Der Weltkrebstag – Ein Zeichen des Zusammenhalts
Die Diagnose Krebs erschüttert – nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld, denn ist man erst einmal betroffen, zählt nur eines: wieder gesund werden. Neben den aktuellen Fortschritten der Forschung rücken deshalb am 4. Februar, dem Weltkrebstag, sowohl die Prävention als auch die psychische Bewältigung der Krankheit in den Fokus. Dieser Tag soll nämlich nicht nur erinnern und aufklären, sondern auch motivieren und Hoffnung geben.
Denn während die Zahl der Neuerkrankungen steigt, verbessern sich auch die Überlebenschancen – vorausgesetzt, Vorsorge und Prävention werden ernst genommen.
Doch wie kann jede:r das eigene Krebsrisiko senken? Welche Rolle spielt eine gesunde Lebensweise tatsächlich? Drei Expertinnen der Österreichischen Krebshilfe haben diese und weitere Fragen beantwortet – und zeigen, dass der Kampf gegen Krebs nicht nur in der Medizin, sondern auch im Alltag beginnt.
Eine Erinnerung an Prävention und Aufklärung
Der Weltkrebstag spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung über Krebserkrankungen und der Förderung von Präventionsmaßnahmen. Mag. Eva Kern, Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe Wien, erklärt, dass der Tag nicht nur eine Erinnerung an die Krankheit ist, sondern vor allem ein Appell, das Thema Krebs stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Der diesjährige Slogan „Gemeinsam Einzigartig“ verdeutlicht, „dass hinter jeder Krebserkrankung auch ein Mensch mit einer persönlichen Geschichte steht mit viel Schmerz, Angst, aber auch Hoffnung und Liebe“, betont Eva Kern. Der Weltkrebstag soll dazu beitragen, mehr Menschen zu erreichen und auf die Bedeutung von Vorsorge und Prävention aufmerksam zu machen. Gerade in Österreich, wo im Jahr 2023 über 46.000 neue Krebsdiagnosen gestellt werden, ist diese Aufklärung wichtiger denn je.
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Die tödlichsten Krebsarten in Österreich: Diese sollten wir im Blick behalten
In Österreich gehören bestimmte Krebsarten nach wie vor zu den führenden Ursachen für Todesfälle. Lungenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs weisen besonders hohe Sterblichkeitsraten auf. Laut Kern haben diese Tumore eine besonders schlechte Prognose, insbesondere der Lungenkrebs, dessen fünfjährige Überlebensrate bei lediglich 25 % liegt.
Die Ursachen für diese Krebsarten sind häufig mit dem Lebensstil der betroffenen Personen verbunden. Rauchen stellt nach wie vor den größten Risikofaktor für Lungenkrebs dar, aber auch Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel sind entscheidende Faktoren, die das Krebsrisiko erhöhen. Es zeigt sich, dass ein bewusster Lebensstil und gesunde Gewohnheiten das Risiko für viele Krebsarten senken können.
Mehr dazu: Tage der Lungengesundheit 2024: Neue Wege in der Therapie von Lungenkrebs?
Früherkennung rettet Leben
„Früherkennung kann Leben retten“, betont Dr. Ursula Denison, Präsidentin der Österreichischen Krebshilfe Wien. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind essenziell, denn viele Krebsarten lassen sich in frühen Stadien wesentlich besser behandeln. Trotzdem nehmen viele Menschen diese Möglichkeiten nicht wahr – oft aus Angst oder Unsicherheit. Dr. Denison gibt klare Empfehlungen, welche Untersuchungen für Frauen und Männer essenziell sind.
Wichtige Vorsorgeuntersuchungen für Frauen
- Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung (PAP-Test & HPV-Test): Der PAP-Test erkennt Zellveränderungen, bevor Krebs entsteht, der HPV-Test weist krebsauslösende Viren nach.
- HPV-Impfung: Schützt vor Gebärmutterhalskrebs und anderen durch HPV verursachten Krebsarten, bis 30 Jahre kostenlos erhältlich.
- Brustkrebsfrüherkennung (Mammografie): Die Mammografie kann kleinste Tumore erkennen – Frauen ab 40 sollten sie regelmäßig durchführen lassen.
- Brustkrebs-Früherkennungsprogramm: Frauen ab 45 haben in Österreich alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammografie.
- Darmkrebsvorsorge (Koloskopie oder FIT-Stuhltest): Ab 45 wird eine Darmspiegelung oder ein Stuhltest empfohlen, um Krebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen.
- Hautselbstuntersuchung: Regelmäßige Kontrolle hilft, Hautkrebs frühzeitig zu entdecken – auffällige Veränderungen sollten ärztlich geprüft werden.
Essenzielle Früherkennung für Männer
- Hodenselbstuntersuchung: Ab 14 Jahren sollten Männer monatlich ihre Hoden abtasten, um Veränderungen frühzeitig zu bemerken.
- Prostatauntersuchung: Ab 45 empfiehlt sich eine regelmäßige Tastuntersuchung oder ein PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs.
- Darmkrebsvorsorge (Koloskopie oder FIT-Stuhltest): Wie bei Frauen gilt: Ab 45 sollte eine Darmspiegelung oder ein FIT-Test zur Früherkennung genutzt werden.
- Hautselbstuntersuchung: Regelmäßige Kontrolle neuer oder veränderter Muttermale kann helfen, Hautkrebs frühzeitig zu erkennen.
- HPV-Impfung: Schützt Männer vor HPV-bedingten Krebsarten wie Rachen- oder Analkrebs und ist bis 30 Jahre kostenlos.
Mehr dazu: Prostatakrebs Awareness: Warum Männer zur Vorsorge gehen sollten
Die Rolle der HPV-Impfung in der Prävention
Ein besonders wichtiges Thema im Bereich der Prävention von Krebserkrankungen ist die HPV-Impfung. Der Humane Papillomavirus (HPV) ist für viele Krebserkrankungen verantwortlich, darunter auch Gebärmutterhalskrebs. Doch nicht nur Frauen profitieren von der Impfung. Auch Männer können durch den Schutz vor HPV vor Krebserkrankungen wie Anal- und Peniskrebs sowie Karzinomen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich geschützt werden.
Dr. Denison betont: „Es ist von großer Bedeutung, dass die HPV-Impfung in Österreich bis zum 30. Lebensjahr für alle kostenlos angeboten wird.“ Diese Impfung ist ein wirkungsvoller Schutzmechanismus, der das Krebsrisiko erheblich senken kann, jedoch noch immer nicht von allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen wird.
Mehr dazu: Ein unsichtbarer Feind: Die Bedeutung der HPV-Impfung
Können wir Krebs durch unsere Gewohnheiten verhindern?
Der Lebensstil hat einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebs. Dr. Ursula Denison erklärt, dass eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf schädliche Substanzen wie Alkohol und Nikotin entscheidend zur Reduktion des Krebsrisikos beitragen können. Übergewicht ist ein weiterer wesentlicher Faktor, der nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für mehrere Krebsarten, wie etwa Darmkrebs, erhöht.
„Ein bewusster Umgang mit der Ernährung und ausreichend Bewegung können präventive Maßnahmen sein, die jeder in seinen Alltag integrieren kann“, so Denison. Auch die Vermeidung von intensiver Sonnenbestrahlung und die Nutzung von Sonnenschutzmitteln kann Hautkrebs vorbeugen, der ebenfalls eine der häufigsten Krebserkrankungen ist.
Lässt sich Darmkrebs vorbeugen?
Darmkrebs gehört in Österreich zu den häufigsten Krebserkrankungen, und jährlich sterben rund 3.000 Menschen daran. Zu den größten Risikofaktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung. Dr. Denison erklärt, dass vor allem fettreiche, ballaststoffarme und zuckerhaltige Nahrung das Risiko für Darmkrebs erhöhen.
„Nur eine Veränderung des Lebensstils kann langfristig helfen, das Risiko für diese Krebsart zu senken“, so Denison. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie regelmäßige körperliche Aktivität können dazu beitragen, das Risiko signifikant zu verringern. Darüber hinaus spielt die regelmäßige Teilnahme an Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen wie der Koloskopie eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung und Vorbeugung.
Mehr dazu: Neue Studie zu Darmkrebs: Warum versagen Immuntherapien?
Die Diagnose belastet nicht nur den Körper
Neben der physischen Belastung, die eine Krebserkrankung mit sich bringt, erleben viele Patient:innen auch erhebliche psychische Belastungen. Die Diagnose löst oft Schock, Angst und Verzweiflung aus. „Viele Patient:innen fragen sich, warum ausgerechnet sie betroffen sind und wie es weitergeht“, erklärt Mag. Katharina Gruber, Leiterin der Psychoonkologie der Krebshilfe Wien.
In der psychoonkologischen Betreuung lernen die Betroffenen, wie sie mit ihren negativen Emotionen umgehen und wie sie ihre Resilienz stärken können. Entspannungstechniken und das Erlernen von Strategien zur Bewältigung der Situation sind Teil der psychoonkologischen Behandlung.
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Welche Hilfsangebote gibt es in Österreich für Betroffene und Angehörige?
Auch Angehörige der Patienten sind oft von der Diagnose stark belastet und benötigen Unterstützung, um ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten zu überwinden. Die Krebshilfe bietet in diesem Bereich sowohl für Betroffene als auch für Angehörige psychoonkologische Beratung an, um den emotionalen Druck zu lindern.
In Österreich gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Menschen, die psychologische Unterstützung suchen. „Die Beratungsstellen der Krebshilfe bieten nicht nur Hilfe für Krebspatient:innen, sondern auch für deren Angehörige“, sagt Gruber. Die Belastung für die Familie ist oftmals ebenso groß wie für die betroffene Person, und auch hier ist eine professionelle Unterstützung notwendig.
Neben den Beratungsstellen bieten viele Spitäler psychoonkologische Betreuung an, und auch niedergelassene Psychotherapeut:innen und Psychologen spezialisieren sich zunehmend auf die Begleitung von Krebspatient:innen und ihren Familien. Diese Unterstützung ist essenziell, um die psychischen Belastungen, die eine Krebserkrankung mit sich bringt, zu bewältigen und den betroffenen Menschen sowie ihren Familien einen Weg aus der Krise zu zeigen.
Kostenlose Beratungsgespräche in der Österreichischen Krebshilfe Wien kann man unter 0800 699 900 (Mo–Fr, 9–12 Uhr) oder per E-Mail an beratung(at)krebshilfe-wien.at vereinbaren.
Gemeinsam gegen Krebs
Der Weltkrebstag führt uns jedes Jahr vor Augen, wie entscheidend Prävention, Früherkennung und Unterstützung für Krebspatient:innen sind. Jeder kann dazu beitragen – sei es durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, einen gesunden Lebensstil oder die Begleitung und Hilfe für Betroffene.
„Die gute Nachricht ist: Die Überlebenschancen bei einer Krebsdiagnose steigen“, betont Eva Kern. Tatsächlich zeigt der österreichische Krebsreport, dass die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate in den vergangenen zehn Jahren von 61 % auf etwa 63 % gestiegen ist – ein ermutigendes Zeichen für die Fortschritte in Medizin und Früherkennung.
Doch der Kampf gegen Krebs ist mehr als eine medizinische Herausforderung – er betrifft uns als Gesellschaft. Nur durch Aufklärung, Prävention und Solidarität können wir dieser Krankheit wirkungsvoll entgegentreten. Der Weltkrebstag erinnert uns daran, dass wir gemeinsam etwas bewegen können: für mehr Wissen, bessere Vorsorge und eine stärkere Unterstützung für all jene, die von Krebs betroffen sind.