Auf Social Media wird gerade über einen Inhaltsstoff heftig diskutiert – Phenoxyethanol. Einige Influencer:innen warnen eindringlich und berichten von heftigen Hautproblemen – von unreiner Haut und Rötungen bis hin zu Kontaktdermatitis. Doch dieser Stoff steckt in fast jedem Beauty-Produkt, denn er ist ein bewährtes Konservierungsmittel, das Cremes, Seren, Foundations und Co. vor schnellem Verderben schützt. Aber wie gefährlich ist Phenoxyethanol wirklich – und sollten Menschen mit empfindlicher Haut deswegen sofort alle Produkte mit diesem Inhaltsstoff aus ihrem Beauty-Schrank verbannen?
Was ist Phenoxyethanol überhaupt?
Kurz und knackig: Phenoxyethanol ist ein Konservierungsmittel. Das heißt, es sorgt dafür, dass Cremes, Lotionen, Make-up und Co. nicht schnell schlecht werden oder voller Bakterien und Schimmelpilze landen. Chemisch betrachtet gehört es zur Gruppe der Glycolether, was erstmal kompliziert klingt, aber eigentlich nur bedeutet: Es ist ein Lösungsmittel, das fettig-ölige Eigenschaften hat und leicht klebrig sein kann. Und angeblich riecht es leicht nach Rose.
Warum es so beliebt ist? Parabene, die früher meistgenutzten Konservierungsstoffe, sind bei vielen Verbrauchern wegen möglicher Gesundheitsrisiken und hormoneller Störungen in Verruf geraten. Phenoxyethanol gilt daher als „moderner Ersatz“ – sicher, effektiv und vielseitig einsetzbar. Doch wie “sicher” ist es wirklich?
Wo genau steckt Phenoxyethanol drin?
Phenoxyethanol findet sich in unzähligen Produkten: von Foundation über Lippenstift bis zu Handcreme und Seifen. Auch in medizinischen Gelen oder Ultraschallgelen ist es vertreten. Manchmal taucht es auf dem Etikett als „phenoxyethanol“ auf, aber es gibt auch andere Bezeichnungen wie:
- 2-Phenoxyethanol
- PhE
- Dowanol
- Arosol
- Phenoxetol
- Rose Ether
- Phenoxyethyl Alcohol
- Beta-Hydroxyethyl Phenyl Ether
- Euxyl K® 400 (Mischung aus Phenoxyethanol und 1,2-Dibromo-2,4-dicyanobutan)
Gerade in wasserhaltigen Produkten ist es wichtig, damit sich keine Keime breitmachen.
Warum kritisieren plötzlich alle Phenoxyethanol?
In den letzten Monaten ist Phenoxyethanol auf Social Media zum „Bösewicht“ geworden. Einige Influencer:innen berichten von schlimmen Hautproblemen: Pickel, Rötungen, Trockenheit, und in extremen Fällen sogar Kontaktdermatitis – eine allergische Hautreaktion, die sich durch Jucken, Blasen und Entzündungen bemerkbar macht.
Der Grund: Menschen mit sensibler Haut oder bestehenden Allergien reagieren tatsächlich manchmal gereizt auf diesen Inhaltsstoff. Denn Phenoxyethanol kann, obwohl es als mild gilt, bei einigen ein Irritant (Hautreizstoff) sein.
Aber Achtung: Nicht jeder, der Pickel bekommt, hat diese wegen Phenoxyethanol. Hautunreinheiten können viele Ursachen haben: falsche Pflege, hormonelle Schwankungen, Ernährung, Stress oder einfach ein Produkt, das nicht zum eigenen Hauttyp passt.
@jessieikhbold I’m tempted to keep my checks and balances cleanser since it’s not a leave on product but idk 🤪 #phenoxyethanol #contactdermatitis ♬ original sound – BODU
Was sagt die Wissenschaft?
Hier wird es spannend: Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erlaubt die Verwendung von Phenoxyethanol in Kosmetika, solange die Konzentration 1 % nicht übersteigt. Auch das Cosmetic Ingredient Review (CIR) Gremium und die Europäische Kommission für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bewerten den Stoff in dieser Dosierung als sicher.
Studien zeigen, dass Phenoxyethanol bei den meisten Menschen keine gravierenden Probleme verursacht. Hautreizungen sind selten und meistens auf individuelle Allergien zurückzuführen. Für Babys und Kleinkinder allerdings gibt es Bedenken – Phenoxyethanol kann das zentrale Nervensystem beeinträchtigen, weshalb Eltern besser vorsichtig sein sollten.
Was die Berichte von Kontaktdermatitis betrifft, gibt es Einzelfälle, die solche Reaktionen bestätigen. Aber die Häufigkeit ist sehr gering im Vergleich zu der Anzahl der Menschen, die Phenoxyethanol-haltige Produkte problemlos vertragen.
Empfindliche Haut – solltest du aufpassen?
Wenn du eine empfindliche Haut hast, die zu Rötungen, Juckreiz oder Irritationen neigt, ist es generell ratsam, auf milde und gut verträgliche Inhaltsstoffe zu setzen. Phenoxyethanol kann bei dir ein potentieller Auslöser sein. Wichtig ist, auf die Signale deiner Haut zu hören:
- Spürst du nach dem Auftragen neuer Produkte Brennen oder Stechen?
- Tauchen Hautrötungen oder Ausschläge auf?
- Vermehrte Pickel oder Pusteln?
Wenn ja, könnte Phenoxyethanol mitverantwortlich sein. Dann macht es Sinn, Produkte mit dem Inhaltsstoff testweise wegzulassen oder durch phenoxyethanolfreie Varianten zu ersetzen.
Wie kannst du Problemprodukte erkennen?
Neben den direkten Bezeichnungen auf der Inhaltsstoffliste solltest du auch auf Produkte achten, die als „parabenfrei“ beworben werden. Oft wird dort Phenoxyethanol als Ersatz verwendet.
Die Konzentration wird normalerweise nicht auf der Verpackung angegeben, aber Kosmetikhersteller halten sich an die gesetzlichen Vorgaben (meist ≤ 1 %).
Alternative Konservierungsmittel – gibt es bessere Optionen?
Da das Thema „Konservierungsstoffe“ ohnehin oft kritisch gesehen wird, suchen viele Brands nach Alternativen wie:
- Ethylhexylglycerin
- Benzylalkohol
- Sorbinsäure und ihre Salze
- Natürliche Extrakte (z.B. Grapefruitkernextrakt)
Diese sind meist milder, aber teilweise weniger effektiv oder teuer in der Herstellung. Deswegen bleiben viele Hersteller bei Phenoxyethanol, weil es sicher, günstig und bewährt ist.
Solltest du Phenoxyethanol jetzt verbannen?
- Du hast empfindliche oder allergische Haut? Teste vorsichtig, ob du Produkte mit Phenoxyethanol gut verträgst. Wenn du Reizungen, Pickel oder Ausschläge bemerkst, probiere einen Zeitraum lang phenoxyethanolfreie Pflege und beobachte deine Haut.
- Du hast normale bis robuste Haut? Dann brauchst du dir in der Regel keine Sorgen machen. Die Konzentration in den meisten Produkten ist niedrig und gilt als sicher.
- Du bist Elternteil eines Babys oder Kleinkinds? Hier solltest du auf Phenoxyethanol möglichst verzichten und Produkte wählen, die explizit frei von diesem Stoff sind.
Weniger ist mehr
Ein Grund, warum gerade auf TikTok viele negative Erfahrungen auftauchen, könnte das „Layering“ sein – also das übereinander Anwenden mehrerer Produkte mit Phenoxyethanol. Auch wenn jeder einzelne Stoff in niedriger Konzentration unbedenklich ist, kann sich die Wirkung addieren. Wer also täglich 5 Cremes und Seren mit Phenoxyethanol nutzt, riskiert eher Hautirritationen.
Setze lieber auf eine minimalistische Routine mit verträglichen Produkten. Das schont deine Haut und reduziert das Risiko von Nebenwirkungen.
Bildquellen
- Phenoxyethanol in Hautpflegeprodukten: iStockphoto.com/ AtlasStudio