Ozempic, Wegovy, Mounjaro & Co: So wirken die Abnehmspritzen genau

Lange galten Ernährungsformen – egal ob Low Carb, Intervallfasten oder Saftkuren – als Schlüssel zur schlanken Figur.Doch seit einigen Jahren gibt es ein neues Wundermittel, das Diätpläne und Fitnessprogramme in den Schatten stellt: die Abnehmspritze.

Zuerst sorgte Hollywood für Schlagzeilen: Stars präsentierten sich plötzlich wie verwandelt, sprachen offen über den Einsatz von Ozempic & Co – oder ließen die Spekulationen über ihre Verwandlung still wirken.

Inzwischen ist der Trend längst beim Otto-Normalverbraucher angekommen. Auch in Österreich fragen immer mehr Patient:innen in Arztpraxen nach den viel diskutierten Injektionen – so stark, dass es zeitweise sogar zu Lieferengpässen kommt.

Fakt ist: Die Spritzen versprechen schnelle und effektive Hilfe beim Abnehmen, wo Diäten und Sport oft scheitern. Doch wie funktionieren die unterschiedlichen Marken – und wo liegen Chancen und Risiken?

Warum die Abnehmspritzen so faszinieren – vom Hollywoodstar zur Arbeitskollegin

Kaum ein Medikament hat in so kurzer Zeit derart polarisierende Aufmerksamkeit erhalten – besonders Social Media war voll mit Vorher-nachher-Fotos. Und viele fragten sich: Kann eine kleine Spritze wirklich so viel bewirken?

Die Antwort lautet: Ja, zumindest in vielen Fällen. Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit dem Inhaltstoff Semaglutid im Schnitt 10 bis 15 Prozent ihres Körpergewichts verlieren. Tirzepatid erreicht sogar Werte von bis zu 20 Prozent. Das macht die Medikamente zu einer Art „Gamechanger“ in der Behandlung von Übergewicht.

Doch gerade weil die Wirkung so stark ist, sind die Präparate verschreibungspflichtig und medizinisch streng reguliert. Der Hausarzt oder Diabetologe prüft, ob die Behandlung sinnvoll und sicher ist. Eingesetzt werden sie vor allem bei Menschen, die trotz Diäten, Verhaltenstherapien und Sportprogrammen kein dauerhaftes Gewicht verlieren konnten oder die unter Adipositas mit Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Fettleber oder Herzproblemen leiden.

Leider jedoch wird die Abnehmspritze zunehmend auch von Menschen verwendet, die weder Diabetes, Abnehmprobleme oder einen BMI über 30 haben, sondern einfach nur auf er nächsten Party schlanker sein möchten. Doch die Verwendung sollte gründlich überlegt sein, so hat es auch einige Nachteile. Doch zunächst einmal die Frage – was gibt es neben Ozempic und welche Inhaltsstoffe sind dabei entscheidend?

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Ozempic, Wegovy, Mounjaro & Co – die Marken im Überblick

Wenn man das Wort “Abnehmspritze” hört, taucht oft das Wort “Ozempic” auf – doch es gibt viele Abnehmspritzen am Markt – folgende sind am gängisten:

  • Ozempic – enthält Semaglutid, ursprünglich für Typ-2-Diabetes entwickelt, zeigt aber auch deutliche Abnehm-Effekte.
  • Wegovy – ebenfalls Semaglutid, jedoch speziell für die Gewichtsreduktion zugelassen.
  • Mounjaro – basiert auf Tirzepatid, gilt als noch wirksamer, weil es gleich zwei Hormonrezeptoren anspricht, ist aber auch teurer.
  • Saxenda – enthielt Liraglutid, wird jedoch von Hersteller Novo Nordisk nicht mehr produziert und ist daher kaum noch erhältlich.

So wirken die Abnehmspritzen im Körper

Die Funktionsweise von Abnehmspritzen ist komplex, aber folgende Wirkung führt in der Summe zu der starken Gewichtsabnahme:

  • Im Gehirn dämpfen die Substanzen das Hungergefühl und verstärken das Sättigungssignal.
  • Im Magen wird die Entleerung verlangsamt, wodurch man länger satt bleibt.
  • Im Blut sinkt der Zuckerspiegel, da die Aufnahme in Muskeln und Fettgewebe verbessert wird.
  • Im Hormonhaushalt stabilisieren sich Prozesse, die etwa bei Frauen den Eisprung fördern können.

Zusätzlich wirken die Medikamente entzündungshemmend – sowohl in den Knochen (z. B. bei Arthritis) als auch im gesamten Körper. Für das Herz-Kreislauf-System sind sie doppelt positiv: Gewicht geht runter, Blutdruck und Cholesterin sinken.

Damit sind die Abnehmspritzen weit mehr als nur Appetitzügler. Sie beeinflussen zentrale Stoffwechselprozesse, die mit Übergewicht, Diabetes und vielen Folgeerkrankungen eng verknüpft sind.

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Gesundheitliche Effekte jenseits der Waage

Die positiven Begleiterscheinungen sorgen derzeit für besonders viel Aufmerksamkeit: Menschen mit Prädiabetes können die Entwicklung einer Diabetes-Erkrankung oft verzögern oder sogar verhindern. Herzpatient:innen profitieren durch ein reduziertes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Auch bei Fettleber zeigen sich Verbesserungen, was für viele Übergewichtige eine enorme Entlastung bedeutet. Erste Studien legen nahe, dass die Substanzen im Gehirn entzündungshemmend wirken könnten – möglicherweise mit Einfluss auf Erkrankungen wie Alzheimer.

Für Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) eröffnet sich eine neue Perspektive: Durch die Normalisierung des Hormonhaushalts kommt es häufiger zu Eisprüngen und damit zu besseren Chancen auf eine Schwangerschaft.

Neben all den medizinischen Fakten spielt auch die Psyche eine Rolle: Wer Gewicht verliert, mehr Energie verspürt und gesundheitliche Verbesserungen erlebt, gewinnt oft an Selbstvertrauen und Lebensqualität.

Die Kehrseite: Grenzen, Nebenwirkungen und Kosten

So beeindruckend die Erfolge sind, Abnehmspritzen haben Grenzen. Häufige Nebenwirkungen zu Beginn sind Übelkeit, Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen. Sie verschwinden oft nach einigen Wochen, können aber für manche belastend sein. Seltene, aber ernsthafte Risiken sind Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Gallenprobleme.

Ein großes Thema ist das Absetzen: Viele Anwender:innen nehmen nach Ende der Therapie wieder zu. Das zeigt, dass die Medikamente langfristig – möglicherweise lebenslang – eingenommen werden müssen, um den Erfolg zu halten.

Auch die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Je nach Präparat können mehrere hundert Euro pro Monat fällig werden. Krankenkassen übernehmen die Kosten meist nur, wenn eine medizinische Indikation wie Adipositas mit Folgeerkrankungen vorliegt. Für viele Menschen bleibt die Spritze also ein teures Privileg.

Die Zukunft der Abnehmspritzen – Hoffnung und Verantwortung

Die Entwicklung von Medikamenten wie Ozempic, Wegovy und Mounjaro gilt als medizinischer Meilenstein. Nie zuvor gab es so wirksame Medikamente gegen Übergewicht – eine Erkrankung, die weltweit zunimmt und enorme gesundheitliche sowie wirtschaftliche Kosten verursacht.

Die Zukunft könnte noch spannendere Optionen bringen: Tablettenformen, neue Wirkstoffkombinationen, vielleicht sogar Prävention bei Menschen mit leichtem Übergewicht. Gleichzeitig bleibt die Verantwortung: Ärzt:innen, Patient:innen und Gesellschaft müssen entscheiden, wie und wann diese Medikamente sinnvoll eingesetzt werden.

Fakt ist: Ob in Hollywood oder in  Praxen – die Spritze ist gekommen, um zu bleiben. Zwischen Hoffnung, Hype und Verantwortung zeigt sie, wie sehr sich Medizin und Gesellschaft in Sachen Übergewicht neu aufstellen müssen.

Abnehmspritzen sind kein Ersatz für gesunde Ernährung, Bewegung und Lebensstiländerungen, sondern eine medizinische Hilfe. ©iStockphoto.com/ LordHenriVoton

Bildquellen

  • Abnehmspritzen: iStockphoto.com/ Suzi Media Production

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