Schwindelfrei leben: Die besten Strategien für mehr Gleichgewicht

Schwindel: Warum es einen Ausweg gibt

Schwindel ist ein Symptom, das viele Menschen kennen – doch kaum einer spricht offen darüber. Betroffene berichten von einem Gefühl, als würde sich alles drehen, schwanken oder wegkippen. Dieses Empfinden kann extrem verunsichern und Ängste auslösen, obwohl nicht immer eine ernste Ursache dahintersteckt. Doch wie geht man bei Schwindel am besten vor, wie wirksam ist dabei die Recherche in Netz und welche Arten von Schwindel gibt es eigentlich? Wir haben bei Dr. med. Uso Walter nachgefragt.

Wenn der Boden schwankt – Schwindel als Warnsignal des Körpers

„Schwindel ist grundsätzlich nicht gefährlich – es sei denn, man befindet sich beispielsweise im Auto oder auf einer Leiter. In erster Linie ist er ein Symptom. Das Problem ist jedoch, dass er sich für Betroffene sehr bedrohlich anfühlen kann“, erklärt der Schwindel-Experte.

Tatsächlich ist Schwindel oft eine Reaktion des Körpers auf eine kurzfristige Irritation des Gleichgewichtsorgans – beispielsweise durch Stress, Kreislaufprobleme oder eine harmlose Innenohrstörung. Dennoch sollte man ihn nicht ignorieren, sondern die Ursache ärztlich abklären lassen.

Diagnose statt Panik – warum eine frühe Abklärung wichtig ist

Für viele Menschen ist der erste Schwindelanfall ein Schock – sofort keimt die Angst vor schwerwiegenden Erkrankungen wie einem Schlaganfall oder Hirntumor. Doch in den meisten Fällen ist die Ursache harmlos.

„Die Ursachen für Schwindel sind meist harmlos. Ernsthafte Erkrankungen wie ein Hirntumor sind in der Regel sehr unwahrscheinlich. Dennoch ist eine zeitnahe Basisdiagnostik wichtig, um andere mögliche Ursachen auszuschließen“, betont Dr. Walter.

Die Herausforderung für Ärztinnen und Ärzte besteht darin, aus einer Vielzahl möglicher Auslöser die richtige Diagnose zu stellen. Denn Schwindel ist nicht gleich Schwindel. Ob Kreislaufprobleme, ein gestörter Gleichgewichtsnerv oder Sehschwächen – die Liste potenzieller Ursachen ist lang.

Daneben spielen auch Medikamente eine Rolle: Antidepressiva, Beruhigungsmittel oder blutdrucksenkende Präparate können Schwindel auslösen – besonders bei älteren Menschen, deren Kreislauf sensibler reagiert.

Erst eine gezielte Anamnese und Diagnostik gibt Aufschluss darüber, ob es sich um einen gutartigen Lagerungsschwindel oder eine komplexere Störung handelt.

Schwindel kennt kein Alter – auch junge Menschen sind betroffen

Oft wird Schwindel mit dem Alter assoziiert. Doch tatsächlich sind auch junge Menschen regelmäßig betroffen. Hormonelle Umstellungen, psychischer Druck und körperliche Veränderungen können das Gleichgewichtssystem ebenfalls aus dem Takt bringen.

„Auch junge Menschen können unter Schwindel leiden – zum Beispiel in der Pubertät, wenn sich der Körper stark verändert und man sozusagen ‚aus der Kurve fliegt‘“, so Dr. Walter.

Nicht selten werden die Symptome bei jungen Patient:innen nicht ernst genommen oder vorschnell als psychosomatisch abgestempelt. Dabei kann eine frühe Intervention helfen, die Beschwerden rasch zu lindern – sei es durch körperliches Training, gezielte Übungen oder psychologische Unterstützung. Je früher man eingreift, desto geringer ist die Gefahr, dass sich ein chronischer Verlauf entwickelt.

Wenn Angst den Schwindel verstärkt – der Teufelskreis beginnt

Schwindel hat oft nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Komponente. Insbesondere, wenn keine eindeutige Ursache gefunden wird, verstärken sich Unsicherheit und Grübeln – und führen mitunter zu dauerhafter Angst oder Vermeidungsverhalten.

„Nimmt man die Beschwerden zu ernst, kann das psychische Probleme und Ängste zur Folge haben. Gerade für junge Menschen kann das belastender sein als für Erwachsene“, warnt Dr. Walter.

Chronischer, funktioneller Schwindel ist häufig die Folge eines Teufelskreises: Die Angst vor dem nächsten Anfall führt zu Anspannung und Schonverhalten, was wiederum neue Schwindelattacken begünstigt. In solchen Fällen helfen vor allem gezielte psychotherapeutische Maßnahmen wie Konfrontationstherapie oder achtsamkeitsbasierte Verfahren, um wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen.

Viele Gesichter des Schwindels – eine differenzierte Betrachtung ist nötig

Die Ursachen für Schwindel sind vielfältig – und ebenso unterschiedlich präsentieren sich die Symptome.
„Die Arten von Schwindel, die ich in der Praxis erlebe, sind sehr vielfältig: Es gibt viele ohrbedingte Formen, aber auch Schwindel durch Sehstörungen, Kreislaufprobleme, Drogenkonsum (wie Rauchen oder Alkohol) oder Verspannungen im Nackenbereich, erklärt Dr. Walter.

Besonders häufig ist der sogenannte Lagerungsschwindel, bei dem sich kleine Kristalle im Innenohr lösen und bei bestimmten Bewegungen irritierende Signale ans Gehirn senden.

„Diese Kristalle lassen sich sogar unter dem Mikroskop sehen […] durch gezielte Übungen kann man hier rasch Besserung erzielen.“, so der HNO-Arzt.

Bewegung statt Schonung – das Gleichgewicht gezielt trainieren

Ein häufiges Missverständnis ist, dass man sich bei Schwindel schonen müsse. Das Gegenteil ist der Fall: Bewegung und gezieltes Training helfen dem Körper, wieder Balance zu finden.

Augengymnastik, Koordinationstraining und Gleichgewichtsübungen helfen, das Zusammenspiel der Sinnesorgane wieder zu verbessern. Das Gehirn lernt so, mit widersprüchlichen Informationen besser umzugehen.

„Bei chronischem Schwindel ist das Ziel, wieder untenrum Stabilität zu gewinnen – etwa durch Krafttraining. Gleichzeitig sollte man mit dem Kopf locker bleiben“, empfiehlt Dr. Walter.

Auch Lagerungsschwindel lässt sich gezielt behandeln – zum Beispiel durch das sogenannte Epley-Manöver, mit dem die Kristalle im Ohr in ihre ursprüngliche Position zurückbewegt werden können. „Lagerungsschwindel lässt sich ursächlich behandeln […] sowie mit physikalischen Übungen, um die Kristalle im Ohr wieder in die richtige Position zu bringen“, erklärt der Experte.

Wissen stärkt – warum Information und Eigeninitiative helfen

Sich aktiv mit der eigenen Erkrankung auseinanderzusetzen, kann eine große Hilfe sein – vorausgesetzt, die Informationen sind fundiert und praxisnah.
„Es kann hilfreich sein, sich auch online Informationen zu holen – vorausgesetzt, sie sind fundiert. In unserem Buch zum Beispiel informieren wir umfassend und verständlich […] Unser Ziel war ein praxisnaher Ratgeber – kein trockenes Sachbuch – der Betroffene dort abholt, wo sie mit ihren Symptomen stehen“, sagt Dr. Walter.

Das Buch enthält 42 alltagstaugliche Übungen, die Betroffene in ihrem eigenen Tempo durchführen können. Dabei steht nicht die medizinische Fachsprache im Mittelpunkt, sondern der Mensch mit seinen ganz konkreten Symptomen und Bedürfnissen.

Denn: Wer versteht, was im Körper passiert, verliert die Angst – und gewinnt Stück für Stück die Kontrolle zurück. So wird der Weg zurück zu innerem und äußerem Gleichgewicht möglich – und das Leben endlich wieder schwindelfrei.

Redaktionstipp: Endlich schwindelfrei: Für sicheres Gleichgewicht und neue Balance im Leben: Mit 42 Übungen aus der medizinischen Praxis

Dr. Uso Walter führt seine HNO-Ordination in Duisburg und unterstützt Patient:innen darüber hinaus auch online bei Beschwerden wie Schwindel und Tinnitus. Als Träger des Dr.-Pro-Bono-Siegels engagiert er sich besonders für den gemeinnützigen Einsatz seiner Expertise. Dabei setzt er gezielt auf moderne E-Health-Lösungen, um eine zeitgemäße und ortsunabhängige Versorgung zu ermöglichen.

Bildquellen

  • Schwindelfrei werden: bymuratdeniz/ istock

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