Jeder Mensch wünscht sich, gesund alt zu werden – voller Energie, geistig klar und körperlich unabhängig, selbst im hohen Alter. Doch genau hier tut sich ein Widerspruch auf: Obwohl der Wunsch nach einem langen, gesunden Leben tief verankert ist, fehlt es oft am nötigen Wissen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage: Der Begriff „Longevity“ – also die wissenschaftlich fundierte Strategie für gesunde Langlebigkeit – ist den meisten Österreicher:innen unbekannt. Viele Maßnahmen werden eher aus dem Bauch heraus getroffen als gezielt geplant. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft eine spürbare Lücke.
Gesundes Altern ist kein Zufall
Der Wunsch, alt zu werden und dabei möglichst fit und unabhängig zu bleiben, ist universell. Doch wie dieser Wunsch in die Realität umgesetzt wird, hängt stark von Wissen, Lebensstil und Zugang zu gesundheitlicher Vorsorge ab.
Laut einer aktuellen Umfrage von Vorwerk ist 96 % der Österreicher:innen bewusst, wie wichtig es ist, gesund zu altern. Doch nur 19 % kennen den Begriff „Longevity“ – also das Konzept einer wissenschaftlich gestützten, ganzheitlichen Strategie für ein langes und vitales Leben.
Diese Lücke zwischen dem, was wir wollen, und dem, was wir wirklich wissen, zeigt gut, vor welchen Problemen unsere Gesellschaft heute steht. Denn während die Lebenserwartung stetig steigt, hinkt die „Healthspan“ – also die Anzahl gesunder Lebensjahre – oft hinterher. Longevity zielt genau darauf ab, diese Lücke zu schließen.
Was bedeutet Longevity?
„Longevity“ bedeutet mehr als nur lange zu leben – es geht darum, körperliche, geistige und soziale Gesundheit bis ins hohe Alter zu bewahren. Das umfasst Themen wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, mentale Ausgeglichenheit, gezielte Vorsorgeuntersuchungen, technologische Hilfsmittel sowie Nahrungsergänzung und funktionale Lebensmittel.
Der Clou: Longevity basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist aber längst nicht mehr nur Medizin oder Forschung – es ist auch ein Lifestyle-Trend. Genau hier liegt das Potenzial, aber auch die Schwierigkeit: Wie bringt man komplexe Forschung alltagsnah unter die Menschen?
Mehr dazu: Die 5L-Formel: Der einfachste Weg zu einem längeren, gesünderen Leben?
Ernährung, Bewegung, Schlaf – das Fundament der Gesundheit
Laut der Umfrage setzen viele Menschen bereits auf klassische Gesundheitsfaktoren: 73 % achten auf gesunde Ernährung, 70 % treiben regelmäßig Sport und 57 % legen Wert auf ausreichend Schlaf. Diese Zahlen sind erfreulich – zeigen aber auch, dass Gesundheit oft auf intuitiv bekannte Maßnahmen reduziert wird.
Strategische, personalisierte Ansätze zur Prävention – etwa regelmäßige Blutanalysen, epigenetische Tests oder funktionale Tees mit gezielter Wirkung – sind dagegen nur einem Bruchteil der Bevölkerung bekannt oder zugänglich. Hier liegt ein enormes Potenzial für Aufklärung und neue Angebote.
Longevity als Generationenthema – und Generationenkonflikt?
Überraschend ist ein Ergebnis der Umfrage: Vor allem junge Menschen unter 30 beschäftigen sich intensiver mit dem Thema Longevity. Das klingt zunächst paradox – schließlich ist diese Altersgruppe noch weit entfernt von altersbedingten Gesundheitsproblemen. Doch die Erklärung ist logisch: Die „Generation Selfcare“ wächst mit einem hohen Bewusstsein für Gesundheit, Nachhaltigkeit und digitalen Zugang zu Wissen auf.
Für sie ist es selbstverständlich, sich frühzeitig mit Prävention auseinanderzusetzen – vom Detox-Plan über Wearables bis zur gezielten Nahrungsergänzung. Ältere Generationen dagegen denken oft erst über Gesundheit nach, wenn Probleme auftreten. Das zeigt: Aufklärung muss altersübergreifend stattfinden und die jeweiligen Lebensrealitäten berücksichtigen.
Wissensdurst trifft auf Orientierungslosigkeit
Über die Hälfte der Befragten sehen sich laut Umfrage selbst verantwortlich für ihre Gesundheit und Langlebigkeit. Gleichzeitig geben viele an, sich nicht gut informiert zu fühlen oder nicht zu wissen, welche Maßnahmen tatsächlich wirksam sind. Diese Wissenslücke ist kritisch – denn sie öffnet Tür und Tor für pseudowissenschaftliche Trends, falsche Versprechen oder überteuerte Produkte.
Dabei wäre die Lösung naheliegend: fundierte, verständliche und zugängliche Informationen, die individuell umsetzbar sind. Longevity darf kein Luxuswissen für eine kleine Elite bleiben, sondern muss breit verfügbar gemacht werden – online wie offline, für jede Altersgruppe und Bildungsschicht.
Die fünf Säulen der Longevity
Um das Konzept Longevity verständlich zu machen, hilft die Orientierung an fünf zentralen Säulen:
- Ernährung: Pflanzenbasiert, nährstoffreich, antioxidativ – so lautet das Credo der Longevity-Forschung. Funktionale Lebensmittel wie fermentierter Tee, Vitalpilze oder Omega-3-Quellen stehen dabei im Fokus.
- Bewegung: Krafttraining, Ausdauer und Mobilität – idealerweise kombiniert in moderater, aber regelmäßiger Form – fördern die Zellgesundheit, verbessern Stoffwechselprozesse und schützen das Herz-Kreislauf-System.
- Schlaf: Ausreichend und vor allem erholsamer Schlaf hat massiven Einfluss auf Regeneration, Hormonbalance, Immunsystem und sogar die Zellalterung.
- Mentale Gesundheit: Stressbewältigung, Achtsamkeit und soziale Kontakte sind essenziell – nicht nur zur Vermeidung psychischer Erkrankungen, sondern auch als Schutzfaktor gegen kognitive Abbauprozesse wie Demenz.
- Medizinische Prävention & Technologie: Blutanalysen, Supplements, Wearables und AI-gestützte Gesundheits-Apps bieten neue Wege zur Selbstverantwortung – sie helfen, individuelle Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu handeln.
Diese ganzheitliche Sicht macht deutlich: Longevity ist keine einzelne Maßnahme, sondern ein Lebensstil – individuell, flexibel und dynamisch.
Mehr dazu: Longevity-Diät: Das Geheimnis der Blue Zones für ein längeres Leben
Gesundheit als Gemeinschaftsaufgabe
Auch wenn Longevity stark auf individuelle Verantwortung setzt, darf die Rolle der Gesellschaft nicht unterschätzt werden. Gesundheitsbewusstes Verhalten wird durch Bildung, Infrastruktur und wirtschaftliche Möglichkeiten geprägt. Wer in einem stressreichen Umfeld lebt, wenig Geld für hochwertige Lebensmittel hat oder lange Arbeitszeiten bewältigen muss, hat kaum Ressourcen für Prävention.
Deshalb braucht es auch politische Maßnahmen: Gesundheitsförderung in Schulen, steuerliche Vorteile für Präventionsleistungen, bessere Aufklärung durch Hausärzt:innen und vor allem der Ausbau digitaler Gesundheitskompetenz.
Kann Digitalisierung auch die ältere Generation gesund alt werden lassen?
Digitale Gesundheitslösungen bieten enorme Chancen: Sie können uns nicht nur vor Regen warnen, sondern vielleicht bald auch vor einem drohenden Nährstoffmangel oder zu viel Stress. Apps, smarte Uhren und Telemedizin machen es möglich, Gesundheitsdaten zu verfolgen, Empfehlungen zu erhalten und medizinischen Rat auf Knopfdruck zu bekommen.
Für das Konzept der Longevity ist das ein echter Fortschritt. Doch um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, muss eine wichtige Frage beantwortet werden: Wie können auch ältere Menschen davon profitieren?
Gerade die Generation 60+ bleibt häufig außen vor – nicht, weil das Interesse fehlt, sondern weil der Zugang zu digitalen Angeboten oft zu kompliziert, unverständlich oder schlicht nicht bekannt ist. Dabei könnten gerade sie enorm davon profitieren: Informationen zu altersgerechter Ernährung, Bewegung oder Prävention – jederzeit abrufbar und verständlich erklärt.
Damit die Digitalisierung die Lücke zwischen Wunsch und Wissen wirklich schließen kann, muss sie für alle Generationen zugänglich sein. Das heißt: einfache Bedienung, klare Sprache, persönliche Ansprache – und vor allem Vertrauen. Nur wenn ältere Menschen sich sicher fühlen und die Angebote verstehen, wird Technik zu einem echten Partner für ein gesundes, langes Leben.
Österreich will gesund alt werden
Die Umfrage von Vorwerk macht deutlich: Das Interesse an gesundem Altern ist riesig – aber die Umsetzung stockt. Es fehlt an Wissen, Orientierung und praktischen Tools. Gleichzeitig zeigt sich: Der gesellschaftliche Wandel ist im Gange. Gesundheit wird mehr und mehr zum Lebensstil, Longevity zum Leitbild.
Gesund zu altern ist kein Zufall. Aber es ist möglich – wenn wir es richtig angehen.
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