Süßstoff-Wissen: Lassen künstliche Süßungsmittel Insulinspiegel ansteigen? 

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Süßer Geschmack ohne negative Effekte?

Viele Menschen, die ihren Zuckerkonsum reduzieren oder abnehmen möchten, greifen gerne zu alternativen Süßungsmitteln. Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose, Saccharin oder Stevia sollen die Süße des Zuckers ohne die entsprechenden Kalorien liefern. Das Versprechen lautet: leckerer Geschmack ohne die negativen Folgen von zu viel Zucker wie Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Lange Zeit ging man davon aus, dass Zuckeraustauschstoffe keine Wirkung auf den menschlichen Körper haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch, dass Süßstoffe den Verdauungstrakt beeinflussen und möglicherweise auch den Insulinspiegel erhöhen können.

Alternative während der Diät

Künstliche Süßstoffe sind chemische Verbindungen, die im Vergleich zu Zucker eine viel höhere Süßkraft haben und nur sehr wenige oder gar keine Kalorien enthalten. Diese Süßstoffe werden häufig bei Diäten als Zuckerersatz verwendet, um den Geschmack von Speisen und Getränken zu verbessern, ohne die Kalorien- und Kohlenhydratzufuhr zu erhöhen. Diese chemischen Geschmacksstoffe helfen auch vielen Menschen, ihre Diät einzuhalten, indem sie kalorienreduzierte Versionen ihrer Lieblingsspeisen und -getränke ermöglichen, da sie in einer Vielzahl von Produkten wie Diätgetränken, zuckerfreien Desserts, Kaugummis, Joghurts und anderen Lebensmitteln verwendet werden. Bis vor kurzem wurde auch angenommen, dass sie im Gegensatz zu Zucker den Blutzuckerspiegel kaum oder gar nicht beeinflussen, was sie für Menschen mit Diabetes oder zur Blutzuckerkontrolle attraktiv macht. Einige Studien, z. B. in der Zeitschrift Diabetes Care und im American Journal of Clinical Nutrition, konnten diese Annahme teilweise widerlegen.

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So wirken die einzelnen Süßstoffe

Studien zu verschiedenen künstlichen Süßstoffen zeigen gemischte Ergebnisse hinsichtlich ihres Einflusses auf den Insulinspiegel. In der Forschung wird zwischen den bekanntesten Süßstoffen unterschieden: Aspartam, Sucralose, Saccharin und Acesulfam-Kalium. Sucralose hat sich beim Menschen als Insulinauslöser erwiesen, indem es süße Geschmacksrezeptoren im Mund aktiviert. Eine direkte Injektion von Sucralose in den Magen zeigte jedoch keine signifikante Insulinreaktion. Im Gegensatz dazu gibt es keine Hinweise darauf, dass Aspartam den Insulinspiegel erhöht. Bei Saccharin zeigen die Studien widersprüchliche Ergebnisse: Einige berichten von einem Anstieg des Insulinspiegels nach Mundspülung mit Saccharinlösung, während andere keinen Effekt zeigen. Bei Ratten wurde beobachtet, dass Acesulfam-Kalium den Insulinspiegel erhöht. Eine Studie zeigt einen signifikanten Anstieg des Insulinspiegels nach Injektion von Acesulfam-Kalium. Es gibt jedoch keine Daten über die Auswirkungen von Acesulfam-Kalium auf den Menschen. Ein in dieser Hinsicht sicherer Süßstoff ist laut einer Studie aus dem Jahr 2020 der pflanzliche Zuckerersatz Stevia.

Was steigert die Insulinproduktion?

Der Blutzucker- und Insulinspiegel steigt beim Verzehr kohlenhydratreicher Lebensmittel an, da die Kohlenhydrate in Zucker umgewandelt und ins Blut aufgenommen werden. Insulin wird freigesetzt, um den Blutzucker in die Zellen zu transportieren oder in Form von Fett zu speichern. Kleine Mengen Insulin werden aber auch freigesetzt, bevor überhaupt Zucker ins Blut gelangt. Diese Reaktion wird durch das Sehen, Riechen und Schmecken von Nahrung sowie durch Kauen und Schlucken ausgelöst. Wenn der Blutzuckerspiegel zu stark absinkt, gibt die Leber gespeicherten Zucker ab, um ihn zu stabilisieren. Das passiert, wenn wir längere Zeit fasten, zum Beispiel über Nacht. Es gibt Theorien, wie künstliche Süßstoffe diesen Prozess stören könnten. Wissenschaftler vermuten, dass der süße Geschmack künstlicher Süßstoffe die Freisetzung von Insulin auslösen und zu einem Anstieg des Insulinspiegels führen könnte.

Mikrobiom als möglicher Grund

Ein weiterer möglicher Grund für den Anstieg des Insulinspiegels durch den Konsum von Süßstoffen ist die Veränderung des Gleichgewichts der Bakterien in unserem Darm. Im Jahr 2014 machten israelische Wissenschaftler Schlagzeilen, als sie künstliche Süßstoffe mit Veränderungen der Darmbakterien in Verbindung brachten. Mäuse, die 11 Wochen lang künstliche Süßstoffe erhielten, zeigten negative Veränderungen in ihrer Darmflora, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führte. Als sie die Bakterien dieser Mäuse in keimfreie Mäuse implantierten, stiegen auch bei diesen die Blutzuckerwerte an. Interessanterweise gelang es den Wissenschaftlern, den Anstieg des Blutzuckers umzukehren, indem sie die Darmbakterien wieder normalisierten. Diese Ergebnisse wurden jedoch nicht an Menschen getestet oder repliziert. Es gibt nur eine Beobachtungsstudie an Menschen, die einen Zusammenhang zwischen Aspartam und Veränderungen der Darmbakterien nahelegt. Die langfristigen Auswirkungen von künstlichen Süßstoffen auf den Menschen sind daher immer noch unbekannt. Deshalb gilt auch hier das Prinzip des intuitiven Konsums. Achte auf die Reaktion deines Körpers und verzichte bei Darmbeschwerden auf künstliche Süßstoffe. Ein Arztbesuch und die Einnahme von Probiotika können in diesem Fall helfen.

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