit, um sich an die neue Fülle zu gewöhnen. Etwa fünf Gramm mehr pro Woche gelten als gute Faustregel. Und ganz wichtig: Viel trinken. Ohne ausreichend Flüssigkeit können Ballaststoffe nämlich eher stopfen als helfen.
Auch Menschen mit bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen – etwa Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder nach bestimmten Operationen – sollten nicht einfach loslegen, sondern vorher mit Ärztin oder Arzt sprechen.
Was isst ein Fibermaxxer?
Ein typischer Fibermaxxing-Tag beginnt oft mit einer ordentlichen Portion Haferflocken – verfeinert mit Chiasamen, Leinsamen, Beeren und vielleicht sogar geraspelter Zucchini. Was erstmal ungewöhnlich klingt, ergibt auf den zweiten Blick Sinn: Zucchini bringt zusätzlich unlösliche Ballaststoffe und macht das Porridge noch cremiger.
Zum Mittagessen landen dann häufig Linsen oder Bohnen auf dem Teller – etwa als Eintopf, im Wrap oder als Bestandteil eines Bowls. Wer clever ist, tauscht weißen Reis gegen Quinoa, Couscous gegen Bulgur oder Weißbrot gegen Vollkorn. Abends wird’s oft gemüsig: Ofengemüse mit Süßkartoffeln, Brokkoli, Grünkohl oder Rosenkohl. Zwischendurch gibt’s Snacks wie Mandeln, Äpfel mit Schale oder einfach eine Handvoll Beeren.
Klingt aufwendig? Muss es nicht sein. Viele Gerichte lassen sich simpel vorbereiten oder vorkochen. Und wer wenig Zeit hat, greift zu einem ballaststoffreichen Riegel oder ergänzt die Ernährung punktuell mit Flohsamenschalen – ein echtes Power-Tool beim Fibermaxxing, das allerdings nur mit sehr viel Wasser wirkt.
@beefnoodleboy These zero carb tortillas by @Guerrero Tortillas are a weekly staple for me whenever I need a low carb option, highly recommend! #lowcarb #fiber #guerrero #chipotle #nbafinals #fyp ♬ original sound – skingasm
Für wen ist Fibermaxxing geeignet?
Eigentlich für alle – egal ob du abnehmen willst, Verdauungsprobleme hast, deinen Cholesterinwert verbessern möchtest oder einfach gesünder leben willst. Auch Sportler:innen profitieren: Eine gut versorgte Darmflora kann die Regeneration fördern und Entzündungen reduzieren.
Wichtig ist nur, dass du auf deinen Körper hörst. Nicht jeder verträgt alle Ballaststoffquellen gleich gut. Manche reagieren empfindlich auf Hülsenfrüchte oder Rohkost, andere auf bestimmte Getreide. Hier heißt es: ausprobieren, variieren und beobachten.
Bewusst ballaststoffreich
Fibermaxxing ist mehr als ein Trend – es ist eine Einladung, den eigenen Körper besser zu versorgen. Und zwar nicht mit komplizierten Regeln, sondern mit einfachen, natürlichen Lebensmitteln. Es ist der Beweis, dass gesunde Ernährung nicht bedeuten muss, Kalorien zu zählen oder auf Genuss zu verzichten. Im Gegenteil: Wer sich bewusst ballaststoffreich ernährt, entdeckt neue Geschmacksrichtungen, wird experimentierfreudiger und entwickelt oft eine ganz neue Beziehung zum Essen.
Bildquellen
- Fibermaxxing: iStockphoto.com/ Drazen Zigic

