Introvertiert vs. Extrovertiert: Kann man beides sein?

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Komplexität von Introversion und Extraversion

Wir stecken Menschen und Dinge gerne in Schubladen – nach Alter, Geschlecht, Nationalität oder Aussehen. Aber können wir wirklich sagen, ob jemand introvertiert oder extrovertiert ist? Extrovertierte Menschen sind meist aktiv, gesellig und bevorzugen es, ihre Freizeit unter Menschen zu verbringen. Sie nehmen gerne an Events und anderen sozialen Aktivitäten teil und fühlen sich in einer lebhaften Umgebung wohl. Im Gegensatz dazu wirken introvertierte Menschen ruhig, nachdenklich und arbeiten lieber allein. In größeren Gruppen halten sie sich häufig zurück und nehmen die Rolle des Beobachters ein, wodurch sie oft als distanziert oder schüchtern wahrgenommen werden. Die Unterscheidung zwischen introvertiert und extrovertiert hängt jedoch nicht von einer vermeintlichen Schüchternheit ab, sondern davon, wie wir unsere inneren Batterien aufladen. Introvertierte Menschen wenden sich nach innen, um Energie zu tanken, während extrovertierte Menschen ihre Energie durch die Interaktion mit anderen Menschen aufladen. Deshalb brauchen Introvertierte mehr Zeit für sich selbst, denn selbst die Interaktion mit einer kleinen Gruppe enger Freunde kann ihre soziale Batterie entladen.

Weder noch

Es gibt aber auch Menschen, die sich weder dem introvertierten noch dem extrovertierten Typ zuordnen können. Manche sind oft nachdenklich und in sich gekehrt, gleichzeitig aber auch gesellig und gesprächig. In der Psychologie wird die Persönlichkeit auf einer Skala zwischen extrovertiert und introvertiert gemessen. Manche Menschen sind eher introvertiert, andere eher extrovertiert und wieder andere liegen dazwischen. Dieser weniger bekannte Persönlichkeitstyp wird als ambivertierter Typ bezeichnet. Ein Mischtyp fühlt sich in Maßen wohl in Gruppen und sozialen Interaktionen, genießt aber auch die Zeit allein, fernab von Menschenmengen. Mit anderen Worten, der Ambivertierte ist eine Person, deren Verhalten sich dem sozialen Kontext anpasst. Dieser Persönlichkeitstyp ist auch beruflich oft erfolgreicher als extrovertierte oder introvertierte Menschen, da ambivertierte Menschen sehr anpassungsfähig sind. Dies hat eine Studie der Association for Psychological Science bestätigt. Man kann auch von einem introvertierten Extrovertierten oder einem extrovertierten Introvertierten sprechen – beides sind Ambivalente. Der einzige Unterschied ist, dass das letztere etwas dominanter ist.

Merkmale der ambivalenten Persönlichkeit

Wenn du dich keinem der beiden Extreme zugehörig fühlst, bist du wahrscheinlich weder rein introvertiert noch rein extrovertiert, sondern irgendwo dazwischen. Anhand dieser 5 Merkmale kannst du herausfinden, ob du zu den Ambivertierten gehörst:

  1. Du fühlst dich in verschiedenen Situationen wohl: Du verbringst deine Abende gerne allein mit einem guten Buch oder einer Serie, aber auch ein berufliches Networking-Event macht dir nichts aus.
  2. Du kannst sowohl ruhig als auch gesellig sein: Manche Menschen beschreiben dich als ruhig, andere als gesprächig und energisch. Das hängt davon ab, in welchem Rahmen sie dich erlebt haben.
  3. Du kannst deine Emotionen kontrollieren: Ambivertierte Menschen können ihre Gefühle gut kontrollieren und lassen Stimmungsschwankungen nicht ihr Leben beeinflussen.
  4. Du denkst viel nach: Wenn ambivertierte Menschen wichtige Entscheidungen treffen müssen, denken sie zuerst lange darüber nach und fragen viele Freunde oder Bekannte um Rat.
  5. Du tankt auf unterschiedliche Weise Energie: Du schöpfst deine Energie sowohl aus ruhigen Abenden und Me-Time als auch aus Partys mit Freunden. Allerdings weißt du ganz genau, wann du Erholung allein oder in der Gesellschaft brauchst.

Die eigenen Stärken nutzen

Es gibt Zeiten, in denen auch introvertierte oder extrovertierte Menschen sich zu Aktivitäten motivieren können, die sie aus ihrer Komfortzone herausholen. Unabhängig davon, ob wir uns eher introvertiert, extrovertiert oder ambivertiert fühlen, sollten wir uns darauf konzentrieren, unsere persönlichen Stärken zu nutzen und die Vielfalt unserer Persönlichkeiten zu schätzen. Nicht nur die ambivertierte Persönlichkeit bringt Vorteile mit sich.

Die Introvertierten können sich meist etwas besser beim Arbeiten konzentrieren und können durch ihre analysierende Zugangsweise potentielle Fehler erkennen. Introvertierte Menschen reflektieren zudem meist intensiver, sind weniger impulsiv und auch gute Zuhörer, was auch im Privatleben vorteilhaft sein kann. Extrovertierte Menschen sind hingegen gute Teamleader, schaffen es, andere zu motivieren und können auch leicht Kontakte knüpfen. Diese Vorteile können vor allem im Berufsleben von Vorteil sein. Das Schöne daran ist, dass wir alle einzigartig sind und unsere Individualität nicht in eine Schublade passt.

 

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