Fast jede Frau hat bestimmt schon einmal erlebt, dass sie ein Kollege oder Freund über ein Thema "aufklärt" oder "belehrt", obwohl sie gar nicht danach gefragt hat. Der Begriff "Mansplaining" hat sich in den letzten Jahren immer mehr in unserem Sprachgebrauch verfestigt. Nun sprechen Frauen auf Twitter über die absurdesten Erfahrungen damit.
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Was ist "Mansplaining"?
Unter "Mansplaining" versteht man, wenn ein Mann einer Frau etwas besonders herablassend erklärt (auch wenn die Frau nicht danach gefragt hat), in dem Glauben, dass sie nicht genug über das Gesprächsthema weiß. Dies artet meist in einen "Vortrag" aus, den viele Frauen als sexistisch und beleidigend empfinden.
Die Tagesschau zeigt in ihrem YouTube-Video, wie sich das "Mansplaining" äußern kann:
Die Autorin Kim Goodwin erzählte davon, dass sie von ihren männlichen Kollegen häufig gefragt wurde, ob sie "mansplainen". Goodwin hat daraufhin eine Grafik erstellt:
I have had more than one male colleague sincerely ask whether a certain behavior is mansplaining. Since apparently this is hard to figure out, I made one of them a chart. pic.twitter.com/7DZ1RTrB3R
— Kim Goodwin (@kimgoodwin) July 19, 2018
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Der Hashtag #mansplaining boomt auf Twitter
Betroffene erzählen auf Twitter über ihre Erlebnisse mit rechthaberischen Kollegen oder klugscheißenden Freunden. In einem Thread der Userin "Paanthao" schreiben unzählige Frauen über ihre Erfahrungen:
Was war eure absurdeste #Mansplaining-Erfahrung?
Bei mir wars, als ich mit einem neuen Job angefangen habe & dem Tischnachbar vorgestellt wurde. Er zeigte auf den einzigen leeren Platz und sagte: „Du sitzt hier, aber du musst den PC erst anmachen bevor du ihn benutzen kannst.”
— Thảo Trần (@Paanthao) August 2, 2020
Wir haben die besten Tweets aus dem Thread zusammengefasst:
Ich unterbreche einen Seminarvortragenden mit: "Das ist nicht, was die Autorin ausdrücken wollte."
"Doch, natürlich, außerdem ist der Autor männlich und warum erdreisten Sie sich mich zu unterbrechen?"
"Ich habe den Artikel geschrieben, ich bin die Autorin."
— Polysub (@lovelyropes) August 3, 2020
Der Mitbewohner, der mir ganz überzeugt erklärt hat, wie Menschen mit einer bestimmten Psychobesonderheit so ticken.
Ich hab die.
Er nicht.
Nein, er hat auch nicht beruflich damit zu tun oder so. Er wusste trotzdem besser, wie sich das anfühlt, als ich als Betroffene. 🙃🙃
— fraukrause (@_fraukrause) August 2, 2020
Ich arbeite als Mediaplanerin. An einer Veranstaltung spricht mich ein Fotograf an. Er fragt mich, was denn Mediaplaner genau machen. Ich erkläre es ihm, worauf er antwortet: "Nein, das glaube ich nicht. Das macht ihr nicht so." Und dann beginnt er mir meinen Job zu erklären.
— Monica (@stella_veneta) August 7, 2020
Als ich mit einem Typen im Kino saß, Film auf englisch, und er mir ungefragt die ganze Zeit den Film & die Witze "erklärte". Den Film hatte übrigens ich ausgesucht, und ich hatte keine Verständnisprobleme. Im Gegensatz zu ihm, denn sein Englisch war offenbar nicht sehr gut.
— Louise (@koksmilch) August 2, 2020
DER ABSOLUTE GEWINNER:
Mir wurde (ungefragt von einem Fremden) erklärt, dass ich „Mansplaining“ ganz falsch definiere als wir gerade das Thema hatten. Und dass ich doch froh sein solle, dass er mir das jetzt richtig beibringt weil ich schließlich was lerne. 🤦🏻♀️
— Lilou (@Liloulive) August 3, 2020
Unter dem Hashtag #Mansplaining könnt ihr noch mehr nachlesen.
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Nicht alle Männer wollen Frauen die Welt erklären
Bevor du dich nun auf jeden Mann stürzt, der zu einem Thema etwas sagen möchte, dann sei beruhigt: Nicht jeder männliche Gesprächspartner möchte dich belehren oder geht davon aus, dass du absolut keine Ahnung hast!
Doch wie reagiert man, wenn man "Mansplaining" erlebt?
- Am besten tief Luft holen, den "Vortrag" unterbrechen und die Situation aufklären. Du hast nicht nach einer Erklärung oder Erläuterung deines Gegenübers gefragt? Dann mach ihm das auch klar!
- Im Alltag vergessen wir oft, welche Kompetenzen, welche Ausbildung, welchen Beruf, welche Hobbys oder Interessen unser Gesprächspartner hat.
- Eine offene und neutrale Einstellung in einem Gespräch ist also immer vorteilhaft, anstatt seinem Gegenüber etwas über ein Thema zu erklären, in dem sie (oder er!) sogar doktoriert hat.
Wer davon ausgeht, dass sein Gegenüber aufgrund seines Geschlechts keine Ahnung hat, ist nicht nur unglaublich sexistisch, sondern auch hochgradig ignorant.
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