Dermatologin erklärt: Warum erleben manche Hautkrankheiten ein Revival?

Hautkrankheiten kommen wieder - warum?

Lange Zeit galten viele Hautkrankheiten als gut behandelbar oder gar harmlos. Doch in den letzten Jahren erleben einige von ihnen eine unerwartete Rückkehr. Infektionskrankheiten wie Masern und Diphtherie, aber auch sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis nehmen wieder zu.

Doch was steckt hinter diesem plötzlichen Revival? Welche Rolle spielen Impfungen und Prävention? Eine Dermatologin erklärte im Rahmen einer Presseführung die Hintergründe und betont dabei, warum Hautkrankheiten ernster genommen werden sollten.

Deshalb werden Hautkrankheiten oft unterschätzt

Hautkrankheiten werden oft nicht als ernstzunehmende Gesundheitsprobleme wahrgenommen, da sie selten lebensbedrohlich sind. Doch die Auswirkungen auf die Betroffenen sind oft gravierend: Chronische Verläufe, ständige Beschwerden und soziale Stigmatisierung können das Leben erheblich belasten.

Eine Spezialistin für Haut- und Geschlechtskrankheiten erläuterte: „Die Haut wird oft weniger als Organ wahrgenommen, und Erkrankungen der Haut gelten als weniger bedrohlich. Dabei sind viele chronisch und mit Stigmatisierung verbunden. Einige, wie Neurodermitis, können auch hohe Kosten und soziale Ausgrenzung mit sich bringen.“

Während bösartige Hauttumore wie Melanome zunehmend öffentliches Bewusstsein erfahren, werden andere Erkrankungen oft übersehen.

Positiver Wandel: Die Veränderte Wahrnehmung durch Role Models

In den letzten Jahren hat sich die gesellschaftliche Wahrnehmung von Hautkrankheiten gewandelt. Prominente mit sichtbaren Hautveränderungen – etwa Models mit Vitiligo – haben dazu beigetragen, dass Betroffene mehr Selbstbewusstsein entwickeln.

Die Dermatologin bezeichnet diesen Wandel als „eine positive Entwicklung. Die Wahrnehmung des Körpers hat sich im Vergleich zu früher stark verändert – im 19. Jahrhundert wurde alles, was unrein oder “anders” aussah, stark stigmatisiert.“

Wo Hautveränderungen früher als Zeichen von Krankheit oder mangelnder Hygiene galten, wird heute die Vielfalt der Hautbilder zunehmend akzeptiert. Diese Entwicklung fördert nicht nur die soziale Inklusion, sondern hilft Betroffenen, ihre Erkrankung offener zu leben.

 

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Die Rückkehr vergessener Krankheiten

Einige Infektionskrankheiten galten in vielen Regionen als nahezu ausgerottet – bis jetzt. Masern und Diphtherie treten wieder häufiger auf. Grund dafür sind sinkende Impfraten und veränderte Risikofaktoren.

Die Dermatologin betont, wie wichtig eine konsequente Durchimpfung ist, insbesondere bei Kinderkrankheiten wie Masern, die neben systemischen Beschwerden auch deutliche Hautveränderungen verursachen können.

Diese Erkrankungen sind nicht nur medizinisch, sondern auch gesellschaftlich relevant, da sie teils schwere systemische Beschwerden auslösen und sichtbare Spuren auf der Haut hinterlassen.

Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch: Ein Negativtrend

Infektiöse Hauterkrankungen, insbesondere sexuell übertragbare Krankheiten erleben ebenfalls ein besorgniserregendes Comeback. Laut der Med Uni Wien wächst die Anzahl bei sexuell übertragbaren Erkrankungen, zunehmend Gonorrhoe und Chlamydien-Infektionen, in den letzten Jahren stetig.

Der Grund? Die Angst vor diesen Krankheiten hat nachgelassen, da viele als gut behandelbar gelten. Doch diese trügerische Sicherheit ist riskant – Resistenzen nehmen zu und erschweren die Behandlung.

Die Spezialistin für Haut- und Geschlechtskrankheiten erklärt in diesem Zusammenhang: „Durch moderne Therapien hat die Krankheit AIDS viel von ihrem Schrecken verloren. Doch gleichzeitig entstehen immer mehr Resistenzen. Auch die Globalisierung und verändertes Sexualverhalten spielen eine Rolle.“

Die Folge: Alte Infektionen, die beinahe verschwunden schienen, kehren zurück.

Quelle: iStock
Besonders Chlamydien und Gonorrhoe („Tripper“) erleben ein ungewolltes Revival

HPV-Impfung: Eine Chance, die viele nicht nutzen

Die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) bietet Schutz vor bestimmten Krebsarten, die Haut und Schleimhäute betreffen. Doch viele Menschen unterschätzen die Bedeutung dieser Impfung oder lassen sie zu spät durchführen.

Die Spezialistin rät: „Am besten erfolgt die HPV-Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt. Dann ist der Schutz vor Zervixkarzinomen am effektivsten – nicht erst mit 30 oder 40 Jahren.“

Eine rechtzeitige Aufklärung über die Wichtigkeit dieser Impfung könnte dazu beitragen, schwere Erkrankungen zu verhindern – doch noch immer gibt es Vorbehalte und mangelndes Bewusstsein.

 

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Aufklärung und Prävention sind der Schlüssel

Der beste Schutz gegen das ungewollte Revival von Hautkrankheiten liegt in umfassender Prävention und aktiver Aufklärung. Impfprogramme, medizinische Innovationen und ein offener Umgang mit Hauterkrankungen können helfen, neue Krankheitswellen einzudämmen.

Dermatolog:innen betonen: Hautkrankheiten sind weit mehr als ein kosmetisches Problem – sie können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Die zunehmende gesellschaftliche Sensibilisierung und neue medizinische Erkenntnisse bieten jedoch die Chance, das Bewusstsein für Hautgesundheit nachhaltig zu verändern.

REDAKTIONSTIPP:

Derzeit gibt es unter dem Namen “SKIN – Ferdinand Hebra and his Atlas of Skin Diseases” eine neue Sonderausstellung im Josephinum!

Über die Ausstellung
Die Haut schützt uns und verbindet uns mit der Welt. Lange wurde sie in der Medizin nur als sichtbares Zeichen innerer Krankheiten betrachtet.

Erst der Wiener Arzt Ferdinand Hebra (1816–1880) erkannte sie als eigenständiges Organ und legte mit seinem Atlas der Hautkrankheiten (1856–1876) den Grundstein der Dermatologie.

Die Ausstellung in Hebras „Clinicum“ zeigt eindrucksvolle Patientenporträts und Wachsabgüsse (Moulagen) und beleuchtet die Entwicklung der Wiener Dermatologie – ein Blick auf die Haut als Spiegel unseres Lebens.

Kurator: Thomas Schnalke, Berlin Museum für Medizingeschichte der Charité
Wissenschaftliche Beratung: Beatrix Volc-Platzer, Gesellschaft der Ärzte in Wien

Die Ausstellung läuft seit dem 19.03.2025 bis zum 04.10.2025!

Bildquellen

  • : iStock

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