„Bikini-Body“-Trend: Das macht es mit deiner Psyche

Druck rund um den Trend „Bikini-Body“

In den letzten Jahren hat sich der Begriff „Bikini-Body“ in den sozialen Medien etabliert. Doch was bedeutet dieser Begriff eigentlich und warum ist er so problematisch? Der Trend suggeriert, dass man eine bestimmte Körperform oder -größe haben muss, um im Bikini attraktiv und attraktiv auszusehen. Dieses Ideal wird oft durch Bilder von sehr schlanken Körpern mit großem Po und Wespentaille dargestellt, die in der Realität nur einen kleinen sehr Bruchteil der Bevölkerung ausmachen. Medien und Werbung verstärken diese Botschaft seit Jahrzehnten, indem sie diese idealisierten Körper in Zeitschriften, Fernsehsendungen, sozialen Netzwerken und Werbekampagnen zeigen. Nun könnte man meinen, dass sich das seit der „Body Positivity“-Bewegung geändert hat – aber ganz so ist es nicht. Denn im Grunde hat sich das Schönheitsideal nur verschoben: Statt sehr zierlich und schlank wie ein Victoria’s-Secret-Angel haben nun „alle“ eine sehr schmale Taille, einen großen Po und dünne Arme. Erst kürzlich sorgte Kim Kardashian bei der Met Gala mit ihrer engen Taille für Aufsehen und Kritik. Sie warf sich in ein enges Korsett und löste damit eine große Debatte in den Medien aus. Neben Po-Implantaten ist bekannt, dass die 43-Jährige die berüchtigte Diabetes-Spritze Ozempic benutzt, und manche munkeln sogar, sie habe sich Rippen entfernen lassen. Was auch immer der Wahrheit entspricht, Tatsache ist, dass ihr Körper eindeutig nicht natürlich aussieht und an einigen Stellen nachgebessert wurde. Bei einer Reichweite von 362 Millionen Followern auf Instagram kann so ein Auftritt also bei einigen, vor allem jungen Frauen, kurz vor dem Sommer das Gefühl auslösen, man müsse auch so eine Taille bekommen. Crash-Diäten und Schönheitsoperationen sind die Folge.

 

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Körperliche Risiken des „Bikini-Body“-Trends

Auch wenn seit einigen Jahren die „Body-Positivity“-Bewegung gefeiert wird, sind immer noch Crash-Diäten im Umlauf, die versprechen, in nur vier Wochen bis zu fünf Kilo abzunehmen. Der Gedanke mag für manche vielleicht verlockend sein, aber saisonale Gewichtsschwankungen und solche radikalen Diäten sind oft völlig unrealistisch sowie belastend für den gesamten Körper. Trotzdem greifen viele Menschen im Sommer zu kurzfristigen Schlankheitskuren, ohne sich der möglichen Folgen für ihr körperliches Wohlbefinden bewusst zu sein. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 kann eine unzureichende Kalorienzufuhr dem Körper lebenswichtige Nährstoffe entziehen, was zu Mangelernährung, Muskelkrämpfen, Magenschmerzen sowie einem geschwächten Immunsystem führt. Ebenso kann eine stark eingeschränkte Ernährung (unter 1500 Kalorien) zu hormonellen Ungleichgewichten führen, die unregelmäßige Monatsblutungen und langfristig sogar Unfruchtbarkeit zur Folge haben können. Wer wirklich etwas abnehmen will, sollte sich realistische Ziele setzen und auf ausreichend Bewegung, eine kalorienarme, aber nährstoffreiche Ernährung und eine leichte Kalorienreduktion setzen. Unter 2000 Kalorien (Rechnung gilt für eine Frau bei einer Durschnittsgröße von 1,65m) pro Tag sollte man jedoch nicht kommen, da man sich sonst den Stoffwechsel ruiniert und der Jojo-Effekt nach kurzer Zeit bei den meisten wieder eintritt.

Auswirkungen auf die Psyche

Die ständige Konfrontation mit unrealistischen Schönheitsstandards kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Psyche haben. Viele Menschen vergleichen sich ständig mit den idealisierten Bildern, die sie sehen, und fühlen sich unzulänglich. Dies führt oft zu einem geringen Selbstwertgefühl und Unsicherheiten. Der Druck, einem bestimmten Ideal zu entsprechen, kann auch zu Körper-Dysmorphie führen, einer psychischen Störung, bei der Betroffene übermäßig besorgt über vermeintliche Mängel in ihrem Aussehen sind. Selbst Menschen, die auf den ersten Blick genau der gerade angesagten Körperform entsprechen, sind betroffen. Ein prominentes Beispiel ist die amerikanische Schauspielerin Megan Fox. Die 37-Jährige sprach kürzlich mit dem US-Magazin Sports Illustrated offen über ihr schwieriges Verhältnis zu ihrem Körper und ihre Körperbildstörung.

Ein weiterer ernsthafter Effekt des „Bikini-Body“-Trends ist die Entstehung von Essstörungen. Der Wunsch, das Ideal eines „Bikini-Bodys“ zu erreichen, kann zu ungesunden Essgewohnheiten und schwerwiegenden Essstörungen wie Anorexie, Orthorexie oder Bulimie führen. Laut einer neuen Studie der Med Uni Wien leiden allein in Österreich derzeit 7.500 Jugendliche an einer Essstörung, die Zahl hat sich laut einem Bericht der Kleinen Zeitung und einer umfangreichen Studie seit der Pandemie verdoppelt. Diese Erkrankungen haben weitreichende physische und psychische Folgen und erfordern oft eine intensive Behandlung. Zudem kann die ständige Sorge um das eigene Aussehen und das Gefühl, den Erwartungen nicht gerecht zu werden, zu Angstzuständen und Depressionen beitragen.

Wege zu mehr Selbstakzeptanz und Wohlbefinden

Es ist wichtig, sich von den unrealistischen Schönheitsstandards des „Bikini-Body“-Trends zu lösen und ein gesundes Selbstbild zu entwickeln. Hier sind einige Strategien, die dabei helfen können:

  1. Medienkompetenz: Sei dir bewusst, dass die meisten Medienbilder bearbeitet und idealisiert sind. Erkenne, dass diese Bilder nicht die Realität widerspiegeln und setze dich bewusst mit verschiedenen Körperbildern auseinander. Manchmal entlarvt man dabei eine Lieblingsinfluencerin, die ihren Körper ganz schön „aufgehübscht“ hat. Ob auf Plakaten oder eben in den sozialen Medien – leider ist der Einsatz von Face-Apps und Photoshop zum Standard geworden. So kann das eigene Selfie oder das Foto am Strand ganz anders aussehen. Aber sei dir bewusst, dass es genau so ist, wie es ist.
  2. Selbstliebe und Selbstakzeptanz: Arbeite daran, deinen Körper so zu akzeptieren und zu lieben, wie er ist. Denke daran, dass jeder Körper anders attraktiv ist. Wichtig ist, dass du dich wohl fühlst. Wenn du ein paar Kilos abnehmen möchtest, ist das ja auch in Ordnung, aber achte darauf, dass du es wirklich nur für dich tust und nicht für jemand anderen. Vermeide es auch, in der Öffentlichkeit negativ über deinen Körper zu sprechen – was du zu dir selbst sagst, würdest du vielleicht nicht so hart zu jemand anderem sagen.
  3. Fokus auf Gesundheit: Ernähre dich sich ausgewogen, treibe regelmäßig Sport und achte auf ausreichend Schlaf. Ein gesunder Körper ist wichtiger als ein vermeintlich „perfekter“. Er ist dein Kapital und dein Motor, gehe also sorgsam mit ihm um. Eine Essstörung kann oft noch Jahre später körperliche und seelische Folgen haben.
  4. Unterstützung suchen: Es ist wichtig, sich bei Sorgen und Ängsten nicht alleine zu fühlen. Sprich offen mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten über das, was dich beschäftigt. Diese Gespräche können dir nicht nur helfen, deine Gefühle zu verarbeiten, sondern auch wertvolle Perspektiven und Ratschläge bieten. Unterstützung von anderen Menschen kann einen großen Beitrag dazu leisten, ein positiveres Selbstbild zu entwickeln. Sie können dir helfen, dich an deine Stärken zu erinnern und dich zu ermutigen, wenn du Zweifel hast.
  5. Diversität feiern: Um ein gesundes und positives Körperbild zu fördern, umgib dich mit vielfältigen und positiven Vorbildern. Dies kann Menschen umfassen, die verschiedene Körperformen und -größen repräsentieren. Folge auf sozialen Netzwerken Accounts, die für Körperakzeptanz und Selbstliebe werben. Diese bewusste Auswahl kann dir helfen, ein realistisches und positives Bild von Schönheit zu entwickeln. Diversität zu feiern bedeutet auch, die Einzigartigkeit jedes Einzelnen anzuerkennen und zu schätzen, was wiederum dein eigenes Selbstwertgefühl stärken kann. Versuche auch nicht, schlanke Menschen von vornherein zu verurteilen und in eine Schublade zu stecken. Schließlich gibt es so viele verschiedene Körperformen und „Slim Shaming“ ist genauso ein Phänomen wie „Fat Shaming“.
  6. Praktische Tipps für den Bikini: Wähle einen Bikini, der dir wirklich gefällt und in dem du dich wohlfühlst. Das richtige Kleidungsstück kann dein Selbstvertrauen enorm steigern. Konzentriere dich auf die Freude und den Spaß, den ein Tag am Strand oder am Pool mit sich bringt, anstatt auf dein Aussehen. Genieße die Sonne, das Wasser und die Gesellschaft, und lass dir von negativen Gedanken nicht den Tag verderben. Das ist leichter gesagt als getan, aber allein die Erkenntnis kann helfen, daran zu arbeiten. Gerade als Frau ist das oft ein langer Prozess und man muss sich immer wieder sagen: Man ist nicht allein damit, aber man ist stark genug, um es aus dieser Negativ-Spirale zu schaffen.

Fazit

Der Trend zum „Bikini-Body“ stellt unrealistische und auch schädliche Schönheitsideale dar, die erhebliche negative Auswirkungen auf die Psyche haben können. Es ist wichtig, sich von diesen Normen zu lösen und ein gesundes Selbstbild zu entwickeln. Durch Medienkompetenz, Selbstliebe, Gesundheitsbewusstsein und die Unterstützung anderer können wir lernen, unseren Körper sowie auch den der anderen Menschen rund um uns zu akzeptieren. Vorurteile, krampfhaftes Abnehmen und Retuschieren von Bildern sollten endgültig der Vergangenheit angehören.

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