„Impostor-Syndrom“: Deshalb sind Frauen häufiger betroffen

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Was ist das Impostor-Syndrom und wer ist davon betroffen?

Erfolg und Selbstzweifel scheinen oft Hand in Hand zu gehen, besonders bei Frauen. Das Impostor-Syndrom, ein Phänomen, das trotz offensichtlicher Erfolge von Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten begleitet wird, ist weit verbreitet. Es wurde erstmals in den 1970ern von den Psychologinnen Pauline Rose Clance und Suzanne Imes beschrieben und betrifft laut einer Studie schätzungsweise 70 Prozent aller Menschen mindestens einmal im Leben. Das auch als Hochstaplersyndrom bekannte Phänomen findet man auch häufiger bei Akademiker:innen. Aber auch junge Menschen leiden häufiger daran als Menschen, die schon etwas fester im Leben stehen. Eine weitere Studie der University of Portland fand heraus, dass junge Erwachsene kurz vor dem Berufseinstieg überproportional betroffen sind. Frauen sind dabei zusätzlich gefährdeter, da sie dazu neigen, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen und ihre Leistung äußeren Faktoren zuzuschreiben.

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Merkmale eines Impostor-Syndroms

Häufige Merkmale des Hochstapler-Syndroms sind folgende:

  • Perfektionismus und Überkompensation
  • Prokrastination und Selbstsabotage
  • Fehlendes Selbstbewusstsein
  • Fehlende Selbstakzeptanz und Abneigung gegenüber sich selbst
  • Negative Glaubenssätze
  • Distanz zum eigenen Team
  • Unbewusste Selbstsabotage
  • Unfähigkeit, Komplimente anzunehmen

Ursachen tief in der Sozialisation verankert

Die Wurzeln des Impostor-Syndroms reichen oft bis in die Kindheit zurück. Erziehungsstile, die hohe Erwartungen stellen oder Leistung an Anerkennung koppeln, können dazu führen, dass Kinder nie das Gefühl haben, gut genug zu sein. Dies kann ein Leben lang anhaltende Selbstzweifel und ein verzerrtes Selbstbild nach sich ziehen. Frauen leiden zudem unter dem Druck gesellschaftlicher Stereotypen und der historischen Rolle als das „schwächere“ Geschlecht, was ihr Selbstwertgefühl zusätzlich beeinträchtigen kann.

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Impostor-Syndrom im Job und Privatleben

Trotz dieser inneren Hürden erreichen viele Frauen beachtliche berufliche Erfolge. Doch das Impostor-Syndrom kann sie daran hindern, diese Erfolge anzuerkennen und weitergehende berufliche Chancen zu ergreifen. Eine KPMG Studie zeigte, dass Frauen mit niedrigem Selbstbewusstsein seltener Führungspositionen einnehmen. Das führt wieder zu Chancenungleichheiten und bestärkt den Gender Pay Gap. Laut Statistik Austria besteht nach wie vor ein durchschnittlicher Gender Pay Gap von -12,4% vom jährlichen Bruttojahreseinkommen zwischen Mann und Frau. Dies wird durch patriarchale Strukturen und mangelnde Repräsentanz in Spitzenpositionen verstärkt. Das Impostor-Syndrom beschränkt sich dann auch nicht nur auf das Berufsleben, sondern kann auch das Privatleben beeinträchtigen. Betroffene zweifeln häufig an der Echtheit ihrer Beziehungen und neigen dazu, diese zu sabotieren. Das führt zu einem Teufelskreis aus Angst und Selbstsabotage, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Wege zu mehr Selbstvertrauen bei Impostor-Syndrom

Um das Impostor-Syndrom zu überwinden, ist es wichtig, die eigenen Erfolge anzuerkennen und negative Glaubenssätze zu hinterfragen. Tipps für mehr Selbstvertrauen umfassen das Annehmen von Komplimenten, das Festhalten von Erfolgen in einem Notizbuch und das Verabschieden von Perfektionismus. Zudem kann das britische Mantra „Fake it till you make it“ helfen, eine selbstbewusste Haltung aufzubauen. Sich mit positiven Vorbildern zu umgeben, kann ebenfalls stärkend wirken. Letztlich ist es ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert, aber mit bewusster Auseinandersetzung und Übung können Frauen lernen, ihre Erfolge zu besitzen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken.

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