Alkohol im Flugzeug: Warum es keine gute Idee ist

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Versteckte Risikofaktor über den Wolken

Vor allem in den Sommermonaten, wenn viele Menschen in den wohlverdienten Urlaub fliegen, ist Alkohol im Flugzeug ein beliebtes Mittel, um sich in „Reiselaune“ zu bringen. Die Kombination aus Entspannung, Unterhaltung und der Verfügbarkeit von Getränken an Bord macht den Griff zu einem Glas Wein, Spritzer oder Bier verlockend. Doch was passiert eigentlich im Körper, wenn man in großer Höhe Alkohol trinkt? Neue Forschungsergebnisse beleuchten die bisher noch unbekannten Auswirkungen und Risiken des Alkoholkonsums im Flugzeug in Verbindung mit Schlaf und geben wichtige Hinweise für Reisende- und auch Fluggesellschaften.

Physiologische Auswirkungen von Alkohol in großer Höhe

Zunächst einmal muss jeder Fluggast wissen, dass der Konsum von Alkohol in einem Flugzeug andere Auswirkungen als am Boden hat, da die Flughöhe und der Kabinendruck eine entscheidende Rolle spielen. In großen Höhen ist der Sauerstoffgehalt im Blut niedriger, was zu einer schnelleren und intensiveren Wirkung von Alkohol führt. Das kann dazu führen, dass Reisende schneller betrunken werden und die Auswirkungen des Genussmittels auch stärker spüren. Einige Studien zeigen, dass selbst moderate Mengen an Alkohol in der Luft zu Dehydration, Kopfschmerzen und einer Verschlechterung der kognitiven Funktionen führen können. Zudem kann die Kombination aus Alkohol und geringem Sauerstoffgehalt das Risiko für Thrombosen erhöhen. Zusätzlich kann der Rauschzustand länger anhalten, was insbesondere nach der Landung beim Autofahren zu beachten ist.

Schlaf, Sauerstoffmangel und Alkohol

Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, die in der Fachzeitschrift „Thorax“ veröffentlicht wurden, legt nahe, dass der Konsum alkoholischer Getränke in Verbindung mit Schlaf während des Fluges ein großes Gesundheitsrisiko darstellen kann – insbesondere für Menschen mit Herz- oder Lungenerkrankungen. Das Ziel der Forschung war es, die Auswirkungen von moderatem Alkoholkonsum und den Unterdruckbedingungen im Flieger auf die Schlafstruktur und die Herzfrequenz zu untersuchen. In der Flugzeugkabine ist wie bereits erwähnt der Sauerstoffgehalt im Blut reduziert, was laut der neuen Studie sogar bereits ohne Alkoholkonsum zu Symptomen wie Schwindel oder Übelkeit führen kann. Dieser Effekt wird jedoch durch den Mix Alkohol und Schlaf verstärkt, was sich in der neuen Studie mit 40 Probanden bestätigte: Die Sauerstoffsättigung nahm weiter ab und die Herzfrequenz stieg an.

Besonders auf Langstreckenflügen konsumieren Passagiere häufig alkoholische Getränke und schlafen danach ein, wie die Untersuchungen zur Studie zeigen. Umso wichtiger ist es, die Wechselwirkungen von Alkohol und Schlaf in der Höhe genauer zu erforschen. Die neuen Daten liefern wichtige Informationen und erleichtern die Entwicklung von Empfehlungen und Richtlinien zur Vermeidung von medizinischen Notfällen an Bord, sowohl für die Passagiere als auch für das medizinische Personal. Nach diesen Erkenntnissen wird es bestimmt bald umfangreichere Studien mit mehr als 40 Teilnehmer:innen geben.

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Einfluss auf die Sicherheit und das Verhalten

Neben den neuen Studien zu den körperlichen Auswirkungen müssen auch die psychischen Auswirkungen thematisiert werden. Alkoholkonsum kann das Urteilsvermögen und die Reaktionszeit beeinträchtigen, was in Notfallsituationen gefährlich werden kann. Außerdem kann übermäßiger Alkoholkonsum zu unerwünschtem Verhalten führen, das die Sicherheit und den Komfort anderer Fluggäste gefährdet. Aus diesem Grund haben Fluggesellschaften strenge Richtlinien für den Alkoholkonsum an Bord und schulen das Kabinenpersonal, um mögliche Probleme zu erkennen und zu bewältigen. Im Extremfall kann übermäßiger Alkoholkonsum sogar zur Verweigerung des Weiterflugs oder zu rechtlichen Konsequenzen führen. Vorfälle dieser Art häufen sich in der Regel in der Urlaubssaison.

Bei vielen Standard: Ein Drink vor dem Abflug
Bei vielen Standard: Ein Drink vor dem Abflug

Flugangst und Alkohol

Viele trinken auch, um Flugangst abzubauen und entspannt zu fliegen. Obwohl Alkohol zwar kurzfristig beruhigend und auflockernd wirken kann, ist diese Methode riskant: Das Genussmittel kann die Symptome von Angst und Panik langfristig verschlimmern, da er den natürlichen Schlafzyklus stört, Dehydration fördert und die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Ebenso lässt die Wirkung eines Spritzers schnell nach, was bei Langstreckenflügen zu einem Dilemma führen kann. Darüber hinaus kann Alkohol die Nebenwirkungen von Angstmedikamenten verstärken, was zu unerwünschten Wechselwirkungen führen kann. Übrigens: Auch Koffein verstärkt Ängste und belastet das Nervensystem. Es erhöht den Adrenalinspiegel und führt so schneller zu einem Gefühl des Kontrollverlusts. Deshalb sollte man bei einer Flugangst auf koffeinfreien Kaffee setzen sowie auf Cola und andere Energy Drinks verzichten.

Um wirklich ruhig zu werden, empfehlen Experten, auf natürliche Mittel zu setzen. Das wären unter anderem Bachblüten aus der Apotheke, Baldriantropfen und bestimmte Tees. Ein offener Umgang mit dem Thema und die Auseinandersetzung mit Hilfe eines Psychologen ist auch eine Strategie. Mittlerweile werden auch Kurse von bekannten Fluggesellschaften angeboten, die – wenn auch sehr teuer – mögliche Verbesserungen bringen. Wichtig ist, dass man auf starke Medikamente und Alkohol verzichtet, da man sich dadurch mehr gefährdet als durch das Fliegen selbst. Hinzu kommt, dass man sich nicht wirklich mit der Angst auseinandersetzen kann, was diese auch noch verschlimmern kann.

Verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol

Um sicher und ausgeruht am Zielort anzukommen, ist ein Verzicht von alkoholischen Getränken an Bord ratsam. Zu bedenken ist auch das erhöhte Thromboserisiko während des Fluges und die Tatsache, dass Alkohol entwässernd wirkt. Deshalb sollte man auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Letztlich liegt es in deiner Verantwortung, wie du mit dem Angebot an alkoholischen Getränken an Bord umgehst. Vielleicht fällt es mit den neuesten Studien leichter, darauf zu verzichten und erst am Urlaubsort einen Spritzer zu genießen.

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