Mit Anfang 20 denkt man an vieles: Ausbildung, Job, Reisen, Beziehungen – aber Cholesterin? Dieses Thema erscheint vielen oft als etwas, das ältere Menschen betrifft oder als ein Fachgebiet für medizinische Ratgeber. Doch genau darin liegt die Gefahr: Schon in jungen Jahren kann sich zu viel LDL-Cholesterin still und unbemerkt in den Gefäßen ablagern – mit möglichen Folgen Jahrzehnte später. Warum lohnt es sich, früh hinzuschauen und was sollten junge Menschen darüber wissen?
Der unsichtbare Schaden durch LDL
Cholesterin ist nicht per se schlecht. Es ist ein lebenswichtiger Bestandteil deines Körpers – verantwortlich für Zellwände, Hormonproduktion und noch einiges mehr. Aber wie so oft im Leben: Die Dosis macht das Gift.
LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein) ist der berüchtigte „schlechte Zwilling“ des HDL-Cholesterins (High-Density-Lipoprotein). Es transportiert Cholesterin aus der Leber in die Zellen. Klingt erstmal praktisch – doch zu viel davon im Blut sorgt dafür, dass es sich in den Arterienwänden ablagert. Diese Ablagerungen, sogenannte Plaques, verengen die Blutgefäße, blockieren den Blutfluss und können in weiterer Folge zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder anderen Organschäden führen.
Und noch schlimmer: Du merkst davon – nichts.
Muss man sich schon in den 20ern sorgen machen?
„Aber ich bin doch jung, gesund, treibe Sport und esse halbwegs okay – wieso sollte ich gefährdet sein?“ Diese Frage hören Ärztinnen und Ärzte häufig. Die Antwort: Weil sich ein hoher LDL-Wert schleichend und unbemerkt aufbauen kann – über Jahre hinweg.
Tatsächlich zeigen Untersuchungen wie jene der ÖGGK Health Mobil-Tour, dass bereits bei den 18- bis 29-Jährigen rund ein Viertel der jungen Männer und über ein Drittel der jungen Frauen ihre Cholesterin-Zielwerte nicht erreichen. Und das in einem Alter, in dem das Leben eigentlich noch voller Energie, Abenteuer und Tatendrang steckt.
Noch erschreckender: Selbst unter Menschen, die sich gesund fühlen und keine Symptome zeigen, finden sich erhöhte LDL-Werte. Warum? Weil es nicht nur am Essen oder dem Bewegungsmangel liegt – sondern oft auch an genetischen Faktoren, die vielen gar nicht bewusst sind.
Familiäre Hypercholesterinämie: Das Risiko in den Genen
Manche Menschen tragen das Risiko wortwörtlich in sich. Die sogenannte familiäre Hypercholesterinämie ist eine der häufigsten genetischen Erkrankungen weltweit – und bleibt trotzdem oft unentdeckt.
Was das bedeutet? Selbst bei gesunder Ernährung und Bewegung haben Betroffene dauerhaft erhöhte LDL-Werte. Ohne Behandlung kann das schon im jungen Erwachsenenalter zu gravierenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen – oft der erste Herzinfarkt vor dem 40. Lebensjahr.
Cholesterin – was sagt der Lifestyle dazu?
Natürlich spielen auch unsere Gewohnheiten eine Rolle. Die Mischung aus Fast Food, Energy-Drinks, Sitzen im Büro oder vor der Konsole, wenig Bewegung und chronischem Stress ist ein Festmahl für hohe LDL-Werte. Auch Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht wirken wie Brandbeschleuniger für die Gefäße.
Aber: Es ist nie zu spät, seinen Lebensstil umzustellen. Unser Körper ist beeindruckend anpassungsfähig – und selbst kleine Veränderungen können eine große Wirkung haben.
Deine Gesundheit liegt in deinen Händen
Die gute Nachricht? Du hast es in der Hand. Anders als viele genetisch bedingte Risiken lässt sich das Thema Cholesterin aktiv beeinflussen. Und je früher du anfängst, desto besser.
Studien zeigen: Menschen, die bereits im jungen Alter dauerhaft niedrige LDL-Werte haben, verringern ihr Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall drastisch – oft um mehr als die Hälfte. Und das bedeutet: mehr Lebensqualität, mehr Energie, eine bessere Zukunft.
Was du konkret tun kannst
Hier sind ein paar einfache, aber wirksame Schritte, um deinen LDL-Wert zu zähmen – und dein Herz in Form zu halten:
- Iss klug, nicht dogmatisch
Mehr Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Weniger Transfette, frittiertes Essen und verarbeitetes Fleisch. Nüsse, Fisch und gesunde Pflanzenöle (wie Olivenöl) sind deine Freunde. - Beweg dich – regelmäßig
30 Minuten moderate Bewegung am Tag (Spazierengehen zählt). Auch Krafttraining ist sinnvoll – Muskeln helfen, Fett zu verbrennen. - Rauchst du?
Rauchen senkt das „gute“ HDL und fördert Entzündungen – beides Gift für die Gefäße. - Schlaf gut und stresst dich weniger
Chronischer Stress erhöht den Blutdruck und beeinflusst den Fettstoffwechsel negativ. - Lass deine Blutwerte überprüfen
Besonders bei familiärer Vorbelastung oder Risikofaktoren. Ein einfacher Bluttest kann LDL, HDL, Gesamtcholesterin und Lp(a) messen.
Lipoprotein(a) – der unbekannte Mitspieler
Ein weiterer Risikofaktor ist Lipoprotein(a) oder Lp(a) – ein kleiner, oft unterschätzter Bestandteil unseres Blutes. Bei etwa 20 % der Bevölkerung sind die Werte erhöht – rein genetisch bedingt, völlig unabhängig vom Lebensstil.
Was macht Lp(a)? Ähnlich wie LDL kann es sich in Arterien ablagern – doch Medikamente oder Ernährung wirken kaum dagegen. Umso wichtiger ist es, den Lp(a)-Wert zu kennen. Wer ihn früh testet, kann entsprechend vorsorgen und Risikofaktoren gezielt senken.
Vorsorge ist kein Angsttrip, sondern Selbstbestimmung
Sich mit Cholesterin auseinanderzusetzen, bedeutet nicht, in Panik zu geraten oder sich alles zu verbieten. Es bedeutet: sich selbst ernst zu nehmen. Verantwortung übernehmen – für den Körper, den Geist, das Leben.
Und es bedeutet, nicht erst zu reagieren, wenn etwas passiert, sondern bewusst vorzusorgen. Gerade junge Menschen haben die besten Karten in der Hand, um langfristig gesund zu bleiben.
Ein Aufruf an alle unter 30: Testen statt raten
Vielleicht gehörst du zu den Menschen mit optimalen Cholesterinwerten. Vielleicht aber auch nicht – und weißt es nur (noch) nicht.
Die Lösung ist einfach: Mach den Test. Lass deinen Cholesterin- und Lp(a)-Wert checken. Rede mit deine:r Hausärzt:in oder nutze mobile Angebote wie das ÖGGK Health Mobil, das in ganz Österreich unterwegs ist und unkomplizierte Gesundheits-Checks anbietet. Es dauert nur wenige Minuten. Aber es könnte dir Jahrzehnte an gesunder Lebenszeit schenken.
Bildquellen
- Bluttest: Richard Tanzer / APA-Fotoservice
- ÖGKK Health Mobil: Richard Tanzer / APA-Fotoservice
- LDL-Cholesterin bei jungen Menschen: mihailomilovanovic / istock