Skincare-Hypes: Brauchen wir eine Altersgrenze?

Tassii/ istock

Social Media verstärkt Anti-Aging-Trends

In einer Gesellschaft, in der das Schönheitsideal eine faltenfreie, glatte und makellose Haut ist, überrascht es nicht, dass auch sehr junge Menschen immer früher in die Welt der Anti-Aging-Hautpflege eintauchen. Doch schon seit geraumer Zeit zieren zahlreiche Anti-Aging-Cremes die Werbeflächen, TV-Shows vermitteln jungen Menschen das Gefühl, dass ein makelloser Teint das einzige erstrebenswerte Ziel im Leben sein sollte. Und gleichzeitig flimmern Werbespots mit dem Slogan „Wer jung bleiben will, muss früh damit anfangen“  über die Bildschirme. Letzteres bezog sich zwar nur auf das Wassertrinken, aber der Satz mag bei dem einen oder anderen etwas anderes auslösen. Fakt ist, dass ein faltenfreier Look das gängige Ideal ist und durch Social Media zusätzlich verstärkt wird: TikTok und Instagram überschwemmen die Timelines 24/ 7 mit den neuesten Skincare-Trends. Dabei ist Hailey Biebers „glazed“ Skin das Ziel der meisten User. Keine Frage, eine glatte, porenreine Haut kann das Selbstbewusstsein steigern und sorgt zudem für eine gesunde Hautbarriere. Doch wann kann ein Hype für junge Menschen in die falsche Richtung gehen und sogar gesundheitsschädlich werden?

Gefahren von Wirkstoffen bei junger Haut

Auf Social Media und auch bei den gängigen Werbungen werden häufig Produkte mit Wirkstoffen wie Säuren, Peptiden und Retinoiden beworben. Diese können bei vielen Menschen sehr wirksam sein, bergen aber für junge, sich noch entwickelnde Haut, zahlreiche Risiken. Schwedische Initiativen wie die von Mantle und „Apotek Hjärtat“ setzen auf Altersbeschränkungen beim Verkauf von Hautpflegeprodukten, um Jugendliche vor möglichen Schäden zu schützen. Die Nutzung von chemischen Peelings, reichhaltigen Anti-Aging-Cremes oder Retinol-Cremes ist auch für Erwachsene mit Vorsicht zu genießen und kann bei unsachgemäßer Anwendung zu Hautveränderungen wie Reizungen oder Pigmentflecken führen – insbesondere, wenn nicht regelmäßig ein UV-Schutz im Gesicht aufgetragen wird. Bei Jugendlichen, deren Haut noch empfindlicher ist, können solche Produkte sogar zu gröberen Problemen führen. Eine Expertin erklärt in einem CNN-Bericht , dass viele junge Konsumenten mit Hautproblemen kommen, die sie für altersbedingte Symptome halten, diese jedoch in Wirklichkeit durch den vorzeitigen Gebrauch von scharfen Chemikalien verursacht wurden. Eine gründliche Aufklärung über die Inhaltsstoffe und deren Wirkungsweise ist deshalb dringend notwendig, um Langzeitschäden zu vermeiden. Auch in Österreich ist die Sensibilisierung bisher noch nicht sehr weit verbreitet.

Die Illusion der Notwendigkeit

Trotz der Risiken fühlen sich viele Jugendliche durch den Druck dazu verleitet, teure und potenziell ungeeignete Produkte zu verwenden. Der Hashtag #antiaging wurde beispielsweise über 8 Milliarden Mal auf TikTok aufgerufen. Der Anti-Aging-Filter, der den Nutzern einen Blick in ihre optische Zukunft ermöglicht, ging Anfang des Jahres 2023 mit 24,5 Millionen Beiträgen viral, unter anderem von Kylie Jenner. Anti-Aging-Lösungen wie Frownies (ein Aufkleber, in dem man schläft, um Falten zu glätten), Silikonpads gegen Falten, Kieferlifting-Kinnriemen, Gesichtstape für „Fuchsaugen“ und andere Trends werden überall beworben. Auch Botox und CO. stehen bei Frauen unter 25 Jahren auf der Agenda. Wenn Gen-Zer sich eine Injektion verabreichen lassen, filmen sie oft den Vorgang oder teilen anschließend Videos mit, was wiederum die anderen beeinflusst und diverse Behandlungen verharmlost. Der Trend, der von Influencern und der sogenannten „Sephora Kids“ Generation vorangetrieben wird, suggeriert, dass man nicht früh genug mit einer Faltenbekämpfung beginnen kann. Eine Studie zeigt: Vor allem junge Frauen lassen sich in ihrer Hautpflegeroutine stark von Trends in sozialen Medien beeinflussen. Doch die Haut funktioniert bis zum 25. Lebensjahr in der Regel ausgezeichnet ohne die Hilfe von hochkonzentrierten Seren, Anti-Aging-Produkten oder gar Injektionen.

Ein Plädoyer für Mäßigung

Es ist wichtig, dass Jugendliche und auch junge Erwachsene lernen, ihre Haut zu verstehen und zu pflegen, ohne sich auf invasive oder aggressive Methoden zu verlassen. Sanfte Produkte, die die Haut nicht überfordern, sind der Schlüssel für eine gesunde Hautpflege in jungen Jahren. Während es keine Einheitslösung für alle gibt, ist es wichtig, dass junge Menschen ihre Hautpflege an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen und nicht jedem Trend folgen. Die Einführung von Altersbeschränkungen für bestimmte Produkte kann ein Schritt in die richtige Richtung sein, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Hautpflege zu schärfen. Die Industrie und die Influencer haben hier eine Verantwortung, korrekte Informationen zu vermitteln und nicht den Einsatz unnötiger oder gar schädlicher Produkte zu fördern. Letztlich geht es darum, eine Balance zu finden, die es der GenZ ermöglicht, sich um ihre Haut zu kümmern, ohne sie zu schädigen.

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