Tik-Tok Trend gegen Cellulite: Ist der Gua Sha Roller der Gamechanger?

Face Yoga ist in den letzten Jahren sehr bekannt geworden – und dabei durfte eines nicht fehlen: der Gua-Sha-Stein.
Doch jetzt erlebt das Tool ein neues Comeback – diesmal nicht nur im Gesicht, sondern auch für den ganzen Körper.

Auf TikTok und Co. häufen sich Videos, in denen Menschen mit Gua-Sha-Rollern ihre Oberschenkel, Rücken oder Bauchpartien bearbeiten – oft mit sichtbarem Vorher-Nachher-Effekt. Die Praxis wirkt zwar wie ein neuer Trend – doch in Wahrheit ist sie alles andere als neu.

Alte Technik mit neuem Glanz: Was ist Gua Sha überhaupt?

Gua Sha hat seine Wurzeln in der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM, und ist eine Jahrhunderte alte Heilpraxis. Der Name bedeutet so viel wie „schaben von krankmachenden Energien“ – das sogenannte „Sha“. Dabei wird mit einem flachen Werkzeug aus Jade, Quarz oder Horn über die Haut geschabt, bis sich Rötungen zeigen. Diese gelten in der TCM als Zeichen dafür, dass stagnierendes Qi – die Lebensenergie – wieder in Fluss kommt.

Die Anwendung am Körper zielt auf tiefere Gewebeschichten, oft zur Lockerung von Verspannungen, zur Linderung von Schmerzen oder zur Anregung des Lymphflusses. Was früher mit jedoch mit improvisierten Werkzeugen durchgeführt wurde, wird heute von Influencer:innen mit Edelsteinplatten als Bestandteil von Detox-Routinen oder Cellulite-Behandlungen auf Videos vorgezeigt. Dabei bleibt die Grundidee: mechanischer Reiz führt zu innerer Balance.

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Was sagt die Wissenschaft zur Wirkung auf den Körper?

Obwohl Gua Sha traditionell als energetische Behandlung gilt, interessieren sich zunehmend auch Schulmediziner:innen für die physiologischen Effekte. Einen großen Einfluss hat die Behandlung mit einem Gua Sha, dass die feinen Blutgefäße und die Venen sowie Arterien behandeln. Diese kleinen Gefäße versorgen das Gewebe direkt mit Sauerstoff und Nährstoffen sowie transportieren Abfallstoffe und sogar Kohlendioxid ab.

Eine kontrollierte Studie konnte zeigen, dass die lokale Mikrozirkulation nach nur einer Gua-Sha-Behandlung um bis zu 400 % anstieg – ein Effekt, der bis zu 25 Minuten anhielt. Zusätzlich wurde ein kurzfristiger Rückgang von Entzündungsmarkern im Blut festgestellt. Forschende führen dies auf Mikrotraumata in der Haut zurück, die den Heilungsprozess des Körpers stimulieren.

Kann Gua Sha wirklich Schmerzen lindern?

Besonders im Bereich der Schmerztherapie werden Gua-Sha-Techniken in westlichen Kliniken zunehmend eingesetzt. Forschungen zeigen, dass der Einsatz von Gua Sha bei älteren Patient:innen mit chronischen Nacken- und Rückenschmerzen schon nach einer einzigen Sitzung eine Schmerzreduktion, besserer Beweglichkeit und einem gesteigerten allgemeinen Wohlbefinden bewirkt. Im Vergleich zu Wärmepflastern oder klassischen Massagen ist die Wirkung laut Studien stärker und haltet länger an.

Auch bei sportbedingten Muskelverspannungen zeigten sich positive Ergebnisse. So gibt es einige Studien, die zeigen,  dass die Massage mit einem Gua Sha nach dem Laufen die Regenerationszeit verkürzen und Muskelkater reduzieren kann.

Auch im Bereich der Spitzensportler:innen gewinnt Gua Sha als Regenerationshilfe ebenfalls zunehmend an Bedeutung: Eine Studie der Shanghai University of Sport untersuchte die Anwendung von Gua Sha Steinen bei Gewichthebern und das Ergebnis zeigte, dass das Tool langfristig ihre Leistung steigern konnten, dabei gleichzeitig den gefühlten Anstrengungsgrad senkten und sogar Symptome von Muskelrissen verringerten.

Detox, Cellulite und Lymphdrainage – ist es wirklich so hilfreich?

Auf Instagram und Co. wird die Behandlung mit Gua Sha auch als „Wunderwaffe“ gegen Cellulite angepriesen. Doch was ist dran? Zwar gibt es bisher keine umfassenden Studien, die die Wirkung von Gua Sha explizit auf Cellulite untersucht haben – wohl aber Hinweise auf die Aktivierung des Lymphsystems. Dieses ist zuständig für den Abtransport von überschüssiger Flüssigkeit und Stoffwechselabbauprodukten und im Umkehrschluss auch ein Faktor, was den Wachstum von Cellulite betrifft.

Eine neue Studie aus Südkorea beobachtete dazu nach regelmäßigem Gua Sha eine Reduktion von Schwellungen und Spannungsgefühlen bei Frauen mit Wassereinlagerungen – vor allem in Beinen und Armen. Auch Massagetherapeut:innen berichten häufig von „weicheren“, besser durchbluteten Gewebestrukturen nach nur wenigen Anwendungen. Ob das auf Dauer straffere Haut bringt, bleibt wissenschaftlich offen – kurzfristige Erfolge sind aber bewiesen.

Gua Sha Roller können den Lymphfluss anregen und einen entschlackenden Effekt haben. ©iStockphoto.com/ Nattawat Jindamaneesirikul

Risiken, Nebenwirkungen und worauf man achten sollte

Auch wenn Gua Sha meist als sanfte Naturmethode wahrgenommen wird – ganz ohne Risiken ist die Anwendung nicht. Beim Schaben am Körper kann es zu blauen Flecken, Rötungen, kleinen Blutergüssen oder in seltenen Fällen zu Hautreizungen kommen. Besonders Menschen mit empfindlicher Haut oder bestimmten Grunderkrankungen wie z. B. Gerinnungsstörungen, Diabetes, Krampfadern, sollten vorsichtig sein oder Rücksprache mit Ärzt:innen halten.

Zudem ist Hygiene entscheidend: Da die Haut bewusst gereizt wird, sollte das verwendete Tool nach jeder Anwendung gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Auch die Technik spielt eine Rolle – wer zu stark oder falsch schabt, kann mehr schaden als nutzen.

Empfehlenswert ist es, mit leichten, gleichmäßigen Bewegungen zu starten, vorzugsweise mit etwas Körperöl oder -balsam als Gleitmittel. Besonders sensible Bereiche wie die Innenschenkel oder der untere Rücken sollten nur vorsichtig behandelt werden.

Gua Sha für den Körper – sinnvoller Trend oder unnötiger Hype?

Gua Sha am Körper ist mehr als nur ein kurzlebiger TikTok-Trend – es handelt sich um eine jahrhundertealte Methode, die in der modernen Gesundheitswelt zunehmend wiederentdeckt wird. Aktuelle Studien belegen physiologische Effekte wie eine verbesserte Durchblutung, Schmerzlinderung und die Aktivierung des Lymphsystems.

Gleichzeitig sollte man realistisch bleiben: Cellulite, Hautstraffung und Entgiftung lassen sich nicht allein durch Massagen mit dem Gua Sha beseitigen – sie sind Teil eines ganzheitlichen Gesundheitskonzepts.

Wer Gua Sha jedoch bewusst und regelmäßig in seine Selfcare-Routine integriert, kann von einer Vielzahl positiver Effekte profitieren – auch psychologisch. Die regelmäßige Selbstmassage fördert das Körperbewusstsein, wirkt beruhigend und vermittelt ein Gefühl von innerem Gleichgewicht. Sich selbst auf diese Weise Aufmerksamkeit zu schenken, ist ein Akt der Selbstfürsorge – etwas, das wir besonders in stressigen Zeiten allzu leicht vergessen.

Bildquellen

  • Lympfdrainage mit Gua Sha Roller: iStockphoto.com/ Lightfactory

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