Unser Körper ist ein Wunderwerk – ein fein abgestimmtes System, das unermüdlich arbeitet, repariert, heilt und schützt. Doch manchmal gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen. Dann entstehen Entzündungen – kleine Feuer, die kurzfristig nützlich sind, langfristig aber verheerend wirken können. Chronische Entzündungen gelten als unsichtbarer Motor vieler chronischer Krankheiten: Herzleiden, Diabetes, Arthritis, Alzheimer, Depressionen.
Was viele vergessen: Diese Brände im Körper werden oft durch unsere Ernährung genährt. Manche Lebensmittel sind wie Öl im Feuer – sie befeuern Entzündungen still und stetig. Auf diese sieben Arten von Lebensmitteln sollte man verzichten.
1. Raffinierte Kohlenhydrate und Zucker – der süße Zündstoff für Entzündungen
Zucker ist verführerisch, tröstend und in fast allem versteckt. Doch er ist auch einer der größten Brandstifter im Körper. Raffinierte Kohlenhydrate – also Produkte aus Weißmehl, hellem Reis oder industriell verarbeitetem Getreide – lassen den Blutzucker rasant ansteigen. Kurz darauf fällt er steil ab, und der Körper reagiert mit Stresshormonen. Diese Schwankungen führen zu einer Überproduktion entzündungsfördernder Botenstoffe.
Hinzu kommt, dass Zucker das Gleichgewicht im Darmmikrobiom stört. Gute Bakterien verhungern, während die „schlechten“ sich ausbreiten. Das schwächt die Darmbarriere, und Schadstoffe können ins Blut übertreten – eine Hauptursache chronischer Entzündungen.
Der klassische Morgen aus Weckerl, Aufstrich und O-Saft sieht harmlos aus, wirkt aber wie ein Funkenregen auf die Entzündungsherde im Körper. Wer dagegen Vollkornprodukte, Hafer, Obst und gesunde Fette wählt, erlebt, wie der innere Feuerlöscher wieder arbeitet.
2. Verarbeitetes und rotes Fleisch – das glühende Eisen
Kaum ein Duft ist so unwiderstehlich wie der von gebratenem Speck oder einem saftigen Steak. Doch was so appetitlich riecht, kann den Körper auf Dauer belasten. Industriell verarbeitetes Fleisch – also Wurst, Schinken, Speck, Hot Dogs oder der oft als gesund angesehene Putenschinken – enthält häufig Konservierungsstoffe, Nitrite und Nitrate, die im Körper zu reaktiven Verbindungen werden können.
Beim Braten oder Grillen entstehen zusätzlich sogenannte „Advanced Glycation End Products“ (AGEs). Diese Moleküle entstehen, wenn Zucker mit Eiweiß reagiert – und sie fördern oxidativen Stress und Entzündungen. Auch ein Übermaß an gesättigten Fettsäuren aus Fleisch kann die Produktion entzündlicher Signalstoffe im Körper anregen.
Das bedeutet nicht, dass Fleisch grundsätzlich schlecht ist. Hochwertiges, möglichst unverarbeitetes Fleisch aus artgerechter Haltung – in Maßen genossen und schonend zubereitet – kann Teil einer gesunden Ernährung bleiben. Doch wer täglich Wurst und Burger isst, gießt damit unbewusst Öl ins Feuer.
3. Transfette und unausgewogene Fette – die stillen Saboteure
Fett ist lebenswichtig – aber nur, wenn es das Richtige ist. Transfette sind das Gegenteil davon: künstlich gehärtete Fette, die industriell hergestellt werden, um Produkten längere Haltbarkeit und bessere Konsistenz zu verleihen. Sie stecken in Margarinen, Fertiggebäck, Snacks, Chips und frittierten Speisen.
Diese Fette verändern die Zellmembranen, behindern normale Stoffwechselprozesse und fördern die Bildung entzündlicher Moleküle. Studien zeigen, dass Transfette das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöhen – nicht zuletzt durch ihren Einfluss auf Entzündungsmarker im Blut.
Auch das Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren ist entscheidend. Während Omega-3-Fette (z. B. aus Fisch, Leinsamen oder Walnüssen) entzündungshemmend wirken, können zu viele Omega-6-Fette – häufig in billigen Pflanzenölen wie Sonnenblumen- oder Maisöl – das Gegenteil bewirken. Ein modernes Missverhältnis von 15:1 (Omega-6 zu Omega-3) heizt Entzündungen massiv an.
Die Lösung? Hochwertige Öle wie Oliven-, Lein- oder Rapsöl, Nüsse, Samen und fetter Fisch. Fett bleibt also nicht der Feind – aber seine Qualität entscheidet über Frieden oder Feuer im Körper.
4. Hochverarbeitete Lebensmittel – Entzündung aus der Fabrik
Die Supermarktregale sind voll mit schnellen Lösungen: Tiefkühlpizza, Fertigsaucen, Müsliriegel, Energy-Drinks und aber auch vegane Fleischersatzprodukte. Sie sparen Zeit – und kosten langfristig Gesundheit. Hochverarbeitete Lebensmittel sind so konstruiert, dass sie süchtig machen: viel Zucker, viel Salz, billige Fette und chemische Zusätze.
Das Problem ist die Kombination. Diese Produkte liefern oft weniger Nährstoffe, dafür “leere” Kalorien und Zusatzstoffe, die den Körper irritieren. Emulgatoren, Farbstoffe und Konservierungsmittel können die Darmflora schädigen und Entzündungsreaktionen fördern. Zudem verdrängen sie natürliche Lebensmittel vom Speiseplan – Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte – also genau jene Zutaten, die Entzündungen bremsen.
Wer viel industriell verarbeitetes Essen konsumiert, lebt mit einer stillen Dauerentzündung, ohne es zu merken. Doch wer wieder mehr selbst kocht, erlebt oft schon nach wenigen Wochen mehr Energie, bessere Verdauung und klarere Haut. Der Unterschied ist spürbar – und messbar.
Zu diesem Thema war die Neurowissenschaftlerin Dr. Manuela Macedonia bei uns zu Gast und spricht über stille Entzündungen, welche Art von Fleisch besonders gut ist und auf welche Ernährungstrends man lieber verzichten sollte:
5. Alkohol – der Funke im Brennstoff
Ein Glas Wein gilt als Genuss, ein Bier als Belohnung. Doch wenn aus Gewohnheit Regelmäßigkeit wird, kippt das Gleichgewicht. Alkohol wirkt gleich auf mehreren Ebenen entzündungsfördernd: Er belastet die Leber, verändert den Fettstoffwechsel und schwächt die Schutzbarriere im Darm.
Wenn diese Darmbarriere durchlässig wird – das sogenannte „Leaky-Gut“-Syndrom –, gelangen schädliche Stoffe in den Blutkreislauf. Das Immunsystem reagiert mit Alarm, die Entzündungsmarker steigen. Chronischer Alkoholkonsum führt zudem zu oxidativem Stress, der die Zellen direkt schädigt.
Das tückische daran: Schon regelmäßige, aber „moderate“ Mengen können bei empfindlichen Menschen Entzündungsprozesse anstoßen. Es geht also nicht um strikten Verzicht, sondern um Achtsamkeit – bewusst genießen statt automatisch greifen.
6. Salz – die unscheinbare Gefahr
Salz ist lebensnotwendig. Ohne Natrium könnten Muskeln, Nerven und Herz nicht funktionieren. Doch zu viel davon bringt das Gleichgewicht zum Kippen. Der moderne Mensch nimmt meist doppelt so viel Salz zu sich, wie die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt.
Das Problem: Salz steckt nicht nur in Chips oder Brezeln, sondern auch in Brot, Käse, Wurst, Fertigsuppen und Saucen. Ein Großteil kommt also unbemerkt auf den Teller. Studien zeigen, dass übermäßiger Salzkonsum die Blutgefäße schädigt, die Immunabwehr verändert und Entzündungszellen aktiviert.
Salz erhöht zudem den Blutdruck, was wiederum Gefäßentzündungen begünstigt – ein Teufelskreis, der langfristig Herz und Nieren belastet. Die Lösung liegt nicht im radikalen Verzicht, sondern im bewussten Umgang: lieber selbst würzen, frische Kräuter und Gewürze nutzen, auf Fertigprodukte verzichten. Dann bleibt Salz das, was es sein sollte – ein Gewürz, kein Gesundheitsrisiko.
@ercm.podcast Stille Entzündungen können sich überall im Körper zeigen, oft mit unscheinbaren Symptomen wie Müdigkeit, Schlafproblemen, Gelenkschmerzen oder unerklärlicher Gewichtszunahme. Prof. Dr. Dr. Simone Kreth erklärt im ERCM Medizin Podcast, warum diese unterschwelligen Prozesse so gefährlich sind, wie sie langfristig Herzinfarkt, Demenz oder andere Erkrankungen begünstigen können – und warum es wichtig ist, die Warnsignale ernst zu nehmen. #StilleEntzündungen #Gesundheit #Entzündungen #MedizinPodcast #ERCMPodcast #Prävention #Volkskrankheiten #Immunsystem ♬ Originalton – Der ERCM Medizin Podcast
7. Künstliche Süßstoffe und Zusatzstoffe – die unterschätzten Übeltäter
Während Zucker längst als Feind erkannt wurde, greifen viele zu „zuckerfreien“ Alternativen – Light-Getränke, Diätprodukte, Süßstoffe und Proteinshakes ohne Zucker. Doch auch hier steckt Zündstoff. Einige Studien deuten darauf hin, dass bestimmte künstliche Süßstoffe – etwa Aspartam oder Sucralose – das Mikrobiom verändern können. Die Folge: eine gestörte Darmflora, die Entzündungsprozesse begünstigt.
Ähnlich verhält es sich mit anderen chemischen Zusätzen, die in industriellen Lebensmitteln vorkommen. Konservierungsstoffe, Farbstoffe und Geschmacksverstärker wie Mononatriumglutamat (MSG) können das Immunsystem reizen und stille Entzündungen fördern. Besonders empfindliche Menschen reagieren mit Kopfschmerzen, Hautproblemen oder Müdigkeit – subtile Zeichen, dass der Körper sich wehrt.
Back to nature: Der Weg zurück zur Balance
Die einfachste Gegenmaßnahme: zurück zu echten Lebensmitteln. Eine Banane statt Proteinriegel, frische Kräuter statt Geschmacksverstärker, Wasser statt Coke Zero. Die Natur hat mehr Geschmack zu bieten, als jede künstliche Formel je erzeugen könnte.
Der Schlüssel liegt nicht im Verbot, sondern im Bewusstsein. Man muss nicht perfekt essen, aber man kann intelligent essen. Wer statt Fertigporridge lieber pure Haferflocken mit Nüssen isst, statt Wurst ein Gemüsecurry wählt, statt Limo Wasser mit Zitrone trinkt, macht schon riesige Fortschritte.
Bildquellen
- Müsliriegel als Entzündungsförderer: iStockphoto.com/ WeBond Creations

