Während wir schlafen, kommt nicht nur unser Geist zur Ruhe. Auch unser Herz nutzt die geringe Auslastung, verlangsamt seine Schlagfrequenz und schaltet in einen regenerativen Modus – doch nicht immer ist dieser Rhythmus ein Zeichen von Erholung. Gerade wenn unser Ruhepuls im Schlaf unter 40 fällt, sind viele besorgt. Doch wann ist eine niedrige Herzfrequenz Grund zu Sorge, und wann ist sie normal?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Eine normale Herzfrequenz im Tiefschlaf liegt bei 45–55 Schlägen/Minute, bei Ausdauersportlern auch unter 40
- Ein Ruhepuls unter 40 Schlägen/Minute ist bei Sportlern oft unbedenklich, bei Nicht-Sportlern jedoch ein Warnzeichen, wenn Symptome wie Schwindel oder Atemnot auftreten
- Bradykardie im Schlaf kann durch Medikamente, Alterung, Schilddrüsenunterfunktion, Herzmuskelentzündung oder Schlafapnoe ausgelöst werden
- Moderne Geräte wie Pulsuhren oder EKG-Monitore helfen, nächtliche Herzfrequenzmuster zu tracken und frühzeitig Risiken zu erkennen
- Präventivmaßnahmen wie Schlafhygiene, Stressreduktion und Rauchverzicht stärken die Herzgesundheit und stabilisieren den Ruhepuls langfristig
Herzfrequenz während des Tiefschlafs: Niedrig ist normal
Während des Schlafes, besonders tief in den Phasen des REM-Schlafes (Rapid Eye Movement), ist es normal, dass die Herzfrequenz deutlich absinkt. Durchschnittlich liegt sie dann zwischen 45 und 55 Schlägen pro Minute. Das ist erstmal auch gar nichts Beängstigendes. Ganz im Gegenteil: Eine ruhige und gleichmäßige Herzfrequenz ist meistens Zeichen eines gut regenerierenden Körpers.
Interessanterweise kann die Herzfrequenz auch während Albträumen drastisch ansteigen und Werte von bis zu 130, manchmal sogar 200 Schlägen pro Minute erreichen. Dies ist jedoch eher ein vorübergehendes und kurzfristiges Phänomen.
Niedriger Ruhepuls durch Ausdauersport
Auch ein Ruhepuls von unter 40 Schlägen pro Minuten muss nicht unbedingt gefährlich, oder gar ein Anzeichen einer schlimmeren Krankheit sein.
Vor allem wer ein gut trainierter Ausdauersportler ist, sollte sich nicht allzu viele Sorgen machen: Denn je besser das Herz trainiert ist, desto effizienter wird es auch. Es braucht also weniger Herzschläge pro Minute, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen.
Dies wird durch eine Studie aus dem Jahr 2023 bestätigt, in der 157 ehemalige Elite-Athleten auf ihre Herzgesundheit untersucht wurden. Denn obwohl diese zumeist einen sehr niedrigen Ruhepuls vorweisen, ist ihr Herz gesund, normale Symptome eines zu niedrigen Pulses, wie Schwindel oder Herzstolpern bleiben aus.
Wann wird ein Ruhepuls unter 40 gefährlich?
Doch nicht alle Menschen, bei denen der Ruhepuls nachts derart niedrig ist, sind Ausdauersportler. Eine Herzfrequenz von weniger als 40 Schlägen pro Minute (bekannt als Bradykardie) ist also nicht immer harmlos.
Sie kann auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen, insbesondere wenn Symptome wie Schwindel, Müdigkeit, Schwäche, Atemnot, Brustschmerzen, Verwirrung oder Gedächtnisprobleme auftreten. Diese Anzeichen können auf unzureichende Sauerstoffversorgung des Körpers und ernsthafte Herzerkrankungen hinweisen und sollten ärztlich untersucht werden
Ursachen für eine niedrige Herzfrequenz
Mehrere Faktoren können zu einer Bradykardie führen, darunter:
- Alterung: Mit dem Alter kann das Herz langsamer schlagen
- Herzkrankheiten: Erkrankungen oder Schäden am Herzen können die Herzfrequenz beeinflussen
- Medikamente: Betablocker und andere Herzmedikamente können den Herzschlag verlangsamen
- Schilddrüsenunterfunktion: Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann den Herzschlag reduzieren
Auch Myokarditis, umgangssprachlich auch Herzmuskelentzündung genannt, kann dafür sorgen, dass der Puls gefährlich niedrig wird. So zeigt etwa eine Fallstudie aus dem Jahr 2021, dass durch das Corona-Virus ausgelöste Myokartis zu einer Bradykardie führen kann. In dieser werden zwei Jugendlichen beschrieben, deren Herzfrequenz in Folge der Infektion auf 36 bzw. 42 Schläge pro Minute sank.
Puls von unter 40: Ein häufiges Warnzeichen für Schlafapnoe
Ein weiterer häufiger Grund für einen Puls von unter 40 Schlägen pro Minute im Schlaf könnte Schlafapnoe sein – eine Schlafstörung, bei der die Atmung wiederholt aussetzt.
Schlafapnoe verursacht nicht nur unterbrochene Tiefschlafphasen, sondern erhöht auch die Gefahr einer Bradykardie. Denn die Atemaussetzer beeinträchtigen die regelmäßige Sauerstoffzufuhr, und setzen das Herz so unter Stress.
Ein niedriger Puls im Schlaf kann bei Schlafapnoe also oft als Warnsignal gelten. Doch keine Angst, selbst wenn dir eine Schlafapnoe diagnostiziert werden sollte, ist die Behandlung meist recht simpel. Mithilfe von CPAP-Geräten (Continuous Positive Airway Pressure) können die Atemwege offen gehalten werden. So stabilisiert sich dann auch die Herzfrequenz, Langzeitrisiken werden verringert.
Pulsuhren und tragbare EKGs helfen bei der Überwachung
Um Veränderungen und genaue Informationen über die nächtliche Herzfrequenz zu erfassen, sind moderne Technologien von großem Nutzen. Intelligente Uhren, Schlafüberwachungsmatten und tragbare EKG-Geräte ermöglichen eine regelmäßige und umfassende Überwachung der Herzfrequenz zu Hause.
Geräte wie der Holter-Monitor, der die Herzaktivität kontinuierlich über 24 Stunden oder länger aufzeichnet, sind für den medizinischen Bereich gedacht. Sie helfen Ärzten, potenziell gefährliche Muster zu erkennen und eine präzise Diagnose zu stellen. Regelmäßige Überprüfungen können nicht nur bei der Früherkennung von Gesundheitsproblemen helfen, sondern auch als Grundlage für die Anpassung von Trainingsplänen für Sportler dienen.
Präventive Maßnahmen und Schlafhygiene
Die Erhaltung eines gesunden Herzens beginnt mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, das Vermeiden von Stress sowie eine gute Kontrolle des Blutdrucks und Cholesterinspiegels können das Risiko von Herzproblemen verringern.
Eine hochwertige Schlafumgebung unterstützt ebenfalls die Herzgesundheit. Die Wahl der richtigen Matratze und des passenden Bettes kann die Schlafqualität erheblich verbessern, was sich positiv auf die Herzfrequenz auswirken kann. Für Raucher ist es ratsam, das Rauchen aufzugeben oder zumindest stark einzuschränken. Langfristig verbessert dies nicht nur die Herzgesundheit, sondern auch die allgemeine Lebensqualität.
Fazit: Die Symptome machen den Unterschied
Eine extrem niedrige Herzfrequenz im Schlaf kann sowohl auf gute Fitness als auch auf schwerwiegende gesundheitliche Probleme hinweisen. Während ein niedriger Ruhepuls bei Sportlern häufig normal ist, solltest du bei Auftreten von Symptomen ärztlichen Rat einhole.
Also (und im wahrsten Sinne): Hör auf dein Herz, überwache deine Werte und scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du dich unsicher fühlst.
FAQs zu Ruhepuls von unter 40 im Schlaf
Was gilt als normale Herzfrequenz im Tiefschlaf?
Im Tiefschlaf ist eine Herzfrequenz von 45–55 Schlägen pro Minute normal, da der Körper sich regeneriert. Bei Ausdauersportlern kann sie sogar unter 40 liegen, ohne bedenklich zu sein.
Warum haben Sportler oft einen sehr niedrigen Ruhepuls?
Trainierte Herzen pumpen effizienter, sodass weniger Schläge nötig sind, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Studien zeigen, dass gesunde Athleten trotz niedrigem Puls selten Symptome wie Schwindel haben.
Wann sollte ein Ruhepuls unter 40 ärztlich abgeklärt werden?
Bei Symptomen wie Schwindel, Atemnot oder Brustschmerzen ist eine Bradykardie gefährlich und kann auf Herzerkrankungen hinweisen. Ohne Symptome ist sie bei Sportlern oft harmlos.
Welche Ursachen hat eine dauerhaft niedrige Herzfrequenz?
Mögliche Gründe sind Alterung, Herzkrankheiten, Medikamente (z. B. Betablocker), Schilddrüsenunterfunktion oder Infektionen wie Myokarditis. Auch Schlafapnoe kann den Puls senken.
Wie beeinflusst Schlafapnoe die Herzfrequenz?
Atemaussetzer bei Schlafapnoe reduzieren die Sauerstoffversorgung, was das Herz stresst und zu Bradykardie führen kann. CPAP-Geräte können helfen, die Atmung und den Puls zu stabilisieren.
Bildquellen
- Ruhepuls im Schlaf: AndreyPopov / istock