Psychische Gesundheit

Essstörung Diabulimie: Ohne Insulin zum Traumgewicht?

Bei Diabetes Typ 1 muss täglich Insulin gespritzt werden. Menschen mit Diabulimie lassen die lebenswichtige Therapie aus oder spritzen nur unregelmäßig, um Gewicht zu verlieren.

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Diabulimie ist eine häufig unentdeckte, gefährliche Essstörung, die ausschließlich Personen mit der Stoffwechselkrankheit Diabetes Typ 1 betrifft
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Diabulimie ist eine häufig unentdeckte, gefährliche Essstörung, die ausschließlich Personen mit der Stoffwechselkrankheit Diabetes Typ 1 betrifft. Die Patienten, zumeist junge Frauen um die 20, lassen absichtlich Insulininjektionen aus, um abzunehmen. Die stark gesundheitsschädigenden Effekte dieses Verhaltens ignorieren sie, obwohl Erblindung, schwere Nervenschäden oder der Tod folgen können.

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Hohe Dunkelziffer

Wie viele Diabetiker tatsächlich von Diabulimie betroffen sind, dazu gibt es derzeit nur Schätzungen. Experten vermuten, dass sogar bis zu 40 Prozent der Mädchen und Frauen zwischen 15 bis 30 Jahren mit Typ-1-Diabetes die lebenswichtigen Insulininjektionen einschränken, weil sie abnehmen wollen oder Angst vor einer Gewichtszunahme haben. Noch scheint die psychische Erkrankung nicht in der offiziellen Liste der Krankheiten, dem ICD-10 auf.

Glücklicherweise nimmt die Awareness dafür, zumindest in Diabetikerkreisen, aber immer mehr zu. In Großbritannien gibt es zum Beispiel einige Selbsthilfegruppen, an die sich Betroffene wenden können. Häufig leiden die Patienten auch unter anderen psychischen Störungen wie Magersucht, Binge Eating Disorder, Bulimie, Angst- oder Zwangserkrankungen. Stationäre Aufnahmen wegen des schlechten körperlichen und psychischen Zustands sind oft notwendig.

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Die Rolle von Insulin

Im Gegensatz zu Diabetes Typ 2, das vorrangig durch einen schlechten Lebensstil, Übergewicht und Bewegungsmangel ensteht, ist Diabetes Typ 1 eine Autoimmunerkrankung. Der Körper greift die normalerweise Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, diese kann letztendlich das Hormon nicht mehr ausschütten, das für den Abbau von Blutzucker zuständig ist.

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Organe und die Nerven. Daher müssen Diabetiker mehrmals täglich (und auch nachts) ihren Blutzucker kontrollieren und insbesondere vor Mahlzeiten entsprechende Mengen Insulin spritzen.

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Ohne Insulin bekommt der Körper Panik

Wird dem Körper das wichtige Insulin entzogen, reichern sich gefährlich hohe Mengen von Zucker im Blut an. Um zu überleben, beginnt der Körper Fett zu verbrennen, eine Gewichtsabnahme resultiert. Patienten mit Diabulimie können folge dessen essen was sie wollen und nehmen trotzdem ab. Gleichzeitig haben sie Angst, dass das regelmäßige Spritzen zur Zunahme führt. Ein echter Teufelskreis mit fatalen Folgen, zum Beispiel:

Die Krankheit bleibt oft unentdeckt, weil sich viele Betroffene gerade so viel Insulin spritzen, um nicht ins Krankenhaus zu müssen. Beim Arzt werden sie häufig nur als "schlecht eingestellt" beurteilt, mit dem Hinweis, den Diabetes besser zu kontrollieren.

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Hilfe suchen

Wenn Sie selbst an Diabetes leiden und sich im oben beschriebenen Verhalten wiedererkennen oder eine Ihnen nahe stehende Person unter Diabulimie leidet, sprechen Sie das Problem beim Arzt bzw. direkt beim Betroffenen an. Eine Psychotherapie und eine regelmäßige Überprüfung der Blutzuckerwerte beim Arzt sind wichtige Schritte für den Weg aus der bedrohlichen Essstörung.

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