BIO-Boom: Der Trend zu gesunden Lebensmitteln ist zurück

Klimawandel, Missernten, hohe Energiekosten und ein wachsender Fachkräftemangel – zahlreiche Faktoren haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Lebensmittel spürbar teurer wurden. Kein Wunder also, dass viele Menschen zunächst bei Qualität und Bio zurückgeschraubt haben. Die gestiegenen Preise haben nahezu alle Haushalte belastet. Doch nach Jahren der Zurückhaltung kehrt nun ein bewussteres Konsumverhalten zurück: Immer mehr Österreicher:innen setzen wieder auf Bio, pflanzliche Alternativen und nachhaltige Produkte. Doch was steckt hinter dem neuen Boom?

Bio ist zurück – und stärker als je zuvor

Noch vor wenigen Jahren galten Bio-Produkte als Luxus. Mit dem Aufkommen der Inflation ab 2022 wichen viele Konsument:innen aus nachvollziehbaren Gründen auf günstigere Alternativen aus. Die Nachfrage nach billigen Lebensmitteln wuchs, während das Bio-Segment ins Hintertreffen geriet.

Doch jetzt ist die Trendwende da: Seit dem Frühjahr 2024 wächst das Bio-Angebot nicht nur im Umsatz, sondern auch im Volumen – ein klares Signal, dass sich die Konsument:innen an das neue Preisniveau angepasst haben. Laut aktuellen Daten von NIQ (NielsenIQ) übertrifft das Bio-Wachstum in elf von zwölf Lebensmittelkategorien sogar das Wachstum des Gesamtmarktes. Und das nicht nur, weil Bio teurer ist, sondern weil schlichtweg mehr davon gekauft wird.

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Von Babynahrung bis Hafermilch – Wo Bio besonders stark ist

Ein Blick in die Regale offenbart: Besonders auffällig ist die Nachfrage in den Kategorien Babynahrung und vegane Alternativen. Bei Babynahrung beträgt der Bio-Anteil beeindruckende 53%, gefolgt von veganen oder vegetarischen Ersatzprodukten – mit einem Anteil von 35%. Ein klares Zeichen dafür, dass gerade junge Eltern und gesundheitsbewusste Zielgruppen besonders auf Qualität und Nachhaltigkeit achten.

Bio auch im Garten

Nicht nur auf dem Teller, auch im Garten zeigt sich der grüne Daumen jetzt in Bio. Gartenerde, Dünger und Pflanzenschutzmittel mit Bio-Zertifizierung verzeichnen derzeit ein beachtliches Wachstum. Laut NIQ liegt der Marktanteil bei Bio-Gartenerde über 40%, bei Pflanzenschutzmitteln sogar bei stolzen 66%.

Die Gründe sind vielfältig: Der Wunsch nach einem naturbelassenen Garten, der Schutz von Insekten und Böden – aber auch das Bewusstsein für die eigene Gesundheit, wenn es um Gemüseanbau im eigenen Beet geht. Wer auf dem Balkon Tomaten züchtet, will eben keine Chemie im Spiel haben.

Vegane Welle: Pflanzliche Alternativen werden Mainstream

Parallel zum Bio-Boom setzt sich ein weiterer Megatrend fort: der Siegeszug der pflanzlichen Alternativen. Was vor einigen Jahren noch als Nischenphänomen begann, ist heute im Mainstream angekommen. Besonders bei pflanzlichen Milchprodukten ist der Wandel beeindruckend: 2024 machten pflanzliche Milchsorten – von Hafer über Soja bis Mandel – fast 10 % des gesamten Milchverkaufs aus. Das ist ein Zuwachs von fast 4% gegenüber 2020.

Auch bei Fleischalternativen gibt es kein Halten: Die Absatzmenge stieg seit 2020 um satte 156% – ein deutliches Zeichen für einen langfristigen Wandel. Gesundheit, Tierwohl und Klima spielen hier eine große Rolle. Und selbst eingefleischte Grillfans greifen zunehmend zu pflanzlichen Patties und Würstchen – zumindest hin und wieder.

Sigrid Göttlich, Managing Director von NIQ Austria & Switzerland, bringt es auf den Punkt: „Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Konsummotiv – und zeigt sich nicht nur bei Bio, sondern auch in der steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen.“

Welche Milchsorten sind die besten?
Pflanzliche Milchalternativen wie Hafer-, Soja- oder Mandelmilch werden immer beliebter und sind längst ein fester Bestandteil im Milchregal

Cheers – aber alkoholfrei

Doch der Wandel macht nicht beim Essen Halt. Auch beim Thema Alkohol zeigt sich ein neues Bewusstsein. Laut einer aktuellen CGA-Konsumentenbefragung planen 42% der Österreicher:innen, künftig in der Gastronomie weniger Alkohol zu konsumieren. Bereits ein Drittel greift regelmäßig zu alkoholfreien oder alkoholreduzierten Varianten.

Die Gründe sind ebenso vielfältig wie nachvollziehbar: Gesundheit, ein moderner Lifestyle – aber auch das liebe Geld spielt eine Rolle. Österreich reiht sich damit international in die Spitzengruppe ein, wenn es um alkoholfreie Trends geht. Die steigende Vielfalt an alkoholfreiem Bier, Wein und sogar Spirituosen trägt ihr Übriges dazu bei, dass man auch „ohne“ stilvoll anstoßen kann.

Zwischen Superfood und Supermarkt – Bequemlichkeit bleibt Trumpf

Bei all dem Streben nach Qualität, Gesundheit und Nachhaltigkeit darf eines nicht vergessen werden: Die Menschen wollen es weiterhin bequem haben. Convenience-Produkte – also fertig zubereitete Mahlzeiten und Snacks – legen weiterhin deutlich zu. Fertiggerichte und Bio oder Vegan schließen sich nicht aus – immer öfter passt das gut zusammen.

Die Herausforderung für den Handel liegt darin, diese Ansprüche zu vereinen: gesunde, nachhaltige Produkte, die schnell und unkompliziert in den Alltag passen. Wer es schafft, in einer Lunchbox Bio-Quinoa mit veganem Protein und praktischer Zubereitung zu verbinden, liegt klar im Trend.

Quelle: monticelllo / istock
Besonders gefragt sind Fertiggerichte wie Salate, Bowls oder Nudelgerichte, die direkt im Supermarkt aus frischen, regionalen Zutaten zubereitet werden

Mehr dazu: Functional Food: Unsere Zukunft oder doch nur ein Hype?

Nachhaltig, aber nicht naiv – Konsument:innen denken mit

Die aktuellen Entwicklungen zeigen: Der österreichische Konsument oder die Konsumentin von heute ist kritischer, informierter – und wählerischer denn je. Der Preis spielt nach wie vor eine Rolle, vor allem in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Doch Qualität und Nachhaltigkeit werden wieder wichtiger – besonders dann, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.

Eigenmarken spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie bieten Bio-Qualität und pflanzliche Alternativen oft zu deutlich günstigeren Preisen als bekannte Marken – und überzeugen viele durch Transparenz und Herkunft.

Sigrid Göttlich fasst es gut zusammen: „Der österreichische Konsument ist heute bewusster denn je – gesund, nachhaltig, aber auch preis- und alltagsorientiert.“

Ein neuer Lebensstil nimmt Form an

Die Entwicklungen in Österreich zeigen deutlich: Immer mehr Menschen wollen sich nicht nur satt essen, sondern gut und bewusst leben. Bio-Produkte, pflanzliche Alternativen und eine gesunde Ernährung sind dabei keine Ausnahme mehr, sondern werden zum festen Bestandteil des Alltags. Es geht um mehr als nur Trends – es geht um Verantwortung für den eigenen Körper.

Bildquellen

  • Paper boxes with pre-packaged vegetable salads ready for sale: monticelllo / istock
  • Customer paying bill using a credit card.: VioletaStoimenova / istock

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